Abriss in der Innenstadt Der Neubau wird an die „Trikotage“ erinnern

St. Ingbert · In der Poststraße wird derzeit der frühere Zebramarkt abgerissen. An seiner Stelle wird ein Büro- und Wohnkomplex entstehen.

 Wo jetzt am Kreuzungsbereich Schlachthof- und Poststraße in St. Ingbert noch die Bagger regieren, wird bald ein neuer Bürokomplex mit einigen Wohneinheiten stehen. Foto: Cornelia Jung

Wo jetzt am Kreuzungsbereich Schlachthof- und Poststraße in St. Ingbert noch die Bagger regieren, wird bald ein neuer Bürokomplex mit einigen Wohneinheiten stehen. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Spätestens seit man von der Schlachthofstraße vom Bahnhof kommend nicht mehr rechts in die Poststraße einbiegen kann, deutete sich an, dass dort, am Standort des ehemaligen Zebra-Marktes, etwas passiert. Seit zwei Wochen beherrschen Bagger, Mauerreste und Absperrungen das Bild, wo später einmal ein moderner Büro- und Wohngebäudekomplex stehen wird.

Zügig geht es mit dem Rückbau voran, obwohl die Abbruchmassen säuberlich nach Bauschutt, Elektroinstallationen und Stahl- und Metallteilen getrennt werden. Die Bauarbeiter nahmen sich sogar die Zeit, den Kindern aus der benachbarten Kindertagesstätte „Luitpoldschule“ die Geräte zu erklären. Bereits im Vorfeld der Arbeiten kam ein Mitarbeiter des planenden Büros „Giarrizzo Architekten“ in die städtische Einrichtung, um auf die Arbeiten in Steinwurfnähe hinzuweisen, die mit Geräusch- und Staubentwicklung verbunden sein würden.

Jeder andere Nachbar hätte sich bereits zu diesem Zeitpunkt gewünscht, dass dies alles schnell vorbei geht. Nicht so die Kita-Kinder. Steffi Schales, stellvertretende Leiterin der Kita, hat alle Hände voll zu tun, jeden Tag die „Baustellenbesichtigungen“ zu koordinieren. Mit jeweils zwei Gruppen pilgert die Erzieherin täglich an den Rand der Baustelle, auf der es immer Interessantes zu entdecken gibt. Besonders beliebt war es bei den Kindern, wenn der Abbruchbagger kräftig zupackte, Wände einriss oder ein Container von einem Lkw für den Abtransport huckepack genommen wurde.

In der vergangenen Woche entdeckten die Kinder inmitten des Schutts eine kleine Edelstahlspüle, wie sie sich schon lange eine für ihre Spielküche wünschen. Fachmännisch beratschlagten die Kleinen, was an den Becken noch abgeschraubt werden müsse, bis sie für ihre Zwecke taugen. Seit es nebenan so betriebsam ist, haben die Kinder ihren Lieblingsplatz ganz hinten im Garten auf einem Hügel, wo sie über den Großbach hinweg auf das Geschehen schauen. Gerlando Giarrizzo freut dies, denn mit der Kita wolle das Architekturbüro später ein Baustellen-Projekt starten, wofür noch kleine Bauhelme besorgt werden, bevor es zu einem späteren Zeitpunkt offizielle Baustellenführungen für den interessierten Nachwuchs gibt.

Bei den Architekten läuft das Projekt unter der Bezeichnung „P43 – Trikotage“, was sich auf die Adresse und die Vergangenheit des Baugrundes bezieht, wo früher mit der „Trikotage“, neben der Baumwollspinnerei eins von zwei Textilunternehmen, stand. Bei der neu zu errichtenden Fassade werde versucht, die Stützen- und Deckenkonstruktion der „Trikotage“ aufzugreifen. So wird ein alter, nicht mehr vorhandener Industriekomplex neu interpretiert.

„Die Trikotage war damals in meinen Augen eins der schönsten Fabrikgebäude im Saarland“, so Giarrizzo, „wir hätten auch beispielsweise auf dem DNA-Gelände  bauen können, aber das Projekt soll ein Zeichen und ein Bekenntnis zu St. Ingbert sein und ein städtebauliches Signal setzen.“ Man wolle mit dem modernen Komplex, in den unter anderem Anwälte, Steuerberater, ein Wirtschaftsprüfer und eine Ärztin einziehen, neues Leben in die Innenstadt bringen.

„Nicht über St. Ingbert schimpfen, sondern anpacken“, erklärt der Architekt das Engagement in seiner Heimatstadt. An Stelle des flachen, nun dem Erdboden gleich gemachten Gebäudekomplexes, dem „Schandfleck“ wie Giarrizzo ihn nennt, baut der Investor ein repräsentatives Gebäude, dessen Optik von einem achtgeschossigen „Turm“ dominiert wird. Durch die schlechten Bodenverhältnisse sei die Gründung schwierig, so dass sie wahrscheinlich mit Bohrpfählen erfolgen müsse.

 Wo jetzt am Kreuzungsbereich Schlachthof- und Poststraße in St. Ingbert noch die Bagger regieren, wird bald ein neuer Bürokomplex mit einigen Wohneinheiten stehen.

Wo jetzt am Kreuzungsbereich Schlachthof- und Poststraße in St. Ingbert noch die Bagger regieren, wird bald ein neuer Bürokomplex mit einigen Wohneinheiten stehen.

Foto: Cornelia Jung
 Die Kinder der benachbarten Kita Luitpoldschule sind regelmäßig gekommen, um sich den Fortschritt auf der Baustelle in der Poststraße anzuschauen und sich die Geräte erklären zu lassen.

Die Kinder der benachbarten Kita Luitpoldschule sind regelmäßig gekommen, um sich den Fortschritt auf der Baustelle in der Poststraße anzuschauen und sich die Geräte erklären zu lassen.

Foto: Cornelia Jung

Der Komplex erhält außerdem eine Tiefgarage und eine „leichte Gastronomie“. Wie Giarrizzo sagt, werde dies nichts Großes, sondern eine Art Bistro, wo man auf dem Weg zur Arbeit schnell einen Kaffee und ein Croissant kauft, kleinere Gerichte bekommt und wo sowohl „der Bauarbeiter mit schweren Schuhen als auch der Schlipsträger“ willkommen sind. Das Gebäude soll Anfang 2019 bezugsfertig sein.

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