Der Natur-Spielplatz gehört in den App-Store
St. Ingbert · Wie gut, dass dieses Thema auf die Tagesordnung gekommen ist. Wenn jetzt genügend Sachverständige die Situation vor Ort ein- und abschätzen, Eltern vor dem Gelände Mahnwachen einrichten und mit kleinen Pappschildern auf den Ernst der Situation aufmerksam machen, wenn dann womöglich ein Mediator die aufgebrachte Schar verirrter Kommunalpolitiker aus den Wäldern rund um die Stadt zurück und an einen nach Möglichkeit runden Tisch bringt, dann sind wir wieder dort, wo wir sein sollten: in St. Ingbert.Am Wombacher Weiher ist jüngst ein naturnaher Spielplatz entstanden.
Alleine der Begriff muss einen modernen Menschen schon stutzig machen. Wenn sich nun aufmerksame Zeitgenossen sorgen, jenes befremdliche Areal ortsausgangs Richtung Rohrbach könnte ernsthafte gesundheitliche Gefahren für den Nachwuchs bedeuten, so ist dem nur aus tiefster Seele zuzustimmen. Man muss wissen: Auf der Fläche sind Erdhügel und Sandmulden, sogar Wasser war als Unterhaltungsfaktor im Gespräch. Mal abgesehen von all den Bakterien, die in naturbelassenen Böden vorzufinden sind (der Förster, der bei der Sache die Finger im Spiel hatte, müsste davon wissen), mag ein einfaches Beispiel verdeutlichen, warum ein Natur-Spielplatz, dem Din-Norm-gerechte Hölzer, Halterungen und Spielgeräte so fremd sind wie dem Rehlein das Wasserbett, eine mehr als ernste Bedrohung der Gesundheit darstellt: Wie sollen junge Menschen, die Augen fest auf ihr Handy gerichtet, unfallfrei über aufgebockte Naturholzkonstruktionen laufen, die ohne leitende und schützende Gitter gut 50 Zentimeter (!) über den Boden ragen? Schwerste Frakturen sind zu befürchten, wenn diesem Treiben nicht schnell ein Ende gesetzt wird. Deshalb ein dringender Appell an dieser Stelle: Lasst den Rehen die Natur und der Jugend die Smartphones. Wir leben im 21. Jahrhundert!
Mit der richtigen App sind schon Kleinkinder zufriedenzustellen. Da wird sich doch auch eine nette Spielplatz-Animation auftreiben lassen.
