Der Mix aus Richteramt und Verwaltungsjob hat seinen eigenen Reiz

St. Ingbert · Die Saarbrücker Zeitung öffnet Türen zu Chefzimmern in St. Ingbert. In welchem Umfeld und in welcher Atmosphäre wird gearbeitet? Heute Teil 6: Marion Walther ist Direktorin des Amtsgerichtes St. Ingbert.

 Marion Walther an ihrem Schreibtisch. Foto: Yvonne Handschuher

Marion Walther an ihrem Schreibtisch. Foto: Yvonne Handschuher

St. Ingbert. Sie ist 47, war lange Jahre Staatsanwältin und ist nun seit 2010 Direktorin des Amtsgerichtes St. Ingbert: Marion Walther hat als Direktorin neben ihrer Verwaltungstätigkeit auch ein volles Richterpensum. Das bedeutet, so berichtet sie im Gespräch mit unserer Zeitung, dass sie alle Strafsachen macht und die Hälfte aller Betreuungssachen. "Meine Arbeit ist reizvoll, ich habe viel Kontakt zu unterschiedlichen Menschen", sagt Walther. Vor allem sei der Mix aus juristischer Arbeit und Verwaltungstätigkeit interessant - wobei die juristische Arbeit überwiege. "Bei den Betreuungssachen ist die soziale Ader gefragt, schließlich hat man da mit hilfsbedürftigen Menschen zu tun. Das Schöne ist, dass diese Arbeit eine ganz andere ist, als wenn man sich mit Strafsachen befasst." Aber auch die Strafsachen macht die Juristin gern. Schließlich war sie jahrelang Staatsanwältin mit "Leib und Seele".Der Wechsel ans St. Ingberter Amtsgericht war für Walther nicht nur eine Beförderung und eine Veränderung des Arbeitsfeldes, sondern er bedeutet für die 47-Jährige sozusagen auch, zu den Wurzeln zurückzukehren. Walther ist nämlich in St. Ingbert aufgewachsen und zur Schule gegangen. "Außerdem bin ich als Richterin mein eigener Herr, als Staatsanwältin war ich weisungsgebunden", so die Juristin weiter.

Erfreulich fand sie auch, dass sie bei Amtsantritt ein sehr aufgeräumtes Gericht vorgefunden habe. Aufgeräumt ist übrigens auch Walthers Schreibtisch. "Das ist meine Arbeitsweise, das brauche ich." Was sie in ihrem Arbeitsumfeld auch braucht, sind Blumen. Ein Hingucker ist eine weiße Orchidee in einem weißen Übertopf. "Das haben mir die Mitarbeiter als ersten Neujahrsgruß geschenkt, darüber habe ich mich sehr gefreut", berichtet Walther. Zu aufgeräumt passt organisiert: "Ich versuche, meiner Woche eine Struktur zu geben, das liegt in meinem Naturell", sagt die zierliche Powerfrau, die nicht nur Juristin, sondern auch Mutter ist und mehrmals die Woche Sport macht. So vereinbart Walther montags und donnerstagsnachmittags Anhörungstermine zu ihren Betreuungssachen, Dienstag hat sie Sitzungstag mit ihren Strafsachen, und die sonstigen Termine baut sie drumherum. Vor allem freut Marion Walther sich, wenn sie in Adoptionssachen, die nicht so oft vorkommen, Leuten eine Freude machen kann.

In die freie Wirtschaft zog es die Juristin nie. Sie wollte schon immer Familie, und das lasse sich in der Justiz besser miteinander vereinbaren. Derzeit ist sie gerade dabei, den Einsatzplan der Praktikanten zu optimieren.

Den Wechsel von der Staatsanwaltschaft zum Amtsgericht St. Ingbert hat Marion Walther keinen Tag bereut. Am Ende des Gesprächs sagt sie fast liebevoll: "Das ist mein Gericht." ywi

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