Flohmarkt in Hassel Der „Krempel“ erzählt eigene Geschichten

Hassel · Der Flohmarkt in Hassel war wieder Treffpunkt für Bummler und Spezialisten auf Schnäppchenjagd.

 Es waren manchmal nur die kleinen Käufe auf dem Hasseler Flohmarkt, die den Besuchern Freude machten. Foto: Cornelia Jung

Es waren manchmal nur die kleinen Käufe auf dem Hasseler Flohmarkt, die den Besuchern Freude machten. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Einmal im Jahr wird der Hasseler Markt seinem Namen so richtig gerecht. Denn am dritten Samstag im September wird dort beim Flohmarkt gesucht, gefunden, gefeilscht und gekauft. Bereits kurz nach fünf Uhr bestückten am vergangenen Samstag die ersten Anbieter ihre Stände, denn sie hielten es mit dem Spruch, der rund um den Marktplatz traditionell gilt: „Der frühe Vogel fängt den Wurm“.

Während die erfahrenen Sammler wissen, dass sie für besondere Schnäppchen nach acht Uhr nicht mehr kommen brauchen und rastlos auf der Suche nach der fehlenden Schallplatte zum nächsten Markt weiterziehen, fängt für die anderen, nicht derart spezialisierten Besucher der Tag erst in den folgenden Stunden so richtig an. Für diejenigen, die „einfach nur mal gucken, aber nix kaufen wollen“ oder die etwas Bestimmtes suchen und dann doch etwas anderes finden. Etwas, zu dem sie bei dem Preis nicht „nein“ sagen können. Es sind diese Erlebnisse und kleinen Freuden, die den Besuch auf dem Hasseler Flohmarkt so besonders machen. Das Ambiente ist so speziell, dass viele der Hobby-Verkäufer ihre Waren nur einmal jährlich und dann eben in Hassel anbieten.

Am Samstag gab es drei „Arten“ von Standbetreibern. Die mit den langen Gesichtern, weil sich kein Umsatz einstellen wollte. Jene, die ebenfalls schlecht verkauften, es sich aber unverdrossen mit Cremant, Kaffee, lieben Freunden oder positiven Gedanken an ihrem Stand gemütlich gemacht hatten sowie einige, die ein richtig gutes Geschäft verzeichnen konnten.

Ein Profi-Flohmarkthändler aus Saarbrücken, der nach eigenen Aussagen sogar sieben Angestellte hat, die deutschlandweit auf verschiedenen Flohmärkten „ausschwärmen“, gehörte am Samstag sicherlich zu den Erstgenannten. Auf die Frage, was sich denn besonders gut verkaufe, gab es ein „nix“ als Antwort.

Ganz so kann man das nicht stehen lassen, denn ein Ehepaar erstand ein Puzzle vom Matterhorn und einige Holland-Andenken. Sie waren glücklich mit ihrem Kauf, denn für die Hobbypuzzler waren die 2000 Teile mit dem blau-weiß gescheckten Berg eine Herausforderung und die Keramikteile vervollständigten eine bestehende Sammlung. Beim Bezahlen lieferte der Verkäufer gleich die Info mit, dass er schon oft auf dem Berg gestanden habe, den es nun aus Pappteilen zusammenzusetzen galt.

 An diesem Stand ging es den jungen Frauen nicht nur ums Verkaufen, sondern vor allem in netter Runde zusammen zu sein. Foto: Cornelia Jung

An diesem Stand ging es den jungen Frauen nicht nur ums Verkaufen, sondern vor allem in netter Runde zusammen zu sein. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung
 Falk (links) kaufte in Hassel Stefan das letzte der aufwendig hergestellten Technik-Modelle ab. Hier wurde nicht nur gekauft, sondern vor allem über die handwerkliche Leistung gefachsimpelt.

Falk (links) kaufte in Hassel Stefan das letzte der aufwendig hergestellten Technik-Modelle ab. Hier wurde nicht nur gekauft, sondern vor allem über die handwerkliche Leistung gefachsimpelt.

Foto: Cornelia Jung

Am Stand ein paar Schritte weiter bot eine junge Frau unter anderem Modeschmuck und mehrere Wecker der gleichen Sorte an. Ein Werbegeschenk, wie sie sagte. Zu Hause gebe es noch eine ganze Kiste davon. Und ihren Freundinnen, die ihr im Campingstuhl sitzend Gesellschaft leisteten, erzählte sie eine Story, dass man schon wegen dieser „Dinger“ an einem Flughafen auf Sprengstoff kontrolliert worden sei. Es sind auch diese Gespräche, die den Marktbesuch so interessant machen. Viele Dinge, die andere als Krempel abtun, haben ihre ganz eigene Geschichte. So die Technik-Modelle, die ein St. Ingberter für die Witwe eines verstorbenen Vereinskollegen verkaufte und die sehr gefragt waren. So beispielsweise ein Eisenbahngeschütz, dessen Original im Krieg eingesetzt wurde. Falk kaufte eins der Modelle und freute sich wie ein Schneekönig. „Das hat der Mann damals alles selbst hergestellt. Die Kanonen, wie hier die ,Dicke Berta‘, sind selbst gedreht. Für das Modell hat er bestimmt ein Jahr gebraucht“, war er fasziniert vom handwerklichen Können. Diese Arbeit und der ideelle Wert seien unbezahlbar und doch bekam er das Modell für vergleichsweise wenig Geld. Eben das macht den Reiz eines Flohmarktes aus.

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