Der Club der Weltmeisterinnen

St. Ingbert. Die eine schaffte es in 25,6 Kilometern auf der Straße, die andere brauchte 300 Kilometer im Gelände dazu - doch das Ergebnis war das gleiche: der Weltmeistertitel. Gabriela Schumacher und Nicola Nesselberger vom Radsportclub (RSC) St. Ingbert feierten Ende August jeweils den größten Erfolg ihrer Karriere

St. Ingbert. Die eine schaffte es in 25,6 Kilometern auf der Straße, die andere brauchte 300 Kilometer im Gelände dazu - doch das Ergebnis war das gleiche: der Weltmeistertitel. Gabriela Schumacher und Nicola Nesselberger vom Radsportclub (RSC) St. Ingbert feierten Ende August jeweils den größten Erfolg ihrer Karriere. Schumacher im Zeitfahren, Nesselberger im 24-Stunden-Mountainbike-Rennen.

Zwei Weltmeisterinnen aus einem Verein - welcher Zaubertrank wird denn beim RSC gereicht? "Keiner", lacht Schumacher, "aber das ist doch herrlich. Wir trainieren zusammen, obwohl Nicola ausdauernde, lange und ich schnelle, kurze Strecken fahre. Wir motivieren uns gegenseitig", erklärt sie den Erfolg der Clubkameradinnen.

Gold in Südafrika

Für Schumacher kam dieser Erfolg am 23. August im südafrikanischen Pietermaritzburg bei regnerischem Wetter wie aus heiterem Himmel. Die gestaffelten Starts beim Zeitfahren der Weltmeisterschaften für Masters und Amateure trugen ihren Teil dazu bei. "Mir war es noch nicht einmal klar, als ich im Ziel angekommen bin. Da mich niemand überholt hat, habe ich mir nur gedacht, dass es für eine Medaille gereicht haben könnte", erinnert sich Schumacher schmunzelnd. Es reichte. Zur Goldmedaille. Die Bedingungen auf südafrikanischem Boden kamen ihr dabei zugute. "Es waren überall Löcher auf den Straßen, teilweise lag Zuckerrohr auf der Strecke. Dadurch brachten die High-Tech-Geräte einiger Gegnerinnen keinen großen Vorteil, da man eben nicht nur bollern konnte", erzählt die Sulzbacherin. Mit dem ungewöhnlichen Streckenprofil kam die 45-Jährige am besten zurecht - wenngleich das Teilnehmerfeld in ihrer Altersklasse (45 bis 49 Jahre) sehr überschaubar war. 15 bis 20 schätzt sie: "Viele Fahrerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz fehlten, weil ihnen der Weg zu weit war. Aber wer nicht kommt, kann nicht gewinnen." Dem Stolz über den Titel tut dies bei ihr aber keinen Abbruch.

Stolz auf ihre Leistung ist auch Nicola Nesselberger. Drei Tage nach dem Coup von Schumacher gelang ihr ebenfalls ein Husarenritt. Ihrer dauerte allerdings 24 Stunden. So lange fuhr sie auf der Rundstrecke um die Maxhütte im bayerischen Sulzbach-Rosenberg. Eine Runde entsprach sieben Kilometern. In den vergangenen Jahren belegte sie bei der WM einen vierten, dritten und zweiten Platz. "Dieses Jahr sollte es dann klappen", berichtet die Homburgerin von ihren ehrgeizigen Zielen. Mit 300 Kilometern hatte sie schließlich die Konkurrenz in Grund und Boden gefahren. Nur kurze Pausen gönnte sie sich dazwischen.

Warum dieser Blödsinn?

Doch wie kommt man eigentlich auf die wahnsinnige Idee, einen ganzen Tag am Stück in die Pedale zu treten? "Die Tage nach den Rennen stelle ich mir auch immer die Frage, warum ich diesen Blödsinn mache", gesteht die 43-jährige Krankenschwester lachend. Dann schmerzt jeder Schritt, der Körper schreit nach Schlaf. "Aber bei mir ist es einfach so, je länger ich fahre, desto besser geht es mir. Und das Gefühl über die Ziellinie zu fahren, ist einfach grandios", sagt Nesselberger - und hat den gleichen euphorischen Unterton wie Schumacher in ihrer Stimme.

rsc-mtb.de

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