Kinowerkstatt St. Ingbert Filme über recht ungewöhnliche Menschen
St Ingbert · Das Programm der Kinowerkstatt St. Ingbert wirft in den nächsten Tagen Blicke auf eine nicht alltägliche Beziehung und einen kaum durchschaubaren Charakter.
Zwei Filme sind in den nächsten Tagen in der Kinowerkstatt in der St. Ingberter Pfarrgasse zu sehen. Im Film „A E I O U - Das schnelle Alphabet der Liebe“ begehrt die unvergleichliche Sophie Rois (Anna) einen sehr viel jüngeren Mann. Zu sehen ist die Geschichte am Freitag, 8. Juli, um 20 Uhr sowie am Sonntag, 10. Juli, um 19 Uhr. Anna wird überfallen: Im Neonlicht vor der Paris-Bar raubt ihr ein junger Mann die Handtasche. Dabei war der Tag ohnehin schon mies. Anna ist in einem Alter - um die 60. Kurze Zeit später trifft sie den Dieb unverhofft wieder, als er vor ihrer Altbauwohnung steht. Sie soll ihm Sprechunterricht geben. Adrian, so heißt er, lebt bei Pflegeeltern, geht noch zur Schule und soll für eine Theateraufführung fit gemacht werden. Und so üben die beiden sprechen und richtig atmen und umkreisen sich liebevoll, sie kocht ihm Suppe, er stiehlt eine Designertasche für sie. Und irgendwie sind sie dann so etwas wie ein Liebespaar. Georg Seeßlen schreibt: „Es ist einer der sieben Gründe, ins Kino zu gehen: Leichtigkeit. Filme, die sich um nichts scheren als die Freude an ihrem Spiel. Filme, die man behänderen Fußes und entspannteren Herzschlags verlässt, auf Wolkenschuhen womöglich. Ein Effekt, der leider nicht lang anhält. Rasch holt dich das Gewicht der Wirklichkeit wieder zurück. Aber er war da, dieser Moment. Nenne es meinethalben Glück.“
Er war die Entdeckung der diesjährigen „Encounters“-Sektion der Berlinale: In seinem zweiten Film „Axiom“ erzählt Jöns Jönsson von einem systematischen Lügner. „Axiom“ startet jetzt in der Kinowerkstatt und ist am Samstag, 9. Juli, und Montag, 11. Juli, jeweils um 20 Uhr zu sehen. Die Hauptrolle Julius spielt Moritz Treuenfels: Auf den ersten Blick wirkt Julius wie ein aufgeweckter junger Mann – doch er entpuppt sich als notorischer Lügner. Julius hat einen Job als Aufsicht in einem Kunstmuseum. Dort gibt es einen neuen Kollegen, Erik (Thomas Schubert). Julius lädt ihn, zusammen mit anderen Kollegen, zu einer Bootstour ein, die er, wie wir erfahren, offenbar schon ein paar Mal abgesagt hat. Julius Familie gehört ein Boot, schließlich ist er von der Mutter her adelig. Sagt er. „Mehr sollte über den Film aber nicht verraten werden, denn der Reiz der toll inszenierten und noch besser gespielten Geschichte (neben Treuenfels sticht, wie eigentlich immer, Thomas Schubert aus dem Ensemble hervor) ist, dass man so gut wie nichts über Julius weiß und sich ständig ein neues Bild von ihm zusammensetzen muss. Die Spannung, die dabei entsteht, geht unter die Haut. „Axiom ist ein Krimi, der keinem Verbrechen, sondern Menschlichkeit auf der Spur ist: Warum wir lügen, warum wir vertrauen, wo wir auch auf Julius hereingefallen wären, wo wir misstrauisch geworden wären. Sicherheiten gibt es kaum welche in Axiom – nur die, dass mit Jönsson ein echtes Regietalent auf den Plan getreten ist“ (Hannah Pilarczyk, Spiegel online).