Kinowerkstatt St. Ingbert Zwei Filme über Christoph Schlingensief

St. Ingbert · Das Wochenende in der Kinowerkstatt St. Ingbert ist ganz dem früh verstorbenen, außergewöhnlichen Regisseur gewidmet.

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Foto: SZ

Die Kinowerkstatt St. Ingbert zeigt an diesem Wochenende den Film „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“ (Deutschland, 2020), in dem die Filmemacherin Bettina Böhler dem verstorbenen Regisseur Christoph Schlingensief ein Denkmal setzt. Die Musik dazu wurde komponiert von Helge Schneider. Der Film läuft am Samstag, 29. August, 18 Uhr; Sonntag, 30. August, 18 Uhr; und am Montag, 31. August, um 20 Uhr. Bettina Böhler lässt das Leben und das Werk des Künstlers, der 2020 seinen 60. Geburtstag gefeiert hätte, Revue passieren. Seine Geschichte, von seinen ersten Super-8-Filmen bis zum Fluxus-Oratorium, wird anhand von zahlreichen, teilweise unveröffentlichten Filmausschnitten, Privatvideos und Theatermitschnitten erzählt.

Schlingensief-Kenner Georg Seeßlen schreibt dazu: „Zehn Jahre nach seinem Tod lässt ihn Bettina Böhler in ihrem klugen Dokumentarfilm auf die Gegenwart los. Ein Enfant terrible war Christoph Schlingensief nie. Nicht als Mensch, da war er nämlich ein durchaus dankbarer Sohn, der seine Eltern in Ehren hielt und nie das Oberhausener Kleinbürgermilieu verleugnete, aus dem er kam. Als Zeitgenosse war er so liebenswürdig wie respektvoll, er hat nicht im Namen einer Generation, nicht im Namen einer Bewegung rebelliert, sondern als Person. Schlingensief machte ein Kino, das sich zum sozialen Raum hin öffnet, ein begehbares und beseeltes Kino, ein Kino, in dem man lebendig wird, statt zu verdämmern.“ Der Dokumentarfilm „Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien“ ist nicht bloß eine Annäherung, eine Hommage, ein Porträt, eine Werkschau, sondern eine wirkliche Reflexion. Er besteht aus Archivmaterial, das in einer Form des endlos geflochtenen Bandes montiert ist und es gibt nur eine Person, die Schlingensief beschreibt, analysiert, kritisiert und deutet: Christoph Schlingensief. Ein Glücksfall dabei ist das Material aus Schlingensiefs Kindertagen, die Aufnahmen, die der Vater von Christoph machte, die ersten eigenen Erfahrungen mit der Kamera, die dadaistischen Filmsplitter.

Am Montag, 31. August, um 18 Uhr wird „Knistern der Zeit“ (Deutschland, 2012) von Sibylle Dahrendorf mit Christoph Schlingensief, Diébédo Francis Kéré, Aino Laberenz, B. Henri Kéré, Stanislas Meda, Thierry Kobyagda, Thomas George, Celina Nicolay, Familie Sidibé, Familie Diallo, wiederholt. Der Film erzählt die Geschichte eines scheinbar unmöglichen Projekts: Ein afrikanisches Bayreuth, eine Oper in Afrika. Im Mittelpunkt Christoph Schlingensief, der Künstler aus Deutschland, und Diébédo Francis Kéré, der Architekt und Häuptlingssohn aus Burkina Faso. Im Jahr 2011 ist das seit 2009 geplante Projekt „Festspielhaus Afrika“ des Theatermachers Christoph Schlingensief endlich Wirklichkeit geworden - kurz vorher starb der Initiator nach langjähriger Krebserkrankung. Doch entstanden ist in der Nähe von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Faso‘s das erste Dorf in Afrika, das nur für den kulturellen Austausch und die Kunst lebt. Der Film begleitet die Entstehungsphase des Projekts bis zum heutigen Stand des Operndorfs mit eigener Schule, Sportplatz, Krankenstation, Restaurant oder Gästehäusern. Schlingensiefs Anspruch, auf spielerische Weise Großes zu erschaffen, ist Wirklichkeit geworden. Die Eröffnung im Jahre 2011 erlebte er nicht mehr.

 Szenen aus „Schlingensief - In das Schweigen hineinschreien“. Der Film kam am 20. August in die Kinos und ist an diesem Wochenende auch in der Kinowerkstatt zu sehen.

Szenen aus „Schlingensief - In das Schweigen hineinschreien“. Der Film kam am 20. August in die Kinos und ist an diesem Wochenende auch in der Kinowerkstatt zu sehen.

Foto: dpa/-

Mehr Informationen unter www.kinowerkstatt.de.

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