Kinowerkstatt Über Rassismus und junge Seenotretter

St. Ingbert · Das Programm der Kinowerkstatt St. Ingbert bietet in den kommenden Tagen thematisch eine große Vielfalt.

 Der dänisch-amerikanische Schauspieler Viggo Mortensen (links) und US-Schauspieler Mahershala Ali in einer Szene des Films „Green Book“. Der mit einem Oscar ausgezeichnete Film läuft heute Abend in der Kinowerkstatt St. Ingbert.

Der dänisch-amerikanische Schauspieler Viggo Mortensen (links) und US-Schauspieler Mahershala Ali in einer Szene des Films „Green Book“. Der mit einem Oscar ausgezeichnete Film läuft heute Abend in der Kinowerkstatt St. Ingbert.

Foto: dpa/Patti Perret

Am Freitag, 26. Juli, nur um 20 Uhr läuft in der Kinowerkstatt der Oscar-Gewinnerfilm (Bester Film) „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ (USA 2018) von Peter Farrelly mit Viggo Mortensen, Mahershala Ali, Linda Cardellini, Sebastian Maniscalco, Dimiter D. Marinov und P.J. Byrne. Die USA im Jahr 1962: Dr. Don Shirley (Mahershala Ali) ist ein begnadeter klassischer Pianist und geht auf eine Tournee, die ihn aus dem verhältnismäßig aufgeklärten und toleranten New York bis in die amerikanischen Südstaaten führt. Als Fahrer engagiert er den Italo-Amerikaner Tony Lip (Viggo Mortensen), der sich bislang mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten und etwa als Türsteher gearbeitet hat. Während der langen Fahrt, bei der sie sich am sogenannten Negro Motorist Green Book orientieren, in dem die wenigen Unterkünfte und Restaurants aufgelistet sind, in dem auch schwarze Gäste willkommen sind, entwickelt sich langsam eine Freundschaft zwischen den beiden sehr gegensätzlichen Männern. Dabei lässt Peter Farrelly keinen Zweifel daran, dass seine Nostalgie nicht dem Rassismus im „damaligen“ Amerika gilt.

Anlässlich des Preises für die Iuventa-Crew (Potsdam feiert seine Seenotretter und zeichnet sie mit dem Preis für Zivilcourage und gelebte Demokratie aus), zeigt die Kinowerkstatt noch einmal den Film „Iuventa Seenotrettung – ein Akt der Menschlichkeit“, am Samstag, 27. Juli um 18 Uhr. Er waren die wohl schlimmsten Momente im Leben des 40 Jahre alten Potsdamers Sascha Girke, wenn er mit der Crew des Seenotrettungsschiffs „Iuventa“ Flüchtlinge im Mittelmeer sterben sah. Aber es gab auch die besseren draußen auf hoher See: Wenn die Besatzung, wie im Juni 2016, an nur einem Tag mehr als 1000 Menschen aus Schlauchbooten oder mit Rettungswesten an Bord half und ihre Leben rettete. Lautstarker Beifall brandete auf, als Schubert anlässlich der Laudatio von Gesine Schwan die Leistungsbilanz der Crew vortrug. Von 2016 bis 2017 retteten die Flüchtlingsretter bei 16 Missionen mehr als 14 000 Menschen aus dem Mittelmeer. Girke war Einsatzleiter.

„Für mich ist es ein sehr schönes Gefühl, in einer Stadt zu leben, die unsere Arbeit auf diese Weise würdigt“, sagte Girke. „Zehn von uns werden in Italien strafrechtlich verfolgt, Verfahrenskosten in Höhe von mindestens 500 000 Euro kommen auf uns zu plus 15 000 Euro für jeden illegalen Flüchtling“, so Girke. Das Preisgeld, sagte Girke, fließe „in den großen Topf, aus dem wir die ungeheuren Kosten der Verfahren begleichen“. Der Film „Iuventa : Seenotrettung - Ein Akt der Menschlichkeit“ von Michele Cinque zeigt, wie eine Gruppe junger engagierter Menschen im Herbst 2015 in Berlin die Initiative „Jugend rettet“ gründet. Über eine Crowdfunding-Kampagne kaufen sie einen umgebauten Fischkutter und taufen ihn auf den Namen „Iuventa“. Im darauffolgenden Jahr startet ihr Schiff zu seiner ersten Mission und schließt sich den Schiffen verschiedener NGOs, der italienischen Küstenwache sowie der Marine an. Nach über einem Jahr Einsatz und rund 14 000 auf hoher See geretteter Menschen wurde im August 2017 das Schiff plötzlich beschlagnahmt und von den italienischen Behörden in Lampedusa festgesetzt. Seitdem kursiert unter anderem der Vorwurf der Kooperation mit Schlepperbanden. Eine Anklage ist jedoch bis heute nicht erfolgt. Die bewegende Geschichte wurde von Regisseur Michele Cinque festgehalten. Über ein Jahr lang verfolgt der Film das Leben der jungen Protagonisten, fängt die gesamte Spanne der Mission ein, beginnend mit dem Moment, in dem sie in See stechen und ihr unglaubliches Vorhaben wahr wird, bis zu dem Punkt, an dem dieses mit der politischen Realität kollidiert.

Am Samstag, 27. Juli, um 20 Uhr läuft der Oscar-Film „The Favourite – Intrigen und Irrsinn“ von Yorgos Lanthimos mit Olivia Colman, Rachel Weisz, Emma Delves, Faye Daveney, Emma Stone, Paul Swaine, Jennifer White, LillyRose Stevens und Denise Mack (120 Minuten). Im 18. Jahrhundert herrscht die kranke und aufbrausende Königin Ann am englischen Hof. Weder ihre Gesundheit noch die politische Lage des Landes hat sie unter Kontrolle. Ihre engste Vertraute Lady Sarah kümmert sich um die launische Königin. Als deren Cousine Abigail, welche ihren Adelstitel verloren hat, an den Königshof kommt, wird Königin Anne bald auf sie aufmerksam. Zwischen den beiden Frauen entbrennt eine erbitterte Rivalität um die Gunst und Liebe der Königin.

Im Kinder- und Familienkino läuft am Sonntag, 28. Juli, um 16 Uhr der sehenswerte tschechische Spielfilm „Ab ans Meer!“ von Jiří Mádl (91 Minuten, ab 8 Jahren). Der elfjährige Thomas bekommt zu seinem Geburtstag eine Kamera geschenkt und beschließt, einen Film zu drehen - ganz im Stile seines großen Vorbilds Miloš Forman. Er filmt seine Familie, seine Freunde und seine erste große Liebe. Als Thomas herausfindet, dass sein Vater ihn anlügt, macht er sich zusammen mit seinem besten Freund Harris daran, das Geheimnis zu lüften.

„Die wahren Abenteuer sind im Kopf, sei Poet“, so Andre Heller in seinen Liedern und auch in dem Film, der seine Biographie, zur Grundlage hat. Ein „Feuerwerk der Fantasie“ ist vielleicht die treffendste Beschreibung für den Film „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“ (Österreich 2019). Der Film läuft weiter am Sonntag, 28. Juli, um 20 Uhr. Bereits um 18 Uhr am Sonntag, 28. Juli, ist ein Interview mit Andre Heller über sein Leben und seine Lebensphilosophie „Wer wagt, bewegt sich – von der Innovation als Lebensart“ zu sehen (Eintritt frei).

 Der Dokumentarfilm Film „Iuventa“ beleuchtet die Arbeit der Initiative „Jugend rettet“ im Mittelmeer.

Der Dokumentarfilm Film „Iuventa“ beleuchtet die Arbeit der Initiative „Jugend rettet“ im Mittelmeer.

Foto: Filmverleih Farbfilm
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