Kinowerkstatt St. Ingbert Eine traurige, geniale Stimme des Jazz

St. Ingbert · Menschen aus aller Welt auf neuen Wegen und das Leben einer Jazz-Sängerin: Diesen beiden Themen widmet sich das Programm der Kinowerkstatt St. Ingbert an diesem Wochenende.

Wie sieht eine zukunftsfähige Welt aus? Wie könnte das Leben auf der Welt aussehen, wenn es nicht von Gier und Ausbeutung überschattet wäre? Für seinem neuen Film „But Beautiful” (Deutschland, Österreich 2019), soll heißen: „Das Leben ist schön, aber...“ hat sich Erwin Wagenhofer („Lets make money“, „We feed the world“) auf die Suche nach Menschen mit Visionen gemacht, die mit ihrem Tun ganz neue Wege beschreiten. In der Kinowerkstatt St. Ingbert ist der Film weiterhin zu sehen am Freitag, 13. Dezember, am Samstag, 14. Dezember und am Montag, 16. Dezember, jeweils um 20 Uhr. In seinem neuesten Film sucht er das Schöne und Gute und zeigt Menschen, die ganz neue Wege beschreiten. „So zum Beispiel Bunker Roy, der 1972 im indischen Rajasthan das preisgekrönte „Barefoot College“ mitgründete - ein Pionier alternativer Bildungskonzepte. Hier werden vor allem Frauen aus ärmsten Dörfern (nicht nur in Indien) zu Solartechnikerinnen ausgebildet – und dann wieder auf das Land gesandt, um dort auch als Multiplikatorinnen zu wirken. Das schafft auch mehr Respekt für die Frauen selbst, die Roy für die zukünftigen “Changemaker„ der Erde hält.“ (epdFilm)

Permakultur-Visionäre auf La Palma, die das auf den Kanaren durch Raubbau verwüstete Land naturgerecht wiederbeleben, ein Förster, der die gesündesten Häuser der Welt entwickelt und ökologisch einwandfreie Mehr-Schicht-Dämm-Bauplatten verwendet ,oder der Dalai Lama als ewig heiterer Gewährsmann spiritueller Erweckung, ein geistliches Oberhaupt mit Schalk und essentiellen Botschaften und seine tibetische Schwester mit großem Herz für die Jugend. Ein junges Jazztrio, ein etablierter Pianist, eine beseelte kolumbianische Sängerin, die uns den Klang der Schönheit vermitteln. „But Beautiful“ verbindet sie alle und macht Mut.

Der Sonntagabend, 15. Dezember, ist ab 18 Uhr ganz der traurigen und genialen Stimme des Jazz gewidmet: Nina Simone! Um 18 Uhr ist „What Happened, Miss Simone?“ der biografische Dokumentarfilm mit Musik aus dem Jahr 2015 von Liz Garbus über und mit der US-amerikanischen Jazz- und Bluessängerin, Pianistin und Songschreiberin zu sehen. Gezeigt werden verschiedene Lebensphasen im Leben der Nina Simone, die als Eunice Kathleen Waymon im Bundesstaat North Carolina geboren wurde. Sie selbst bezeichnete ihre Musik stets als Black Classical Music. Ihren Nachnamen „Simone“ wählte sie, da sie die französische Schauspielerin und Schriftstellerin Simone Signoret verehrte. Liz Garbus stellte viele verschiedene Filmdokumente zusammen, aus denen sich ein detailliertes Porträt einer Künstlerin ergibt, die eine Getriebene war. Der Film zeigt Simone bei verschiedenen Live-Auftritten und ist mit zahlreichen Songs von Simone unterlegt. Liz Garbus führte viele Einzelgespräche, so beispielsweise mit Lisa, der Tochter von Nina Simone, sowie mit dem langjährigen Gitarristen der Künstlerin, Al Schackman. Auch aus diesen Gesprächen ergibt sich die Widersprüchlichkeit, die mit der Person Nina Simone einherging. Sehr bewegend ist vor allem das Interview mit Lisa Simone Kelly, und deren Erinnerungen an ihre Kindheit mit einer Mutter, die nicht fähig ist, sie bedingungslos zu lieben.

Gezeigt werden auch die letzten Lebensjahre der Künstlerin, die sie in Europa verbrachte, hin- und hergerissen zwischen gefeiertem Star und nahe an der Pleite, oft einsam und krank. Die Zeit in Südfrankreich steht auch im Mittelpunkt des Spielfilms „Nina“, der um 20 Uhr im Anschluss an den Dokumentarfilm zu sehen ist. „Nina“ lief bereits letzte Woche im Rahmen der Reihe „Jazzfilm - Raritäten“ in der Kinowerkstatt. Die Regisseurin Cynthia Mort zeigt in dem Spielfilm mit toller Musik aus dem Jahre 2016 das Leben dieser Ausnahmesängerin, großartig und glaubwürdig gespielt von Zoe Saldana. Bereits im Alter von vier Jahren beginnt die in North Carolina geborene Nina Simone mit den Klavierspielen. Später gibt die hochtalentierte Frau Unterricht, wodurch sie auch zum Gesang kommt. 1957 veröffentlicht sie schließlich ihr erstes Album, nur kurze Zeit später wird sie von ihren Fans als „Hohepriesterin des Souls“ bezeichnet. Einem breiteren Publikum bekannt wurde sie, als man 1987 bei Chanel die Idee hatte, ihren Song „My Baby Just Cares For Me“, den sie 1958 für ihr erstes Album „Little Girl Blue“ aufgenommen hatte, für eine Parfümwerbung zu verwenden. Nina Simone passt in keine der gängigen Musik-Schubladen. Sie sang Jazz – den sie „Black Classical Music“ nannte -, Blues, Folk, Gospel, Protestsong bis hin zum Soul/Pop. Zudem war sie eine klassisch ausgebildete Pianistin, Arrangeurin und Komponistin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort