Kinowerkstatt St. Ingbert Zarte Gefühle und ganz harte Jungs in der Kinowerkstatt

Homburg/St. Ingbert · „Mein Leben mit Amanda“ und „Die glorreichen Sieben“ sind am Wochenende in der Kinowerkstatt zu sehen.

 Vincent Lacoste als David und Isaure Multrier als Amanda im Film „Mein Leben mit Amanda“.

Vincent Lacoste als David und Isaure Multrier als Amanda im Film „Mein Leben mit Amanda“.

Foto: Nord-Ouest Films / MFA

Der Film „Mein Leben mit Amanda“ (Frankreich 2018), Regie: Mikhaël Hers, mit Vincent Lacoste, Stacy Martin, Greta Scacchi, Isaure Multrier, Marianne Basler und Jonathan Cohen ist auch diese Woche in der Kinowerkstatt St. Ingbert heute, 11. Oktober, und am Sonntag, 13. Oktober, dann in der französischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln, jeweils um 20 Uhr zu sehen. Mikhaël Hers‘ Film hebt an wie eine leichte Sommerkomödie und wandelt sich dann stilsicher in ein feinsinniges Melodram. Er erzählt wunderbar feinfühlig und berührend vom Zueinanderfinden zweier Menschen, die ungleicher nicht sein könnten. Vor allem die schauspielerische Leistung von Vincent Lacoste, einem der Shooting-Stars des jungen französischen Kinos als David, und der jungen Isaure Multrier als Amanda treffen mitten ins Herz des Zuschauers. Ein kleines Filmjuwel!

Der Ritt geht weiter durch die Filmgeschichte mit männlichen Helden in der Reihe „Kinohelden der Filmgeschichte“ mit Yul Brynner, Steve McQueen, Eli Wallach, Robert Vaughn, Charles Bronson und James Coburn in „Die glorreichen Sieben“ von John Sturges (USA 1960), zu sehen in der Kinowerkstatt morgen, 12. Oktober, und am Montag, 14. Oktober, jeweils um 20 Uhr. „Das Inszenieren eines Western ist für jeden Regisseur eine Art Doktorarbeit“, hat Sergio Leone, der vielleicht größte postklassische Westerninnovator, geschrieben.

Vor genau drei Jahren, 2016, kam Antoine Fuqua‘s Version des Klassikers „Die glorreichen Sieben“ mit Denzel Washington und Ethan Hawke in die Kinos und scheiterte, denn die kompetenten Schauspieler, allen voran Denzel Washington, können sich nicht entfalten in Antoine Fuqua‘s Remake des Genreklassikers. Woran das liegt? Zu wenig Dialog. In alten Western wird mehr geredet, als man denkt.

Der Westernklassiker „Die glorreichen Sieben“ aus dem Jahr 1960 war selbst ein Remake des japanischen Films „Die sieben Samurai“ von Akira Kurosawa. John Sturges übertrug Akira Kurosawas Film aus dem Jahr 1953 aus Japan in den Wilden Westen, indem er aus den edlen Schwertkämpfern raue Revolverhelden machte.

Jedes Jahr nach der Ernte wird ein kleines mexikanisches Dorf von einer Räuberbande heimgesucht und ausgeplündert. In ihrer Not heuern die Bauern sieben Revolvermänner zu ihrem Schutz an, die die Farmer erst einmal im gekonnten Umgang mit Waffen unterrichten. Als die Banditen pünktlich nach der nächsten Ernte zurückkehren, erwartet sie eine Überraschung. Die Helden sind Yul Brynner, Steve McQueen, Charles Bronson, James Coburn, Robert Vaughn, Eli Wallach und der junge Horst Buchholz, der ursprünglich nur für eine Nebenrolle vorgesehen war. Weil die mexikanische Regierung sich nicht damit anfreunden konnte, dass das Drehbuch als tapfere Helden ausschließlich Texaner vorsah, ernannte man Horst Buchholz kurzerhand zum „Alibi-Mexikaner“ und verschaffte ihm so seinen ersten Erfolg im US-Kino.

Zum Bundesstart zeigte die Kinowerkstatt letzte Woche den Film „Normal“ (Italien/Schweden 2019). Der Film läuft auch diese Woche, am Sonntag, 13. Oktober, um 18 Uhr. Mädchen müssen hübsch sein, Jungs echte Macker. Das ist normal, das gilt für alle. Wirklich? „In hochästhetischen Bildern zeigt die italienische Regisseurin Adele Tulli Wunsch- und Zerrbilder unserer heteronormativen Welt. Ein herrliches Pamphlet.“ (Cinema) Regie führte die italienische Feministin Adele Tulli. Tullis bildgewaltige Dokumentation richtet die Kamera auf alltägliche Handlungen und Szenen. In langen, ruhigen Einstellungen zeigt sie, wie Mädchen zu Prinzessinnen geschminkt werden, wie ein Vater seinen Sohn auf ein Motorradrennen begleitet und wie kreischende Teeniemädchen sich mit dem angehimmelten YouTube-Star ablichten lassen. Sie zeigt Jungs beim Ego-Shooter-Spielen, verfolgt das Fotoshooting eines frisch verheirateten Paares, zeigt ausufernde Junggesellinnenabschiede, filmt einen Kurs, der jungen Männern zeigen soll, wie man zum Alphamännchen wird, und einen, in dem Frauen lernen sollen, wie man dem Mann in der Ehe am besten dienen kann. Dabei bleibt Tulli konsequent beobachtend, fast distanziert. In der kommentarlosen Aneinanderreihung dieser unzähligen stereotypen Handlungen ist letzten Endes dann doch ein Kommentar enthalten.

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