Kinowerkstatt Das Leben eines begnadeten Gitarristen

Homburg/St. Ingbert · Die Kinowerkstatt zeigt am kommenden Sonntag und Montag den neuen Film „Django – Ein Leben für die Musik“.

 Django Reinhardt (Reda Kateb) mit Frau Naguine (Beata Palya, links) und Mutter Negros (Bimbam Merstein) in einer Szene des Films „Django - Ein Leben für die Musik“.

Django Reinhardt (Reda Kateb) mit Frau Naguine (Beata Palya, links) und Mutter Negros (Bimbam Merstein) in einer Szene des Films „Django - Ein Leben für die Musik“.

Foto: dpa/Roger Arpajou

Die Veranstaltungsreihe „Jazzfilm-Raritäten“ in der Kinowerkstatt St. Ingbert, Pfarrgasse 49, startet am kommenden Sonntag, 29. Oktober, um 19 Uhr (Wiederholung am Montag, 30. Oktober, um 20 Uhr) mit dem Django Reinhardt-Spielfilm „Django – Ein Leben für die Musik“ (Frankreich 2017), Regie: Etienne Comar, Darsteller: Reda Kateb, Cecile de France, Bea Palya, Musik: Django Reinhardt beziehungsweise Stochelo Rosenberg. Es war der Eröffnungsfilm der Berlinale in diesem Jahr. Zusätzlich zu diesem Spielfilm werden vor und nach dem Film seltene Filmdokumente zu Django Reinhardt gezeigt. Die Einführung zum Film hält der saarländische Jazz-Gitarrist Heiner Franz. An insgesamt fünf Abenden von Oktober 2017 bis Februar 2018 präsentieren die Kinowerkstatt St. Ingbert, die Volkshochschule St. Ingbert und der Freundeskreis Jazz St. Ingbert diese Reihe mit Spielfilmen, Dokumentationen und Musik. Étienne Comar ist der erste Regisseur überhaupt, der einen Film über den Gitarristen Django Reinhardt gedreht hat, und das, obwohl das Leben dieses Ausnahmemusikers Stoff für weit mehr als nur für einen Film liefert. Sowohl biografisch, als auch musikalisch.

1910 erblickte Jean Reinhardt in Belgien das Licht der Welt. Später wurde er unter dem Namen Django bekannt und gilt heute als einer der wichtigsten Begründer des europäischen Jazz. Schon als Kind erlernte Django das Spielen der Violine, des Banjos und schließlich der Gitarre. 1934 gründete er zusammen mit Stéphane Grappelli, seinem Bruder Joseph, dem Gitarristen Roger Chaput und dem Bassisten Louis Vola das Quintett. Trotz des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs und seiner Sinti-Zugehörigkeit hielt Reinhardt auch nach 1939 an der Jazz-Gruppe fest. Paris 1943: Django Reinhardt ist der Star der Pariser Jazz-Szene. Der begnadete Jazzgitarrist ist auf dem Gipfel seines Erfolges: Abend für Abend spielt er in ausverkauften Sälen und begeistert das Publikum mit seinem Gypsy-Swing, einer Musik voller Lebenslust und Witz, der sich auch die deutschen Besatzer nicht entziehen können. Selbst die deutschen Offiziere sind von seiner Musik begeistert. Entartet oder nicht, egal. Reinhardt wähnt sich als beliebter Künstler vor dem Rassenwahn der Nazis sicher, doch seine Auftritte sind eine Gratwanderung.

Während andere Sinti in ganz Europa verfolgt werden, kann sich Django auf Grund seiner Popularität in Sicherheit wiegen, bis ihn die Nationalsozialisten auf Tournee nach Deutschland schicken wollen: Django weigert sich. Seine Pariser Geliebte hilft ihm, mit seiner schwangeren Frau und seiner Mutter an der Schweizer Grenze unterzutauchen. Hier trifft er auf Mitglieder seiner weitverzweigten Familie, die ebenfalls auf der Flucht sind. Über den Genfer See will er in die Schweiz gelangen, doch die Nazis sind ihm dicht auf den Fersen.

 Django Reinhardt (Reda Kateb) beim Konzert .

Django Reinhardt (Reda Kateb) beim Konzert .

Foto: dpa/Roger Arpajou

In seinem Regiedebüt porträtiert Étienne Comar einen unkonventionellen Künstler und Freigeist, dessen Leben so improvisiert war wie seine Musik. Vor die Frage gestellt, ob er seine Kunst politisch missbrauchen lässt, muss er eine existenzielle Entscheidung treffen. Reda Kateb brilliert in der Rolle des Ausnahme-Künstlers an der Seite von César- Gewinnerin Cécile de France.

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