Kinowerkstatt St. Ingbert Diese Filme laufen in der Kinowerkstatt

St Ingbert · Zwei eher dokumentarische Arbeiten, aber auch ein spannendes Werk stehen von diesem Freitag bis kommenden Montag in der St. Ingberter Pfarrgasse auf dem Programm.

Ein Film über den berühmten Pianisten Igor Levit ist an diesem Freitag in der Kinowerkstatt St. Ingbert zu sehen.

Ein Film über den berühmten Pianisten Igor Levit ist an diesem Freitag in der Kinowerkstatt St. Ingbert zu sehen.

Foto: dpa/Carsten Koall

 Igor Levit, einer der besten Pianisten der Welt, trat vor einigen Jahren auch im Saalbau in Homburg auf. Das Konzert war ausverkauft. In dem Film „Igor Levit. No Fear“ von Regina Schilling, am Freitag, 2. Dezember, nur um 19 Uhr in der dritten Woche in der Kinowerkstatt in der St. Ingberter Pfarrgasse zu sehen, sind wir vor der Tür dabei, ehe Levit den Konzertsaal betritt – und sehen, wie er den Saal danach wieder verlässt beziehungsweise noch einmal zurückkehrt, da der Applaus nicht aufhört. Ebenso dürfen wir miterleben, wie der Musiker mit dem Produzenten und Tonmeister Andreas Neubronner eng und voller beidseitigem Respekt an Aufnahmen arbeitet – auch dann, wenn es gerade mal nicht so gut zu laufen scheint und Levit am Ende wie erschossen auf dem Boden des Aufnahmeraums liegt. Ein faszinierendes Porträt eines politischen Menschen, der während der Corona-Zeit 52 Hauskonzerte gab. Am Ende von „Igor Levit. No Fear“ sehen wir, wie Levit ein Konzert für Umweltaktivisten im Dannenröder Wald spielt. Er ist ganz bei sich, ohne Furcht.

Der Film „Nebenan“ von Daniel Brühl läuft am Samstag, 3. Dezember, 19 Uhr, und am Sonntag, 4. Dezember, 19 Uhr. Er ist zunächst von aalglatter Art, der berühmte Jetset-Schauspieler auf dem Weg nach London. Die Luxuswohnung in Berlin-Prenzlauer Berg dient als Basis für ihn und seine deutsch-spanische Familie. Auf dem Weg nach London zu einem wichtigen Vorsprechen macht er kurz Halt in der Kneipe um die Ecke. Danach ändert sich sein Leben abrupt. Nichts ist mehr wie vorher. Die Begegnung mit einem „Bekannten“ (Peter Kurth) ist „die eiskalt servierte Racheaktion eines zutiefst verletzten Mannes, dessen Beweggründe lange unklar sind. Mit vielen unerwarteten Wendungen bleibt es bis zuletzt spannend. Mit der von ihm gespielten Figur beweist Brühl, welches schauspielerische Talent in ihm steckt.“ (Teresa Vena auf kino-zeit.de)

Dem DDR-System war er verdächtig. In der Bundesrepublik engagierte er sich gegen Neonazis und für Migranten. Jetzt ist der unangepasste Jenaer Jugendpfarrer Lothar König in Rente. Sein Sohn verabschiedet ihn mit einer schönen Doku, jetzt in der Kinowerkstatt zu sehen: „König hört auf“ läuft am Montag, 5. Dezember, um 19 Uhr. Fast 30 Jahre lang leitete Lothar König die Gemeinde in Jena als Jugendpfarrer. In den letzten sechs Monaten vor dem Ruhestand hat sein Sohn Tilman ihn mit der Kamera begleitet. Gleich zu Beginn gelingt ihm dabei eine programmatische Szene: Vom Dom, in dem die Kirchenglocken läuten, schwenkt die Kamera herab auf den Eingang zu einem Keller, der sich als Proberaum einer Punkband erweist. Zwischen diesen beiden Welten, der luftigen Höhe der Kanzel und dem geerdeten Protest Jugendlicher, hat Lothar König zeitlebens vermittelt. Und zwar auf eine unnachahmliche Art. Vor dem nationalsozialistischen Untergrund NSU hat König schon früh gewarnt: Beate Zschäpe und Uwe Mundlos, Initiatoren der gewaltbereiten Rechten, kannte er persönlich aus der Szene. Bei entsprechenden Demonstrationen fand man ihn stets in der ersten Reihe. Bereits sein stilvoll vergammeltes Auftreten mit selbst gedrehter Kippe im Mundwinkel.

Daniel Brühl (rechts ) und Peter Kurth in einer Szene des Films „Nebenan“.

Daniel Brühl (rechts ) und Peter Kurth in einer Szene des Films „Nebenan“.

Foto: Reiner Bajo
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