Das hätte Ingobertus gefallen"Das Stadtfest gehört einfach hierher"
St. Ingbert · Ein neuer Oberbürgermeister beim Fassanstich war die einzige Änderung in diesem Jahr. Auch bei der 35. Auflage des Ingobertusfestes bewährte sich der Mix aus Live-Auftritten, Mitmachaktionen für Kinder und leckerem Essen und Trinken. Für die Stimmung bei Super-Wetter sorgten die Gäste dann selbst.Die St. Ingberter haben sich an das verkleinerte Fest gewöhnt. Wetter und Angebote überzeugten die Gäste. Man kam zum Feiern, Zuhören und pflegte Kontakte, die es ohne das Stadtfest gar nicht mehr geben würde.
St. Ingbert. Nach den Änderungen im vergangenen Jahr rechnete man im Vorfeld des 35. Ingobertusfestes mit dem Schlimmsten. Schließlich war aufgefallen, dass die Werbebanner, die fürs Fest warben, ebenfalls anders aussahen. Hieß es seit geraumer Zeit Sankt Ingbert, war man wieder zur Kurzform übergegangen, und das Biosphärenlogo fehlte ebenso. Spätestens beim Fassbieranstich am Freitag allerdings hatten sich alle Bedenken zerstreut. An ein paar kleine Änderungen hatten sich die Festgäste schnell gewöhnt. Was war das schon gegen das Hin und Her der vergangenen Monate, man denke an die Stadtpolitik. Um so mehr wollte man feiern und das Hier und Jetzt genießen. Jeder fand seine Nische, ob im Restaurant im Schatten etwas abseits der Feiermeile oder in der Sonne an den Vereinsständen mittendrin. Blasmusik, Rock, Swing, Kinderlieder oder aber Musik aus der Konserve. Jeder fand seinen Lieblingsort und hielt ihm nach einigen Wechseln die Treue. Kaum war man um die Ecke gebogen, hatte man ein neues Musik- oder Geschmackserlebnis. Die Partnerstädte St. Herblain, Rhodt unter Riedburg und Radebeul verwöhnten die Gäste mit Crêpes und Wein, andernorten konnte man sich schnell an sommerliche Mixgetränke gewöhnen.Wer auf mehr als die "üblichen Verdächtigen" Rostwurst, Frikadelle oder Schwenker Appetit verspürte, nahm Angebote wie Leberknödel, die es hinter der alten Kirche gab, chinesische oder türkische Spezialitäten gerne an. Während im Bermudadreieck an normalen Tagen eher beschauliche Stille herrscht, rockten am Samstagabend mehrere Bands die Bühne. Satter Sound und volle Bässe begeisterten das Publikum, wo am Nachmittag noch Kinderlachen vorherrschte. Dino Gondi war aus Reden gekommen, um sich Streicheleinheiten abzuholen, es konnte gebastelt, gehüpft und geworfen werden. Besonders beliebt war das "Entchenangeln" beim Technischen Hilfswerk, denn ein Geschicklichkeitsspiel verbunden mit Wasserspaß kam bei den hohen Temperaturen gerade recht. Nebenan auf der Kamikaze-Alm des Skiclubs herrschte reges Treiben und das trotz des etwas abgeschlagenen Platzes in der Pfarrgasse. "Das ist einfach der Stand mit der besten Stimmung und der geilsten Musik", war immer wieder zu hören. Etwas ruhiger ging es auf der Bühne am Schmelzerparkplatz am Nachmittag zu. Dort präsentierte der Friseursalon Peter Beck aus Spiesen-Elversberg, was Mann und Frau partytauglich macht. "Monströs, pompös, voluminös", geizten die Moderatoren nicht mit Superlativen. Vielleicht sieht man den einen oder anderen Festbesucher beim nächsten Mal mit solch einem "organisierten Lockenchaos". Verabredungen für die nächsten Feiern wurden während des Stadtfestes jedenfalls reichlich getroffen. St. Ingbert. Gelöste Stimmung, zufriedene Gesichter beim St. Ingberter Stadtfest. Täuscht der äußere Schein, oder sind die Besucher tatsächlich glücklich mit ihrem Ingobertusfest? Gerade die Einheimischen müssen es wissen, denn sie mussten sich in den vergangenen Jahren an einige Änderungen gewöhnen. Helga und Bernd Roth sind gekommen, um den Rentrischer Musikverein zu unterstützen, für Musikernachwuchs zu werben und ganz nebenbei alte Kontakte zu pflegen. "Wir sind zufrieden mit dem Fest. Die geben sich alle wirklich Mühe", so die Rentrischerin. An manchen Ständen hätte sie sich gewünscht, dass der betreibende Verein deutlicher hervorgehoben wird. Ihr Mann findet das Ambiente gut und sagt nur kurz und knapp: "Das Wetter passt." Dem gab es bei strahlendem Sonnenschein nichts hinzuzufügen. Annemarie Theis kann sich immer noch nicht damit anfreunden, dass es in der Rickertstraße keine Stände mehr gibt. Doch das Positive überwiegt: "Das Stadtfest ist schön, da trifft man Leute, die man schon ewig nicht mehr gesehen hat. Dafür geht man doch da hin. Außerdem finde ich es toll, dass sich manchmal zwei Organisationen zusammengetan haben, die mit ihre Einsatz auch versuchen, das Stadtfest aufrecht zu erhalten." Dabei denkt sie vor allem an den Chor der Josefskirche und den MGV Frohsinn, die hinter der Alten Kirche eine schöne Nische gefunden haben und sich die Verantwortlichkeit für Essen und Trinken teilen. Ellen und Lothar Becker saßen am Samstag in der Sonne und genossen die Blasmusik. Die St. Ingberterin hat den Eindruck, "dass das Fest beliebt ist, und auch zu später Stunde kommen noch Gäste von außerhalb". Doch auch ein wenig Kritik klingt an, denn sie findet es im hinteren Bereich der Kaiserstraße zu eng. Die Tische stünden zu weit im Weg. Auch anderen Besuchern ist dies schon aufgefallen, und am Freitagabend bildeten sich dort "Knoten" und manch einer wählte den Weg zurück. Niemand ließ sich dadurch die Laune verderben. "Schließlich gehört der Körperkontakt doch zu einem solchen Fest dazu", wie eine älterer Herr schmunzelnd einwirft. "Wenn wir nicht zum Ingobertusfest gehen würden, hätten wir zu Hause Hummeln im Hintern", so Ellen Becker. Und ihr Mann bringt es auf den Punkt: "Das Stadtfest gehört einfach hierher." St. Ingbertern, die an beiden Tagen feierten, fiel auf, dass am Freitag mehr Betrieb war. Am Samstag gab es dafür die Gelegenheit, das bisschen Platz für Tanzeinlagen zu nutzen. con
Foto: Cornelia Jung
Foto: Cornelia Jung
Auf einen Blick
Das Fest verlief aus polizeilicher Sicht alles andere als ruhig. Es herrschte erhöhtes Einsatzaufkommen, bei dem es zu jeweils zwölf Einsätzen wegen alkoholisierter Personen und Auseinandersetzungen kam. Es gab sieben Strafanzeigen aufgrund von Körperverletzung sowie eine Anzeige wegen Sachbeschädigung. Gegen eine Person wurde Strafanzeige wegen des Mitführens von Betäubungsmitteln gestellt. con