Stadtrat St. Ingbert Kriegt St. Ingbert ein Fahrrad-Parkhaus?

St. Ingbert · Werden Fahrradfahrer in St. Ingbert stiefmütterlich behandelt, was Abstellmöglichkeiten für die Räder betrifft? Zu dieser Thematik wird jetzt der Stadtrat tagen.

 Eigentlich sind die Fahrradstellplätze am Rathaus vorbildlich, doch sie werden kaum genutzt.

Eigentlich sind die Fahrradstellplätze am Rathaus vorbildlich, doch sie werden kaum genutzt.

Foto: Cornelia Jung

St. Ingbert möchte Familienstadt sein, nennt sich „Tor zur Biosphäre“, schreibt sich die „Mobilität der Zukunft“ auf die Fahne und lässt ein „Klimaschutzteilkonzept“ entwickeln. Viele Überlegungen sind darauf ausgerichtet, Emissionen zu reduzieren, womit nicht nur der E-Mobilität eine besondere Bedeutung zukommt, sondern auch der Fahrradnutzung. Dafür müssten aber Anreize geschaffen werden. Das sehen nicht nur die Radbegeisterten und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) so, sondern auch die Familienpartei, die das Thema „Absperrbare Fahrradboxen am Bahnhof/ Generelle Abstellmöglichkeiten für Fahrräder/ Pedelecs/ Lademöglichkeiten für Pedelecs und E-Bikes“ auf die Tagesordnung der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Biosphäre und Umwelt setzen ließ. Nach langem Anlauf seien in der vergangenen Ratsperiode endlich die absperrbaren Fahrradboxen am St. Ingberter Bahnhof realisiert worden, wie es in einem Schreiben von Roland Körner (Familienpartei) an die Stadtverwaltung hieß. Doch es bedürfe noch mehr Anreize, um das Fahrrad als Beförderungsmittel attraktiv zu machen. Körner bat die Verwaltung zu prüfen, ob das Aufstellen weiterer Fahrradschließfächer im Stadtgebiet sinnvoll ist und bat außerdem um Auskunft, wie die bestehenden Boxen angenommen werden. Des Weiteren wünschte er eine Aufstellung, wo im öffentlichen Raum Räder abgestellt werden könnten, da viele Fahrradfahrer fehlende Möglichkeiten bemängelten. Der städtische Klimaschutzmanager Hans-Henning Krämer nahm die Ausschussmitglieder auf einen virtuellen Stadtrundgang in Form einer Fotoschau mit um zu zeigen „wie in St. Ingbert mit dem Thema Fahrrad umgegangen wird“. Er begann seine „Tour“ am Rendezvous-Platz, wo mit dem überdachten Fahrradabstellplatz „an falscher Stelle geklotzt wurde“, da er kaum genutzt werde. In der innerstädtischen Kaiserstraße gebe es alle 50 Meter rote Bügel zur Fahrradbefestigung, während in der Fußgängerzone dahingehend „tote Hose“ herrsche. Viele Behelfselemente, die als Abstellgelegenheit dienen sollen, seien nicht zu erkennen, unpraktisch oder schlichtweg nicht vorhanden. Vor der Stadtbibliothek seien nur noch veraltete Reste vorhanden, am neuen Familienhilfezentrum seien keinerlei Vorrichtungen. Bei den Sportstätten fällt das DJK Sportheim negativ auf. „Das geht gar nicht. Da sind Leute, die Sport machen und teilweise mit dem Fahrrad kommen“, so Krämer. Auch bei den Schulen sehe es nicht viel besser aus. An der Rischbachschule habe er lange suchen müssen, bevor er eine Abschließgelegenheit auf deren oberster Ebene gefunden habe. „So etwas gehört unten auf den Platz und dann mit einer vernünftigen Ausstattung“, so Krämer, der entsprechende Fahrradabsteller auch an der Pestalozzischule vermisste, „das ist für Schüler keine Motivation, mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen.“ Als ein Fazit hielt er fest, dass vor allem an öffentlichen Einrichtungen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gebraucht werden. Bisher seien sie überwiegend ohne System errichtet worden. Auch der Bahnhof habe in dieser Hinsicht noch Potenzial. So gebe es zwar die Fahrradboxen, aber keinerlei Hinweis, zu welchen Bedingungen sie wo zu mieten seien. Er brachte die Errichtung eines Fahrradhauses ins Gespräch, das man als eine Art Käfig auf dem neben den Fahrradboxen gelegenen „entbehrlichen Parkplatz“ errichten könnte. „Das wäre die erste Anlage im Saarland – das wäre ein Aushängeschild für die Stadt. Ich bitte um Unterstützung“, wandte er sich an den Ausschuss. Er sei von der Notwendigkeit überzeugt, da es ein Angebotsdefizit gebe, und auch davon, dass die „Fahrrad-Infrastruktur an prominente Plätze“ gehöre. Dadurch würde die Nutzerfreundlichkeit erhöht. Gerade dem Bahnhof als Umsteigepunkt käme eine Vorreiterrolle zu. Auf Nachfrage eines Ausschussmitglieds informierte Thomas Diederichs, Leiter der Abteilung Verkehr im Rathaus, darüber, dass die Boxen am Bahnhof für Lademöglichkeiten von E-Bikes nachrüstbar sind. Sie würden von der Bevölkerung gut angenommen. Seines Wissens seien noch wenige anmietbar. Aus dem Gremium gab es noch Hinweise darauf, dass kaum Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an Supermärkten vorhanden und auch die Ortsteile damit noch wenig ausgerüstet seien. „Wenn das Verkehrskonzept fertig ist, werden wir alle Anregungen zusammenführen. Aber irgendwo müssen wir jetzt anfangen“, findet Klimaschutzmanager Krämer, „wir erhoffen uns für das Fahrradhaus ein Signal vom Stadtrat.“ Eine Beschlussvorlage könne bereits im nächsten Ausschuss vorliegen.