Das Dilemma in der Abriss-Frage

Der St. Ingberter Stadtrat hatte in dieser Woche gute Gründe, die Entscheidung erst einmal aufzuschieben, ob der Schornstein im Innovationspark Beckerturm abgerissen werden kann.

Eine deutliche Mehrheit der Volksvertreter folgte dabei dem Bauchgefühl: Ein solches das Stadtbild prägendes Bauwerk darf nur verschwinden, wenn es keine andere Lösung gibt. Der Vertagungsbeschluss bringt allerdings nur eine kurze Denkpause, das grundsätzliche Dilemma bleibt bestehen.

Der Eigentümer des Innovationsparks führt starke Fakten ins Feld: Die Gefahr für Beschäftigte und Besucher auf dem ehemaligen Brauerei-Gelände zwingt zu raschem Handeln. Die Sanierung des Kamins ist aber sehr teuer. Das nötige Geld haben weder der Besitzer, noch die Stadt oder die Denkmalbehörde des Landes in ihren klammen Kassen - und kurzfristig schon gar nicht. Diese Sachzwänge legen einen Abriss nahe.

Aber auch die Befürworter eines Schornstein-Erhalts haben ernst zu nehmende Argumente: Vorneweg den symbolischen Wert des Denkmals, den eine reine Nützlichkeitsdebatte nicht bemessen kann. Zudem muss neben dem Becker-Kamin das übrige Brauerei-Ensemble im Blick bleiben. Wer jetzt einem ersten Abriss zustimmt, schafft womöglich einen Präzedenzfall, der Stadt und Land eingeholt, wenn auch der Beckerturm wie absehbar in ein paar Jahren als Sanierungsfall wackelt.

Wegen des Zeitdrucks wird es schwer, die unversöhnlichen Positionen zwischen wirtschaftlichen Zwängen und lokalpatriotischen Wünschen in Einklang zu bringen. Dennoch sollten Eigentümer, Stadt und Land versuchen, über den Schornstein-Notfall hinaus einen gemeinsamen Plan zu entwickeln, welche Gebäude auf dem Brauerei-Gelände dauerhaft erhalten bleiben sollen und wie das zu bezahlen ist. Dann wäre viel gewonnen, selbst wenn der Kamin fällt.

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