Das cineastische Vermächtnis Christoph Schlingensiefs

St. Ingbert. Die Kinowerkstatt St. Ingbert, Pfarrgasse 49, zeigt am heutigen Freitag um 19 Uhr, am Sonntag um 18 Uhr sowie am Montag, 30. Juli, um 20 Uhr den Film "Knistern der Zeit" von Sibylle Dahrendorf. Sein Operndorf in Burkina Faso war der letzte Traum von Christoph Schlingensief

 Der verstorbene Regisseur Christoph Schlingensief (rechts) mit dem Architekten seines Operndorfes in Burkina Faso. Das Dorf ist Thema des Films "Knistern der Zeit". Foto: Michael Bogar/dpa

Der verstorbene Regisseur Christoph Schlingensief (rechts) mit dem Architekten seines Operndorfes in Burkina Faso. Das Dorf ist Thema des Films "Knistern der Zeit". Foto: Michael Bogar/dpa

St. Ingbert. Die Kinowerkstatt St. Ingbert, Pfarrgasse 49, zeigt am heutigen Freitag um 19 Uhr, am Sonntag um 18 Uhr sowie am Montag, 30. Juli, um 20 Uhr den Film "Knistern der Zeit" von Sibylle Dahrendorf. Sein Operndorf in Burkina Faso war der letzte Traum von Christoph Schlingensief. Was ist das für ein Projekt, das da buchstäblich in der Pampa, auf einem von Bäumen und Savanne umgebenen Stück Land, eine Stunde von Ouagadougou entsteht? Eine Mischung aus Kulturzentrum und Schule. Ein Ort für Aufführungen, Konzerte, Gastspiele. Und auch eine Art spirituelles Vermächtnis, ein aus Lehm und Backstein gebautes kulturelles Mausoleum für den Künstler Christoph Schlingensief, der sich vor der Kamera dauerredend mit seinem Gefolge bewegt.Sibylle Dahrendorfs Film folgt dem Operndorf-Projekt vom allerersten Anfang bis zu Schlingensiefs Tod und darüber hinaus. Man erlebt die Suche nach der passenden Location, die Treffen mit den Funktionsträgern, die logistischen Schwierigkeiten, den immer wieder stockenden Bau, dazu parallel montiert die Proben zu einer Aufführung, in der sich das Projekt selbst reflektiert. Ausgelassene Freudentänze bei der Schuleröffnung in einem der ärmsten Länder Afrikas, in Burkina Faso. 50 Kinder gehen jetzt in die Schule. 2009 war das kaum vorstellbar. Es ist das Vermächtnis des Ausnahmekünstlers Christoph Schlingensief. Seine Vision von einem Operndorf in Afrika ist Wirklichkeit geworden.

Zur Schule in der Village Opera sollen noch eine Krankenstation, ein Kino und ein Theater hinzukommen. Es ist ein visionärer Begriff davon, was Oper sein kann. Vom Plan bis zur Eröffnung im Oktober 2011 vergingen nur drei Jahre. Auf einem Hügel, 30 Kilometer von der Hauptstadt Ouagadougou entfernt, würde das Projekt entstehen. "Das ist ein Traumland, das ist doch super", sagte Schlingensief, als er den Ort gefunden hatte. Schlingensiefs unzählige Handy-Videos hat sie als zusätzliche Perspektive in den Film eingebaut. Es war Schlingensiefs Traum, dass die Kinder in Burkina Faso eine eigene Kamera bekommen und filmen sollen. Nicht nur Lesen und Schreiben soll hier gelehrt werden, sondern auch Filmen und Tanzen. Die Schule hat gleich im ersten Jahr eine eigene Filmklasse bekommen. Christoph Schlingensief starb im August 2010. Sein Tod ist eine Zäsur, doch kein Stillstand. Seither führen seine Witwe Aino und der Architekt Francis Keré die Arbeit fort. Schlingensief wollte immer weitermachen. Das Projekt vollenden trotz seiner schweren Krankheit. Es war die Sehnsucht, die alle mit ihm teilten: Weitermachen, jetzt erst recht, erfüllt von der Mission, dass weiterlebt, was Schlingensief begonnen hat.

Der Rolling-Stones-Film "Shine a Light" (USA 2007) läuft noch einmal am Samstag, 28. Juli, um 21 Uhr. Der nordische Film "Sons of Norway" ist erneut zu sehen in der Kinowerkstatt am heutigen Freitag um 21.45 Uhr, am Sonntag um 20 Uhr, sowie am Montag um 18 Uhr. red

kinowerkstatt.de

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