Neuer Pfarrer für St. Ingbert Ein Pfarrer, der Weltoffenheit groß schreibt

St. Ingbert · Der 35-jährige Daniel Zamilski übernimmt ab 1. August die Stelle als leitender Pfarrer für die Katholiken in St. Ingbert-Mitte.

 Blick auf die Kirche St. Josef in St. Ingbert. Sieben Katholische Gotteshäuser und zwei evangelische Kirchen gibt es insgesamt in der Mittelstadt.

Blick auf die Kirche St. Josef in St. Ingbert. Sieben Katholische Gotteshäuser und zwei evangelische Kirchen gibt es insgesamt in der Mittelstadt.

Foto: Nina Drokur

Ein breites, warmes Lächeln ist das erste das auffällt, als Pfarrer Daniel Zamilski an diesem sonnigen Frühlingstag im Pfarrbüro Heiliger Ingobertus in St. Ingbert ankommt. Er ist für eine Teambesprechung aus Landau angereist. Von St. Ingbert kennt der gebürtige Kaiserslauterner bisher nur die Prälat-Goebel-Straße, wo sich das Pfarrbüro befindet. Das wird sich bald ändern, denn ab 1. August übernimmt er von Dekan Andreas Sturm die Stelle als leitender Pfarrer.

 Daniel Zamilski wurde 2008 zum Priester geweiht.

Daniel Zamilski wurde 2008 zum Priester geweiht.

Foto: Nina Drokur

Eine spannende Aufgabe, auf die sich der 35-Jährige freut, vor der er aber auch eine gehörige Portion Respekt hat. Immerhin fallen unter die Obhut der St. Ingberter Gemeinde Heiliger Ingobertus sieben Kirchen. Bisher war Zamilski kooperierender Pfarrer in Landau, davor Kaplan in Bexbach und Edenkoben. Dort hatte er mit der Verwaltung, etwa mit den Finanzen, Personalangelegenheiten oder der Kita nichts am Hut. Das wird sich vermutlich ändern und er befürchtet, von vielem keine Ahnung zu haben. „Ich werde da ein bisschen ins kalte Wasser geworfen, aber ich hoffe, dass die Verwaltung fitter ist, als ich“, sagt er und lacht.

Aufgewachsen ist der heute 35-Jährige in Kaiserslautern. Pfarrer Norbert Kaiser, damals Pfarrer seiner Heimatpfarrei St. Martin, ist Zamilskis großes Vorbild. „Seine Art Kirche und Glaube zu leben, seine Spiritualität, seine unfassbare Weite“, zählt Zamilski die positiven Eigenschaften des Pfarrers auf, der ihn so geprägt hat. Aus den freundlichen blauen Augen spricht wahre Bewunderung. „Ich weiß nicht, ob ich ohne ihn heute hier sitzen würde“, sagt er und hofft und bemüht sich, genauso weltoffen zu sein.

Konkrete Pläne für St. Ingbert hat er nicht. Das lasse er auf sich zukommen. Während seiner Zeit als Kaplan in Bexbach habe sich die Jugendarbeit als besonders wichtig herausgestellt. In Landau sei es eher die Erwachsenen-Katechese gewesen. Deshalb heißt es in St. Ingbert erst mal aus dem Fenster schauen, beobachten und sich klar machen „Wo bin ich hier? Wer sind die Leute?“

Wichtig ist für ihn, Glaube und Welt nicht zu trennen. Beides gehöre zusammen. Und das versucht er in seinen Predigten in konkreten Worten ohne Floskeln zu vermitteln. „Lamm Gottes, Dreifaltigkeit, Sünder – Katholiken flüchten sich oft in diese kirchlichen Vokabeln, ohne zu wissen, was sie bedeuten.“ Er bemühe sich um eine normale Sprache. „Man muss sich über Glaube unterhalten können, wie bei einem Glas Bier in der Kneipe“, sagt er locker.

„Mit Gott leben, ist auch für mich als Pfarrer nicht einfach. Es ist auch für mich ein Ringen. Manchmal zweifele ich auch“, gibt er zu. Das immer mehr vor allem junge Leute der Kirche fernbleiben, merkt auch er. Dann sei besonders eine Gruppenbindung wichtig. Pfadfinder etwa oder Messdiener. „Die Jugendlichen müssen merken: Wir haben hier einen Platz, wir dürfen hier sein.“ Dabei sei nicht die Reihenfolge, erst Glauben und dann gehört man dazu. Das sei falsch. Man könne auch gemeinsam den Glauben finden. Und hierfür braucht es Ansprechpartner, die selbst begeistert sind. Und authentisch.

Er stellt sich die Frage, wie er die Botschaft zeitgemäß vermitteln kann. In Sachen Social Media könnte die Kirche seiner Meinung nach mehr tun. Er sei lange auf Facebook gewesen, um mit den Leuten in Kontakt zu bleiben. Dort habe er sich aber abgemeldet, nutze heute hauptsächlich noch den Nachrichtendienst Whatsapp. Er wagt auch einen Blick zu den Freikirchen. In Landau gebe eine große freikirchliche Gemeinschaft. „Die ist am Puls der Zeit“, sagt Zamilski und erzählt von Bands, einem gut vernetzten Social Media-Auftritt und mit welcher Freude dort Religion gelebt wird oder wie Jugendliche offen in Bibelgesprächen über ihren Glauben sprechen. „Von denen können wir sehr viel lernen. Darin sollte man auch keine Konkurrenz sehen, das wäre ein großer Fehler, sondern eher eine Chance.“ Für ihn ist der Inhalt wichtig. „Die Verpackung kann man ändern.“ Was nicht heißt, dass er keinen Wert auf die Tradition legt. Ganz im Gegenteil: „Ich mag das Traditionelle, die Gotteslob-Lieder. Aber ich weiß, dass das eher etwas für Insider ist. Der Herr ist mit euch, jetzt stehen, dann knien. Das ist erstmal nicht attraktiv. Wir brauchen neben den Sonntagen noch andere Formate.“

In seiner Freizeit geht Daniel Zamilski übrigens gerne Joggen, hat früher viel Tennis gespielt, unternimmt gerne etwas mit Freunden. Und seine vierjährige Katze ist ihm auch immer eine willkommene Abwechslung, wenn sie über seinen Schreibtisch schleicht, während er über seiner theologischen Fachliteratur sitzt, die er auch in seiner Freizeit gerne studiert. „Polly heißt sie. Sie hat keinen christlichen Namen und ist nicht getauft. Sie ist eine Heidin“, scherzt er und zeigt ein paar kleine Kratzer am Handgelenk.

2008 hat Bischof Wiesemann Daniel Zamilski zum Priester geweiht. Sein Resümee nach zehn Jahren? „Kein Resümee zu ziehen. Ich verändere mich, mein Glaube verändert sich, die Leute verändern sich. Wie schlimm wäre es, wenn ich nach 20 Jahren sagen würde: ‚So ich habe jetzt alles gesehen. So läuft es jetzt.‘ Spannend ist, wenn man sich noch überraschen lassen kann.“ Deshalb rät er: „Neugierig bleiben.“

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