Chöre meistern Oratorium

St. Ingbert. Mit einem lang anhaltendem Applaus und stehender Ovation bedankte sich das Publikum am vergangenen Samstag in der komplett gefüllten Hildegardskirche für die mitreißende Aufführung des "Paulus" von Felix Mendelssohn Bartholdy

St. Ingbert. Mit einem lang anhaltendem Applaus und stehender Ovation bedankte sich das Publikum am vergangenen Samstag in der komplett gefüllten Hildegardskirche für die mitreißende Aufführung des "Paulus" von Felix Mendelssohn Bartholdy. Das Oratorium um den Heiden-Apostel Paulus wurde unter der Leitung des Dekanatskantors und Dirigenten Christian von Blohn in einer verkürzten Version vorgestellt, die etwas mehr als zwei Stunden gedauert hat und die durch den Verzicht auf die Nr. 19 bis 21 im ersten Teil und die Nr. 32 bis 36 im zweiten Teil nichts an Kontinuität verloren hat. Das Oratorium stellt nämlich keine durchgehende Handlung, sondern eine Folge einzelner Szenen in 45 Nummern dar. Im ersten Teil entfiel der Einsatz von Ananias und die Handlung um seine Person, im zweiten Teil des Oratoriums fehlte die Erzählung über die Wunder, die Paulus vollbracht hat genauso wie das chorale Glaubensbekenntnis "Wir glauben an einen Gott". Das tat schon ein wenig weh.Musikalisch genial Der erste Teil der Komposition, der mit der Steinigung des Stephanus beginnt, mit dem Abschied des Paulus von seiner Gemeinde in Ephesus schließt und die Geschichte der Wandlung des Saulus zum Paulus erzählt, ist reich an genialen musikalischen Einfällen, wie zum Beispiel die Turbachöre und Tenor in der Stephanus-Szene oder der ätherische Frauenchor als Stimme Christi.Schon die dreiteilige Ouvertüre stellt die Botschaft "Wachet auf..." in den Mittelpunkt. Das Thema - von tiefen Bläsern fortgeführt - wird zum Leitmotiv des Oratoriums. Mit mehr als 100 Sängern bildete der Chor, bestehend aus dem Chor der Hildegardskirche und dem Collegium Vocale aus Blieskastel eine homogene, beeindruckende Einheit und eine feste Basis für diese Aufführung. Der Chor überzeugte vor allem in den wuchtigen, gewaltigen, energiegeladenen, polyphon angelegten Szenen, in denen das Volk zu Sprache kommt wie "Weg mit dem! Er lästert Gott..." oder "Steinigt ihn."Diese Szenen waren für den Chor auch eine physische Herausforderung, ein gewaltiger Kraftakt.Das Oratorium erforderte von den Sängern eine breite Palette dynamischer Differenzierung. Auch die feinen Nuancen des Ausdrucks, wie bei den Fugen, beherrschte der Chor genauso gut wie die sanften, leuchtenden, milden Töne, die die Stimme Gottes verkörperten. Lediglich bei manchen Choral-Einsätzen wirkten die Stimmen etwas langsam und monoton. Aber auch in diesen Passagen harmonierten sie gut mit dem wunderbaren Orchester der Deutschen Philharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern. Generell verdient das Zusammenspiel von Orchester, Chor und Solisten ein Lob. Die Wärme der Streicher, die vielen Glanzstücke der Bläser und die wunderschön interpretierte Cellopartie bei der Tenor Cavatine "Sei getreu bis in den Tod" überzeugten in der angenehmen Akustik des Kirchenraumes. Die Musiker des Orchesters waren am Erfolg der Aufführung in hohem Maße beteiligt.Glänzendes ZusammenspielDas gleiche gilt natürlich für den Chor und die Solisten. Die Sopranistin Eva Leonardy verkündete den Verlauf der Handlung in zahlreichen Rezitativen mit heller, weicher Stimme, die jedoch am besten in der Arie "Jerusalem" zur Geltung kam. Die umfangreichste Partie hatte der Tenor Algirdas Drevinskas übernommen. Er hatte teilweise die Partie des Evangelisten zu gestalten, mit dem Bassisten Siegmund Nimsgern wunderbare Duette zu singen und die Rollen des Stephanus und Barnabas zu übernehmen. Drevinskas tat das souverän mit präziser Artikulation und großer Sensibilität in einem sehr angenehmen stimmlichen Timbre. Ebenso wie bei dem wandlungsfähigen, ausdrucksvollen Bass von Siegmund Nimsgern war es ein Vergnügen, ihm zuzuhören.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort