Ein schwieriger Schulanfang Noch viele Fragen rund ums Schulessen

St. Ingbert/Bliestal · Es ist noch nicht geklärt, wie die Nachmittagsbetreuung in den Schulen abläuft, wieviel Essen man überhaupt für die Schulen liefern soll und wie der Kantinenbetrieb anlaufen wird. Wer Essen liefert, hängt derzeit in der Luft.

 Eines ist klar: in dieser engen Formation wird es sicher kein Schulessen geben. Aber gibt es überhaupt noch ein Schulessen wie in Vor-Corona-Zeiten?

Eines ist klar: in dieser engen Formation wird es sicher kein Schulessen geben. Aber gibt es überhaupt noch ein Schulessen wie in Vor-Corona-Zeiten?

Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Wie wird es am 17. August weitergehen? Diese bange Frage stellen sich Eltern und Lehrpersonal gleichermaßen. Die Kinder und Jugendlichen natürlich auch, denn die hatten im gerade vergangenen Frühjahr die Hauptlast zu tragen, als Corona-bedingt von heute auf morgen die Schulen geschlossen wurden und man plötzlich zu Hause saß. Anfangs gab es ja noch ein paar Schlauberger, die das Ganze für unverhoffte Ferien hielten, aber schon ziemlich bald wurde allen klar, dass man sich die gute alte Schule mit dem Lehrer oder der Lehrerin vorne am Pult zurückwünschte. Sogar der angeblich so altmodische Frontalunterricht, bei dem man sich immerhin melden und Fragen stellen kann, wurde plötzlich wieder erstrebenswert. Jedenfalls ist er nach Ansicht der meisten Schüler im Rückblick besser als alles, was online veranstaltet wurde.

Das Saar-Kultusministerium hat einen Musterhygieneplan herausgegeben, in dem verzeichnet ist, unter welchen Auflagen der Unterricht ab nächster Woche stattfinden soll. Darin wird grundsätzlich gefordert, dass der Regelbetrieb wieder gestartet werden soll.

Lehrer können sich vor Schulbeginn testen lassen: „Zur Vorsorge gehört auch, dass alle saarländischen Lehrkräfte Zugang zu kostenfreien Testungen auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 bekommen“, sagte Bildungsstaatsekretär Jan Benedyczuk. Kein Wunder, zumal in Mecklenburg-Vorpommern bereits nach ein paar Tagen schon ein Gymnasium schließen musste, weil eine Lehrerin positiv getestet wurde.

Dennoch: Lehrerinnen und Lehrer, die zu Risikogruppe gehören, sind laut Musterhygieneplan verpflichtet, zum Dienst zu erscheinen, allerdings gelten für sie besondere Vorsichtsmaßnahmen: „Einer durch eine ärztliche Bescheinigung nachgewiesenen besonderen Schutzbedürftigkeit wird grundsätzlich durch Ausstattung mit einer Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) durch das das Bildungsministerium als Arbeitgeber Rechnung getragen“, heißt es da. Präsenzpflicht gilt auch für Schülerinnen und Schüler. Einfach zu Hause bleiben geht nicht. „Wird von Erziehungsberechtigten oder volljährigen Schülern die Befreiung vom Präsenzunterricht verlangt, ist dies nur dann zu genehmigen, wenn ein entsprechendes ärztliches Attest vorgelegt wird“, heißt es im Musterhygieneplan. Doch wie wird am Montag nächster Woche wohl der Auftakt ausfallen?

„Ich rechne mit einem Chaos“, sagt Hubert Pirrung. Pirrung ist weder Pädagoge noch Ministerialbeamter, sondern St. Ingberter Unternehmer. Und zwar einer der größten Caterer im Saarpfalz-Kreis, also derjenige, der noch bis in den April die meisten Schulen mit Essen belieferte. Danach konnte er seinen Betrieb erst einmal schließen. Es sei eine harte Zeit gewesen, sagt Pirrung. Doch wer glaube, es laufe für ihn jetzt wieder rund, täuscht sich gewaltig: „Ich weiß nichts. Gibt es überhaupt Essen? Wenn ja, wieviel? Was sollen wir überhaupt vorbereiten?“

Vor allem die Nachmittagsbetreuung, die ja eng mit dem Mittagessen verknüpft ist, sei nicht geregelt. In Vor-Corona-Zeiten habe er 4000 Essen täglich an die Schulen ausgeliefert, sagt Pirrung, „ich wette, es werden bei Schulbeginn noch keine 2000 Essen abgerufen.“ Bei den Schulen könne er derzeit nicht anfragen, da komme noch keine Antwort, mit wieviel „realen Personen“ tatsächlich zum Schulanfang gerechnet werden könne und was nun mit der Nachmittagsbetreuung werde.

Auch die SWA-Werkstatt der Lebenshilfe in Blieskastel, die ebenfalls Schulen mit Essen versorgt, hat noch keine Antwort bekommen, wieviel Essen überhaupt gebraucht würden.

„Ich müsste jetzt einkaufen, weiß aber nicht, wieviel. Ich möchte den Kindern möglichst frische Sachen liefern, aber wenn ich die Hälfte davon in die Tonne werfen kann, bringt das ja auch nichts,“ so Pirrung weiter. Er habe sich beim Saar-Bildungsministerium über die Nachmittagsbetreuung und den Kantinenbetrieb erkundigt, aber alles, was er in Erfahrung bringen konnte, war der Hinweis, er solle sich im Musterhygieneplan zur Schulverpflegung an folgendem Satz orientieren: „Bei der Essensausgabe sind die geltenden Hygienestandards sowie der Infektionsschutz durch den Anbieter zu gewährleisten.“ Das wisse er ohnehin, so Pirrung.

Auch ein Anruf unserer Zeitung beim Bildungsministerium bezüglich des Schulessens und der Nachmittagsbetreuung brachte lediglich einen weiteren Hinweis auf eben jenen Musterhygieneplan.

 So sah sie mal aus, die gute Nachmittagsbetreuung, mit gegenseitiger Hilfe und Hausaufgaben machen. So schnell kommen diese Zeiten nicht wieder.

So sah sie mal aus, die gute Nachmittagsbetreuung, mit gegenseitiger Hilfe und Hausaufgaben machen. So schnell kommen diese Zeiten nicht wieder.

Foto: picture-alliance/ dpa/Patrick Pleul

Einerseits legten die Eltern zu Recht Wert darauf, dass die Kinder in den Schulen ordentliches Essen bekämen, „andererseits hängen wir jetzt bei der Planung völlig in der Luft,“ so Pirrung. Nicht nur er geht davon aus, dass es etliche Lehrer und Schüler geben wird, die bei einer auch nur leichten Zunahme der Infektionszahlen – und danach sieht es derzeit leider aus - mit einem Attest zu Hause bleiben werden. Und nur ein Bruchteil der Schüler zur Nachmittagsbetreuung erscheinen wird. Dann gibt’s eben nur noch Tiefkühlpizza. Die Schulen werden noch lange nicht in der Normalität ankommen.

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