Hospizhelfer Zwölf Hospizbegleiter erhalten ihre Zertifikate

St. Ingbert · Zwölf Männer und Frauen haben sich in ungewöhnlicher Weise ehrenamtlich engagiert: Sie begleiten Sterbende auf ihrem letzten Weg.

Die letzten Tage im Leben nicht allein sein und nicht allein sterben – das ist der Wunsch der meisten, wahrscheinlich sogar aller Menschen. Zwölf Ehrenamtliche haben jetzt ihre Zertifikate als Hospizbegleiterinnen und -begleiter erhalten. Wenn sie gerufen werden, sind sie da – für die Schwerstkranken und ihre Angehörigen. Jetzt gerade können sie vielleicht schon den Anruf erhalten oder sogar bereits das erste Vorgespräch führen. Dann wird es für sie nach der Bewährungsprobe im Praktikum in einem Hospiz oder in einem Altenheim das erste Mal sein, dass sie Sterbende in ihren letzten Tagen begleiten. Zu den zwölf Neuen gehört Silke Edler aus Wemmetsweiler. Die 51-Jährige hat bereits als Krankenschwester entsprechende Erfahrungen gemacht. Heute arbeitet sie als Heilpraktikerin und hat eine eigene Praxis für Naturheilkunde. „Ich will Menschen mit meinen Fähigkeiten helfen. Dazu gehört etwa Klangarbeit. Viele Menschen spüren im Kontakt mit dem Klang ein Gefühl der tiefen Geborgenheit.“ Die Therapeutin brachte bereits viele Kompetenzen mit, die in der Hospizarbeit wichtig sind. Dies gilt auch für Thomas Mersch, dem einzigen Mann in der Runde. Der 55-Jährige aus Breitfurt hat unter anderem viele Jahre als Altenpfleger gearbeitet und dabei auch Menschen in ihren letzten Atemzügen unterstützt und begleitet. In der Gruppe fällt er auf, nicht nur weil er ein Mann ist sondern vor allem wegen seiner besonderen Frohnatur.

Dass Leben am Ende des Tages auch noch immer oder gerade jetzt viel mit Lächeln, Lachen und Humor zu tun haben darf – das war einer der Inhalte der Veranstaltungen, welche die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Hospizkurses 2017 über ein halbes Jahr hinweg besuchten. Dabei diente auch ein bekannter Cartoon zu den Lehrinhalten. Charlie Brown sitzt mit seinem Hund Snoopy auf dem Anlegesteg am See. Charlie sagt: „Eines Tages werden wir sterben.“ Und Snoopy antwortet: „Ja, aber an allen anderen Tagen nicht“. Viel ging es im Kurs um zwischenmenschliche Kommunikation und natürlich um Spiritualität. Aber auch um konkretes Wissen etwa zu rechtlichen Fragestellungen rund um Sterben und Tod sowie um Informationen zu moderner Schmerztherapie. Das Programm des Ökumenischen Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes Saarpfalz lässt zugleich großen Raum für Gespräche. So wurde an einem Abend die Leiterin der Katholischen Erwachsenenbildung Saarpfalz, Gertrud Fickinger, eingeladen. Die Einrichtung ist neben dem Hospizverein Saarpfalz unter Leitung von Jürgen Grötschel Kooperationspartner für die Ausbildung der ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und -begleiter.

Beide waren bei der Feier zur Überreichung der Zertifikate in der Altenbegegnungsstätte der Caritas Saarpfalz in der St. Ingberter Innenstadt mit dabei und sprachen dankende Worte. Die Fortbildungsleiterin darüber hinaus: „Wichtig ist, sich mit einem so existentiellen Thema frühzeitig zu beschäftigen – und zwar, bevor es einen trifft. Nur wenn man selbst Fragen und Antworten kennt, kann man wirklich mit Schwerkranken und Sterbenden in Kontakt kommen. Sonst ist man doch meist hilflos.“ Der Leiter der Caritas Saarpfalz, Andreas Heinz, ging in seiner Ansprache unter anderem auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Hospiz“ ein. „Damit ist Gastfreundschaft gemeint. Sie sind Gast bei den Sterbenden und der Familie; und zugleich sind diese Gäste in ihrem Herzen.“ Im Namen von Caritas und Diakonie sprach stellvertretend Pfarrerin Sabine Jung, die auch persönliche Erfahrungen miteinfließen ließ. „Ehrenamtliche Hospizhilfe gab es in den 1990er Jahren noch nicht. Meine Familie und ich wären sehr froh gewesen, hätte es Menschen wie Sie damals schon gegeben.“

Der christliche Hintergrund der Ausbildung steht zwar nicht im Vordergrund der Ausbildung, für die Leiterin des Ökumenischen Ambulanten Hospiz-und Palliativberatungsdienstes Saarpfalz, Gabriele John-Neumann, steht allerdings auch fest: „Was hier passiert, ist die Basis von allem. Wir schenken den Sterbenden unsere Zeit und begleiten sie achtsam. Menschlichkeit und Nächstenliebe werden tagtäglich gelebt. Das ist es doch, was die Menschen eigentlich mit der Kirche verbindet.“

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