Treff em Gässje Ein Kunstprojekt von Wohnungslosen

St. Ingbert · Künstler ohne festen Wohnsitz haben für Kunst im Gässje Werke unter dem Motto „Lebenswege“ geschaffen.

 Auch der saarpfälzische Landrat Theophil Gallo und St. Ingberts Oberbürgermeister Hans Wagner besuchten das Kunstprojekt „Lebenswege – Kunst im Gässje“.

Auch der saarpfälzische Landrat Theophil Gallo und St. Ingberts Oberbürgermeister Hans Wagner besuchten das Kunstprojekt „Lebenswege – Kunst im Gässje“.

Foto: Dieter Schmitt

) Unter dem Motto „Lebenswege – Kunst im Gässje“ haben die Besucher der Wohnungslosen-Tagesstätte „Treff em Gässje“ in St. Ingbert von Januar bis Mai dieses Jahres gemalt und getöpfert. Finanziert wurde das Ganze vom Bundesprogramm „Demokratie Leben“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Jetzt wurde das Caritas-Projekt in Zusammenarbeit ARTefix, der freien Kunstschule Saarpfalz, der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dabei waren Landrat Theophil Gallo und Oberbürgermeister Hans Wagner.

„Cooles Kunstwerk!“, „tolle Sprüche“, „witzige Tonfiguren“ – von links und von rechts nur Lob und Anerkennung der Gäste, die sich im Hinterhof vom „Treff em Gässje“ einfanden. Die Künstlerinnen und Künstler der Boden-Graffiti und der Tonfiguren sind allesamt Besucher der Caritas-Einrichtung: Frauen und Männer, die sich in unsicheren Lebensverhältnissen befinden, in unzureichendem Wohnraum leben, oder von Wohnungsnot bedroht oder betroffen sind. Viele von ihnen waren auch bei der Projekt-Vorstellung dabei – und waren sichtlich stolz auf die lobenden Worte von den Ehrengästen, Landrat Theophil Gallo und Oberbürgermeister Hans Wagner. Beide erklärten nahezu unisono: „Das ist eine Spitzen-Leistung. Diese Kunst müssen sich jetzt noch viele andere anschauen.“

Wer den Hinterhof vorher kannte, erkennt diesen nun in der Tat fast nicht wieder. Das sieht auch die Leiterin von ARTefix, Veronika Kiesel, so: „Das sah in der Vergangenheit noch alles sehr grau und trist aus. Jetzt ist daraus ein farbenfroher Hinterhof geworden, wo man sich gerne aufhält.“

Besonders die Tonfiguren sehen lustig aus und regen zum Schmunzeln an. Man wird automatisch fröhlich. Entstanden sind diese „Stimmungsaufheller“ im Töpferkurs von Monika Finsterer. In den Workshops der Keramik-Meisterin legten die Besucher des „Treff em Gässje“ im wahrsten Sinne des Wortes Hand an. Die Ton-Skulpturen sind damit allesamt in Handarbeit entstanden, in den Händen von Wohnungslosen und Hartz-IV-Empfängern. „Die meisten der täglichen Besucher haben hier eine Art Zuhause und das wollen und sollen sie sich schön gestalten“, sagt die Künstlerin.

Ihre Kollegin Claudia Raudszus zeichnet für die Boden-Malerei verantwortlich. Ihr ging es in der Projektarbeit weniger um Schönheit und Anmut. Vielmehr standen Fragen im Vordergrund wie „Was ist mir wichtig im Leben?“ und „Was ist lebenswert?“ Und so finden sich neben Blumen und einem übergroßen Lyoner auch politische Statements und Forderungen, die sich rund um die Themen soziale Gerechtigkeit, Recht auf Bildung und Protest gegen verkrustete Strukturen drehen. Nach den Worten von Einrichtungsleiter Andreas Heinz haben die Besucher des „Treff em Gässje“ das gesamte Projekt tatkräftig von Anfang an zu ihrer Sache gemacht. Motto: „Das hier ist unser Ding“.

 Diese Bodenmalerei ziert den Hof hinter dem „Treff em Gässje“.

Diese Bodenmalerei ziert den Hof hinter dem „Treff em Gässje“.

Foto: Dieter Schmitt

Das dürfte jeder spüren, der sich Graffiti und Skulpturen mal selbst anschauen will. Und dann auch ins Grübeln kommt, was da in unserer Mitte los und schief läuft. „Wohnungslosigkeit gibt es zunehmend auch in St. Ingbert. Das ist nicht mehr nur ein Problem des Einzelnen sondern der Gesellschaft.“

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