Bus-Handicaps für Gehandicapte

St Ingbert · Gehandicapte Bürger wünschen sich den alten Ingo-Bus zurück. Der neue Ingo ist absenkbar, das tröstet die Betroffenen aber nicht über die Mängel hinweg. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt nahm sich jetzt der Sache an. Überlegt wird, bei einer künftigen Erneuerung der Busse einen Modellwechsel anzustreben.

 Oberbürgermeister, Stadt- und Ortsratsmitglieder sowie Mitglieder des Seniorenbeirats diskutierten mit Achim Jesel (im Hintergrund links) und Arne Bach (im Hintergrund rechts) Vor- und Nachteile der derzeitigen Ingo-Busse. Foto: Cornelia Jung

Oberbürgermeister, Stadt- und Ortsratsmitglieder sowie Mitglieder des Seniorenbeirats diskutierten mit Achim Jesel (im Hintergrund links) und Arne Bach (im Hintergrund rechts) Vor- und Nachteile der derzeitigen Ingo-Busse. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Seit Anfang des Jahres fahren die Ingo-Busse unter der Regie von Saar-Mobil. Mit dem neuen Betreiber kamen andere Busse. Dass einige, gerade ältere Bürger , die den Ingo in der Vergangenheit nutzten und zu schätzen wussten, nun nicht mehr ganz so zufrieden sind, liegt an der Innenausstattung der neuen Fahrzeugflotte. Auch bei der CDU-Fraktion im Stadtrat kamen Anfragen und Beschwerden an, so dass sie mit Schreiben von Anfang Februar darum bat, dieses Thema in die kurz darauf stattfindende Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt aufzunehmen. Der Vertreter des Saarpfalz-Kreises, der Aufgabenträger für den öffentlichen Personennahverkehr ist, konnte bei diesem Treffen nicht teilnehmen, doch vor der jüngsten Ausschusssitzung nahm sich Achim Jesel die Zeit, um an der Begehung eines Ingo-Busses beizuwohnen. Ende Februar hatte der Seniorenbeirat bei einem Treffen mit Arne Bach, dem Geschäftsführer von Saar-Mobil, bereits einen "Selbstversuch" durchgeführt. Eine St. Ingberterin mit Rollator und ein Bürger mit Blindenhund machten die Probleme "erfahrbar". Der Perron sei zu klein, wenn zwei Gefährte wie Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen nebeneinanderstehen, die Sitzplätze sind nur über zwei Stufen erreichbar, die Haltestangen seien zu hoch und es gebe zu wenig Drücker in behindertengerechter Höhe. Diese Bus-Handicaps für gehandicapte Bürger kamen auch am vergangenen Dienstag zur Sprache. Jesel und Bach zeigten Verständnis für die Situation älterer Bürger . Warum nicht ein Bus wie der "alte" Ingo gewählt wurde war die zentrale Frage. "Das liegt an der Bauart des Busses, denn es ist ein Überlandbus", so Bach. Zwar seien die Ingos vorher auch Überlandbusse gewesen, aber keine "Low entry"-Ausführung wie die aktuelle. Die Bezeichnung steht für einen tiefen Einstieg, der sich ergibt, wenn der Bus abgesenkt wird, was auch direkt demonstriert wurde. Dieser Vorteil konnte die Anwesenden aber nicht über die Nachteile hinwegtrösten. Es wurde eine Vergrößerung des Perrons erwogen, was aber bis zu drei Sitzplätze kosten könne, so Jesel. So mancher hatte sich, wie zu hören war, bei der Einführung der neuen Busse gewundert, die mehr wie Reisebusse anmuteten, dafür aber weniger für den Stadtverkehr geeignet seien. "Eigentlich wollten wir ja mit der Ausschreibung einen Status quo erreichen", so Roland Körner (Familienpartei), der eher eine Verschlechterung ausmachte. "Da ist auf Kosten der alten Leute gespart worden", warf Christa Strobel (CDU ) ein. Jesel führte aus, welche Synergieeffekte sich durch die Vergabe mehrerer Liniebündel hatten nutzen lassen, gab aber auch zu, dass man sich zu wenig Zeit gelassen habe, um sich mit allen Beteiligten in Stadt und Kreis an einen Tisch zu setzen. "Nun liegt das Kind im Brunnen, die Frage ist nun, ob wir es da nochmal rausholen", so der Mann vom Saarpfalz-Kreis. Bei einer künftigen Erneuerung der Busse, könne man ja einen Modellwechsel anstreben, bei dem aber nachkalkuliert werden müsse. In dem Fall könnten verschiedene Bus-Alternativen vorgeschlagen werden.

Bach gab zu bedenken, dass man neben den Anschaffungs- auch die Instandhaltungskosten im Augen behalten müsse. "Nicht der Kaufpreis allein ist entscheidend, denn wir müssen die Busse acht Jahre lang warten." Jesel begrüßte den intensiven Gedankenaustausch, bei dem nicht das Problem neu sei. Es werde nur neu diskutiert. Oberbürgermeister Hans Wagner hielt es für eine gute Lösung, dass der Vorschlag unterbreitet wurde, zwei geeignete Bus-Modelle auszuwählen und für diese eine Kostenkalkulation zu erstellen. "Und dann muss entschieden werden, ob man das Geld über die gesamte Vertragslaufzeit in die Hand nehmen will", so Arne Bach.

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