Bürgermeister vorm Vergessen bewahren

St Ingbert · Die SPD schlug im Ortsrat vor, das künftige Familienhilfezentrum nach Bürgermeister Wilhelm Chandon zu benennen. Ihn zu ehren, fand viel Zustimmung. Darüber, wo das geschehen soll, gehen die Meinungen noch auseinander.

Ginge es nach der SPD-Fraktion des Ortsrates St. Ingbert-Mitte, würde das in der Spitalstraße im ehemaligen Arbeitsamtsgebäude entstehende Familienhilfezentrum (FHZ) den Namen "Bürgermeister-Wilhelm-Chandon-Haus" bekommen. Die SPD will so den Bürgermeister, der ab 1838 mit 36 Jahren Amtszeit die Geschicke St. Ingberts am längsten mitbestimmte, vor dem Vergessen zu bewahren. Den Anstoß dazu gab Heimatforscherin Anni Huy (wir berichteten), die seine Verdienste bei der Entwicklung St. Ingberts zum Industriestandort herausarbeitete.

Wie Siegfried Thiel in der Begründung seines Beschlussvorschlages schreibt, sind sieben Straßen in St. Ingbert nach ehemaligen Bürgermeistern benannt, aber eben Chandon fehle in dieser Liste. "Alle Benennungen nach Wilhelm Chandon sind früher gescheitert", so Siegfried Thiel in der jüngsten Ortsratssitzung, "er gilt als vergessener Bürgermeister." Somit sei das Ansinnen von Anni Huy, Chandon dem ihm gebührenden Platz einzuräumen, "absolut berechtigt". Das FHZ würde sich seines Erachtens auch deshalb anbieten, weil es noch namenlos ist und das Umbenennen einer Straße nicht so einfach sei. Auch Irene Kaiser (CDU ) findet die Benennung nach Chandon richtig, hält aber das FHZ nicht für das geeignete Objekt. "Der Name ,Bürgermeister-Wilhelm-Chandon-Haus' ist zu sperrig, das geht nicht leicht über die Zunge. Das Haus wird außerdem im Sprachgebrauch der St. Ingberter immer das Arbeitsamt bleiben", so die Stellvertreterin des Ortsvorstehers, die dem Namen daher in diesem Zusammenhang wenig Akzeptanz einräumt. "Ich wäre eher dafür, eine Straße nach ihm zu benennen. Vielleicht wäre es angebracht einet Straße im geplanten Wohn-Quartier auf dem Gelände der ehemaligen Westpfälzischen Verlagsdruckerei seinen Namen zu geben, wenn es denn gebaut wird." Auch Ortsvorsteher Ulli Meyer ist dafür einen Ort oder eine Straße Chandon zu widmen, bei denen ein gewisser Bezug zum ehemaligen Bürgermeister gegeben ist. "In Analogie zu den anderen Bürgermeister-Straßen finde ich es angebracht, auch Chandons Namen mit einer Straße zu verbinden", so die Meinung von Siegfried Stolz-Wagner (Wir für St. Ingbert ). Gerhard Martini (CDU ) verwies darauf, dass Chandon "nur" Ortsvorsteher gewesen sei, aber Nikolaus Kempf , der von 1923 bis 1928 in einer schwierigen Zeit als hauptamtlicher Bürgermeister wirkte, ebenfalls bisher keine Würdigung erfahren habe. Ein Beschluss zur Benennung des geplanten FHZ wurde vertagt.

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