Wahlergebnisse Briefwähler machten den Wahlabend lang

St. Ingbert/Bliestal · Gestern war Zeit, die lokalen Ergebnisse der Bundestagswahl zu analysieren. Ein Thema für die anderen Parteien: das Abschneiden der AfD.

 Gespannt erwarteten diese St. Ingberter Sozialdemokraten am Sonntagabend bei ihrer Wahlparty im Restaurant „Times“ die allerdings nur nach und nach erscheinenden lokalen Ergebnisse der Bundestagswahl.

Gespannt erwarteten diese St. Ingberter Sozialdemokraten am Sonntagabend bei ihrer Wahlparty im Restaurant „Times“ die allerdings nur nach und nach erscheinenden lokalen Ergebnisse der Bundestagswahl.

Foto: Cornelia Jung

Wer am Sonntagabend auf die lokalen Ergebnisse der Bundestagswahl gespannt war, musste warten. Über drei Stunden dauerte es nach Schließung der Wahllokale, bis sich die virtuellen Balken mit den Ergebnissen aus St. Ingbert und Blieskastel endlich auf der Internet-Seite der Landeswahlleitung aufbauten. Maria Müller-Lang hatte gestern den Grund für diese Geduldsprobe ausgemacht. „Es lag schlicht an den vielen Briefwählern.“ Genau 6331 St. Ingberterinnen und St. Ingberter hatten bei der Bundestagswahl diesen Weg der Stimmabgabe gewählt. Das waren immerhin gut 28 Prozent der abgegebenen Wählervoten. Trotz reibungsloser Auszählung hätten die Wahlhelfer in den vier Briefwahlbezirken bis kurz vor 21 Uhr gebraucht, um die Erst- und Zweistimmen auszuwerten. „Dann wurden die Ergebnisse nochmals rathausintern gecheckt, ehe sie an den Kreiswahlleiter im Homburger Landratsamt und von dort an die Landeswahlleiterin weitergegeben werden konnten“, so Müller-Lang.

Nicht anders verhielt es sich wohl in Blieskastel, wo sogar 29 Prozent der Stimmen in den Briefwahl-Urnen auf die Wahlhelfer warteten. Obendrein verzeichnete die Barockstadt ebenso wie Mandelbachtal und Gersheim eine hohe Wahlbeteiligung von deutlich über 80 Prozent. Ansonsten folgten die Wähler in St. Ingbert, Blieskastel, Mandelbachtal und Gersheim dem bundes- und landesweiten Trend: Die beiden großen Parteien verloren deutlich gegenüber der letzten Bundestagswahl. Die CDU zwischen 6,2 Prozent in Blieskastel und 4,2 Prozent im Mandelbachtal. Die SPD zwischen 4,5 Prozent in Blieskastel und 1,2 Prozent in Gersheim. Zugewinne bei den Zweitstimmen gab es insbesondere für die AfD. Sie erreichte 11,8 Prozent in Blieskastel, 10,8 Prozent in Gersheim, 10,0 Prozent in St. Ingbert und 8,5 Prozent in Mandelbachtal. Überall zweistellig war das Ergebnis für Die Linke: 12,3 Prozent in St. Ingbert, 12,0 Prozent in Blieskastel, 11,3 Prozent in Gersheim und 10,7 Prozent in Mandelbachtal. Die Grünen erreichten überall knapp über sechs Prozent, die FDP in St. Ingbert immerhin 9,0 Prozent der Zweitstimmen.

Mit gemischten Gefühlen reagierte gestern Pascal Rambaud, der CDU-Stadtverbandsvorsitzende in St. Ingbert, auf die Ergebnisse der Bundestagswahl. „Wir freuen uns, dass der CDU-Kandidat Markus Uhl in St. Ingbert mit großem Vorsprung und dem zweitbesten Ergebnis im Saarpfalz-Kreis gewählt wurde. Auch die Wahlbeteiligung von 78,2 Prozent ist grundsätzlich erfreulich.“ Betroffen mache ihn jedoch das Abschneiden der AfD, auch wenn diese in unserer Region unter ihrem bundesweiten Ergebnis geblieben sei. „In St. Ingbert gilt für die CDU mehr denn je: Eine Zusammenarbeit mit dieser Partei und ihren Sympathisanten kommt für uns nicht in Frage“, so Rambaud.

Auch wenn sich die Verluste der Sozialdemokraten in der Region vergleichsweise in Grenzen hielten, war Sven Meier, der Vorsitzende des SPD-Stadtverbands in St. Ingbert, mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Schon im Wahlkampf habe sich angedeutet, dass die eigenen Themen wie Bildung, Rente, Steuer und Europa von Themen wie Flüchtlinge oder Sicherheit überlagert wurden. Bei der Wahlparty im „Times“ seinen sich die St. Ingberter SPD’ler schnell einig gewesen, wie es für ihre Partei weitergehen solle: in der Opposition. „Die Sozialdemokraten müssen sich programmatisch und personell neu aufstellen“, sagte Meier. Das sei auch gegenüber den Rechtsextremen nötig, die jetzt im Bundestag vertreten seien.

Das auch hier angesprochene Ergebnis der AfD wertete Rüdiger Schaly, der AfD-Stadtverbandsvorsitzende in Blieskastel, natürlich anders. Schaly hätte sich zwar angesichts der Prognosen im Saarpfalz-Kreis sogar zwölf bis 15 Prozent erhofft. „Mit dem Abschneiden speziell in Blieskastel bin ich aber sehr zufrieden.“ Aufgrund der Verwerfungen in der etablierten Politik werde die AfD im Aufwind bleiben. Dazu solle auch eine verstärkte Parteiarbeit in Blieskastels Nachbargemeinden beitragen, die Schaly selbst als „AfD-Diaspora“ bezeichnet. „Wir arbeiten bereits daran, das Angebot der dortigen Ortsverbände bald deutlich zu verbessern.“

Auch wenn sie das Abschneiden der AfD für einen Ausdruck gelebter Demokratie sieht, den die Linke akzeptieren müsse, hält es Doris Ducke-Sellen, die Ortsverbandsvorsitzende der Linken in St. Ingbert, für bedenklich wie sich Konkurrenz am rechten politischen Rand positioniere. „Wie man mit den Themen der AfD umgeht, ist eine zentrale Frage der politischen Zukunft.“

Wahlergebnisse: Briefwähler machten den Wahlabend lang
Foto: SZ/Müller, Astrid
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Foto: SZ/Müller, Astrid/Bernhard Baltes
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