Boxer verneigen sich vor Erwin Jene

St Ingbert · Beim Boxsportverein St. Ingbert hat kürzlich die wahrscheinlich kürzeste außerordentliche Hauptversammlung der Vereinsgeschichte stattgefunden – sie dauerte nur zwei Minuten. Einziger Tagesordnungspunkt: die Ernennung Erwin Jenes zum Ehrenvorsitzenden.

 Von BSV-Präsident Franz Weiland (links) bekam Erwin Jene die Bestätigung seines Ehrenvorsitzes in Form einer Urkunde auch schriftlich. Foto: Oliver Bergmann

Von BSV-Präsident Franz Weiland (links) bekam Erwin Jene die Bestätigung seines Ehrenvorsitzes in Form einer Urkunde auch schriftlich. Foto: Oliver Bergmann

Foto: Oliver Bergmann

Als Erwin Jene den Gesellschaftsraum der Gaststätte "Hoch Trepp" betrat, ahnte er noch nicht, dass er ihn erst wieder als Ehrenvorsitzender des BSV St. Ingbert verlassen würde. Erst als Versammlungsleiter Wilfried Eisfeld erklärte, worum es sich bei dem einzigen Tagesordnungspunkt handelt, wusste der 85-Jährige, woran er ist.

Die Ernennung erfolgte in aller Schlichtheit ohne Emotionen. Auf Eisfelds Frage "Erwin, nimmst Du die Wahl an?", antwortete der 85-Jährige: "Ich nehme die Wahl an." Damit war die Versammlung schon wieder beendet, doch eigentlich ging sie jetzt erst richtig los. Der frühere Ortsvorsteher von St. Ingbert-Mitte und ehrenamtliche Bürgermeister der Stadt, Holger Hansen, hielt eine Laudatio voller Herzblut, für die er und Hans-Peter Schmitt lange recherchiert hatten. Untrennbar ist der Name Erwin Jene nämlich mit den goldenen Jahren des Boxsports in St. Ingbert verbunden. Er baute den BSV mit auf, stand zweimal an dessen Spitze und ist nun dessen Ehrenvorsitzender. Parallel dazu war Bundesverdienstkreuz-Träger Jene ein gefragter Mann bei der Saarländischen Boxunion. Zwischen 1960 und 2008 war er Jugendwart, Sportwart und zuletzt seit 1980 auch deren Präsident.

Den BSV vor dem Aus gerettet

"Der größte Verdienst von Erwin Jene war und ist jedoch, dass er den Boxsportverein St. Ingbert nicht aus den Augen verlor und ab 1977, als sich niemand mehr zur Verfügung stellte, den BSV am Leben erhielt und führte, bis er schließlich vor etwa einem Jahr die Geschicke des Vereins in neue, junge, unverbrauchte und hoffnungsvolle Hände übergab", würdigte Hansen.

In seiner Rede begründete Jene, warum er das alles auf sich nahm. "Für mich war der BSV immer wie eine Familie - und so habe ich mich auch für den Verein eingesetzt." Und das dürfte auch noch eine Weile so bleiben. Schließlich sagte Jene über sich selbst: "Ich bin ja noch ziemlich jung, erst 85. Ich bin für Euch alle da, und so lange ich lebe, werde ich dem Boxsport treu bleiben."

Er wird Freude daran haben, denn einer, den er als kleinen Jungen kennengelernt hat, ist auf dem Weg zu einem ganz großen: Jürgen Doberstein. Der 24-jährige WBF-Weltmeister im Supermittelgewicht sparte gegenüber seinem Freund und Lehrmeister nicht mit Superlativen: "Mit ihm verbinde ich meine erste Zeit als Boxer, er hat mich immer unterstützt, betreut, sogar massiert. Ich liebe diesen Mann und habe größten Respekt vor dem, was er erreicht hat."

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