Para Boccia Kopf und Konzentration sind gefragt

St. Ingbert · Der St. Ingberter Boris Nicolai gehört in seiner Sportart zu den Besten der Welt. Der 34 Jahre alte Para-Boccia-Spieler war Ende des letzten Jahres Weltranglisten-Erster.

 Boris Nicolai aus St. Ingbert hat den Zielball anvisiert. Der 34-Jährige hat sich für die Paralympischen Spiele 2021 in Tokio qualifiziert

Boris Nicolai aus St. Ingbert hat den Zielball anvisiert. Der 34-Jährige hat sich für die Paralympischen Spiele 2021 in Tokio qualifiziert

Foto: GMLR

Seit seinem 22. Lebensjahr sitzt Boris Nicolai im Rollstuhl. Wegen einer Muskelerkrankung, die durch einen Gen-Defekt hervorgerufen wurde. Über einen Zufall kam er 2012 zum Boccia. Mittlerweile ist er Nationalspieler und gehört zu den Besten der Welt. Ende 2019 war Boris Nicolai zwei Wochen lang Weltranglisten-Erster im Para Boccia. Derzeit wird er auf Rang zwei geführt.

Die ersten Anzeichen seiner Erkrankung kamen bei dem St. Ingberter im Alter von 13 Jahren. „Bis dahin war ich topfit“, erklärt der 34-Jährige: „Ich war früher ein ganz guter Tennisspieler und sogar Vize-Saarlandmeister meiner Altersklasse. Aber dann wurden zunächst Defizite beim Sprinten deutlich, und mit 16 wurde dann die Diagnose gestellt.“

Im Urlaub in einem barrierefreien Hotel auf Teneriffa kam Boris Nicolai mit Boccia in Kontakt. Eine dort beschäftigte Therapeutin spielte mit ihm. Sie erkannte sein Talent und motivierte ihn, dabeizubleiben. „Nach dem Urlaub habe ich mir im Saarland einen Verein gesucht und bin bei der BRS Gersweiler-Ottenhausen gelandet“, erzählt Boris Nicolai. Dort wurde er lange vom späteren Bundestrainer Edmund Minas trainiert. „Ich spürte wie früher beim Tennis wieder das Wettkampf-Feeling“, beschreibt Boris Nicolai, wie ihn die bis dahin unbekannte Sportart von Anfang an reizte: „Das ist sogar noch intensiver, weil Boccia zu mehr als der Hälfte eine Kopf- und Konzentrationssache ist.“

Auf Anhieb wurde er bei der ersten Teilnahme an der deutschen Meisterschaft Vize-Meister seiner Handicap-Klasse. Boris Nicolai wurde in die Nationalmannschaft berufen und im Einzel 2018 Weltmeisterschafts-Dritter und 2019 Vize-Europameister.

Den Schicksalsschlag, der sein Leben bestimmt, hat der 34-Jährige verarbeitet: „Damit bin ich durch. Natürlich war es gerade in dem Alter zwischen 16 und 20 etwas schwieriger, aber mittlerweile komme ich gut damit klar“, sagt er. Seine Erkrankung wird sich langsam fortschreitend entwickeln. Doch auch dank seiner sportlichen Aktivität kann Boris Nicolai den Status seit Jahren stabil halten. Als Maschinenbautechniker ist er vollzeitig berufstätig. Direkt nach dem Abschluss der Realschule hat er technischer Zeichner gelernt und später über Abendkurse an der HTW Saarbrücken eine Weiterbildung zum Maschinenbautechniker absolviert. Boris Nicolai wohnt in St. Ingbert und arbeitet bei der Firma Hydac in Neuweiler.

Sein Ticket für die Teilnahme an den Paralympischen Spielen in Tokio 2021 hat Boris Nicolai bereits sicher. Bis er wieder bei der Behinderten- und Rehabilitationssportgruppe Gersweiler (BRS) Gersweiler-Ottenhausen trainieren darf, hält sich der Nationalspieler während der Corona-Pandemie unter anderem in seiner Wohnung fit. Mit Fitnessübungen, Boccia spielen über den Flur und gelegentlichen Segway-Touren durch den Wald.

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