„Blau“ in St. Ingbert Das ist das Geheimnis hinter Deutschlands besten Schwimmbad-Pommes

St. Ingbert/Homburg · Viel Liebe zu gastronomischen Details hat den Pommes frites im St. Ingberter Schwimmbad den Titel „die Besten in Deutschland“ eingebracht. Wir haben im Kiosk hinter die Kulissen geschaut und gefragt, was das Geheimnis guter Pommes ausmacht.

Foto: dpa-tmn/Jannik Degner

Die Nachricht kam völlig überraschend: Jan Willem Fluit, Geschäftsführer der finetime GmbH, erzählt, dass er online im Portal unserer Zeitung erstmals erfuhr, dass das renommierte Gourmet-Magazin „Falstaff“ eines seiner Produkte auszeichnete. „Falstaff“ kümmert sich nach eigenen Angaben um Genuss für Menschen mit höherem bis hohem Einkommen. Aber auch umso banale Themen wie die Qualität von Pommes frites im Schwimmbad-Kiosk. Bundesweit hielten die Kundschafter des Magazins Ausschau nach guten Pommesläden, aus einer Auswahl, die es in die Schlussrunde schaffte, konnten dann die Badegäste bundesweit abstimmen. Klarer Sieger im Pommes-Contest wurde das „Blau“ in St. Ingbert. Wir wollten wissen, wie sie schmecken, die deutschlandweit besten Schwimmbad-Pommes. Unsere Zeitung sah sich im Bad um.

Barbara Spork strahlt Freude aus. Die Betriebsleiterin der Gastronomie freut sich über das strahlende Wetter, das ihrem Kiosk im St. Ingberter Freibad schon am Vormittag einige Gäste beschert. Kalte Getränke, Kaffee und Tee, leckere süße Teilchen, Würste vom Grill, und eben Pommes gehören zum Repertoire im „Blau“. Heute steht Jan Willem Fluit neben ihr, wenn sie Pommes zubereitet, denn der will uns erzählen, was gute Pommes ausmacht. Fluit lebt seit Langem in Deutschland, geboren ist er aber in Holland. Und Holländer, die kennen sich aus mit Pommes.

In die Fritteuse kommt eine holländische Edelmarke

Betriebsleiterin Barbara Spork an der Fritteuse des „Blau“ in St. Ingbert. An heißen Tagen werden hier bis zu 40 Kilo Pommes hergestellt.

Foto: Peter Gaschott

Er zeigt die Vorräte. Tiefgekühlte Pommes einer holländischen Edelmarke, Kaliber 10x10. Fachleute wissen jetzt, dass die „Blau-Pommes“ etwas dicker geschnitten sind. Das braucht mehr Zeit in der Fritteuse, und auch ein wenig mehr Energie, die die Kartoffelstifte im 175 Grad heißen Fett aufnehmen. „Aber sie schmecken kartoffelliger“, erklärt Fluit. Im Kühllager des Kiosks lagern Mayonnaise und Ketchup von Premium-Herstellern. Fluit macht keine Kompromisse, wenn es um Qualität geht. Seit 18 Jahren ist er verantwortlich für die Gastronomie im St. Ingberter Bad. „In der Zeit haben wir viel voneinander gelernt und haben eine sehr gute Zusammenarbeit entwickelt.“ Die Auszeichnung durch „Falstaff“ hat ihn überrascht, aber „das ist doch eine schöne Bestätigung für die Arbeit, die wir hier jeden Tag machen.“

So sehen sie aus, die besten Schwimmbad-Pommes Deutschlands, hier selbst noch im heißen Fett schwimmend.

Foto: Peter Gaschott

Das Fett ist ein weiterer wichtiger Faktor

Was ist das Geheimnis besonders guter Pommes? Neben dem Format der Kartoffelstifte gibt es noch weitere Faktoren. Ganz wichtig ist das Fett, in dem sie zubereitet werden. Hochleistungsfett, das speziell für die Gastronomie entwickelt wurde, findet sich in den vier Fritteusen. Peinlich sauber sind sie, und auch das Fett ist kristallklar. Nachdem es eine Zeit lang im Einsatz war, wird es gefiltert, und bevor es altert, gewechselt. Heißer als 175 Grad soll es nicht werden, weil sich ansonsten eher schädliche Röststoffe bilden. An guten Tagen gehen bis zu 40 Kilo Pommes durch die Fritteusen.

Schwimmbad „Das Blau“ bekommt eine Wettkampfrutsche mit Disko-Effekt
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Foto: Michael Beer

„Finetime“ bewirtschaftet mehrere Gastronomien

Fertig – die bundesweit besten Schwimmbad-Pommes im St. Ingberter „Blau“ werden von Betriebsleiterin Barbara Spork und finetime-Geschäftsführer Jan Willem Fluit präsentiert.

Foto: Peter Gaschott

„Unsere Stärke liegt in kleinen Dingen“, fasst Jan Willem Fluit die Philosophie seines Unternehmens zusammen. Neben dem „Blau“ bewirtschaftet „Finetime“ den Saarbrücker Flughafen, außerdem die gesamte Gastronomie des Theaters, einschließlich „Alte Feuerwache“ und „Sparte 4“. „All unseren Betrieben ist gemein, dass unsere Vermieter aus dem öffentlichen Raum kommen und wir den gastronomischen Part übernehmen. Die Herausforderungen sind groß. So muss im Staatstheater jeder der 800 Gäste innerhalb von elf Minuten mit einem Getränk versorgt sein, ansonsten klappt das mit den Pausen nicht“, so Fluit. Auf dem Flughafen gibt es andere Herausforderungen: „Wenn ein Flieger mit Verspätung abhebt, haben wir oft die Aufgabe, vorher den wartenden Fluggästen ein warmes Essen zu servieren. Dann muss man 180 warme Mahlzeiten zubereiten, in einer Dreiviertelstunde, ohne vorher von diesem Job gewusst zu haben.“

Fluit hat nicht den Anspruch, gehobene Gastronomie zu bieten. „Aber wir können mit großen Gästezahlen unter Zeitdruck umgehen. Das ist unsere Stärke.“ Er selbst hat Gastronomie von der Pike auf gelernt, „ich kann nichts anderes“, erzählt er unserer Zeitung.

Zurück ins „Blau“. Allmählich wird die Schlange vor dem Kiosk länger, aber niemand muss besonders lange warten. Barbara Spork hat ihren Gerätepark im Griff. Fertige Pommes kommen in umweltschonend abbaubare Schälchen, ein Extrafach gibt es für Majo oder Ketchup. Brezeln und Brötchen werden vor Ort frisch gebacken. Würstchen brutzeln auf einer großen Grillplatte, sie kommen aus einer regionalen Metzgerei in Ensheim. Wie viele Gäste heute kommen werden, entscheidet das Wetter. Gelassen jedenfalls bleiben Spork und Fluit. Bevor es so viele Gäste werden, dass der Kiosk überrannt würde, öffnet Spork den zweiten Kiosk auf der Wiese des Schwimmbades. Dort gibt es dann Fassbier, Würstchen und in diesem Jahr erstmals auch Pizza.

„Finetime-GmbH“ hat 85 Beschäftigte

Angst vor fehlendem Personal hat Fluit nicht: „Die Finetime-GmbH hat im Saarland 85 Beschäftigte. Da haben wir das große Glück, dass wir Mitarbeiter hierher abziehen können, wenn sie gebraucht werden. An guten Tagen arbeiten bis zu 15 Mitarbeiter im ‚Blau‘“, erzählt Fluit. Wobei er selbst nur sehr ungern vorn an der Theke steht. „Wir haben mit unserem Unternehmen jährlich rund eine Million Kundenkontakte. Da ist es mein Job, im Hintergrund zu organisieren.“