Bitte nicht mehr Spezialspezialisten

St. Ingbert · Wenn sich irgendwo Probleme häuften, galt früher das geflügelte Wort "Wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man 'nen Arbeitskeis". Mittlerweile gibt es aber einen neuen Trend. Jetzt wird als Problemlöser ein Beauftragter gefordert, der natürlich fulltime tätig sein soll.

So wie der "mindestens eine" hauptamtliche Fußgänger- und Fahrradbeauftragte, den VCD und ADFC in dieser Woche für St. Ingbert ins Spiel brachten. Es ist sicherlich unstrittig, dass in der immer komplizierten Welt oft Profis mit speziellen Kenntnissen nötig sind. Und richtig ist es dann auch, dass diese ihr Fachwissen in ihrer Arbeits- und nicht nur in ihrer Freizeit anwenden. Doch mit manchem vermeintlich dringend zu schaffenden Verwaltungsjob steht nur ein weiterer Spezialspezialist auf der Gehaltsliste des Rathauses. Und der muss meistens noch einen Großteil seiner Dienststunden darauf verwenden, um zu begründen, warum sein Tun so wichtig ist.

Zur Ehrenrettung der Verkehrsclubs muss man allerdings auch sagen, dass diese in ihrer Forderung nach einem hauptamtlichen auch parallel an einen ehrenamtlichen Fahrradbeauftragten in St. Ingbert denken. Hier gilt wohl das Motto "Getrennt marschieren, vereint schlagen" oder "doppelt genäht hält besser". Und es wäre ohnehin wohlfeil, alleine auf die Lobbyisten für Radler und Fußgänger zu zeigen. Denn fragwürdige Posten, die vermeintlich vernachlässigten Themen zu dem nötigen Gewicht verhelfen, haben in der Kommunalpolitik auch schon andere gefordert und werden dieses auch in Zukunft vorschlagen. Ohnehin kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass der wahre Wert der Idee eines (oft unbezahlbaren) Hauptamtlers gerade darin liegt, den Blick auf die (oft unverzichtbaren) Ehrenamtler zu lenken.

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