St Ingbert/Tholey Die Abtei Tholey stellt Albert Weisgerbers religiöse Werke aus
St Ingbert/Tholey · Die Arbeiten aus der späten Schaffenszeit des berühmten St. Ingberter Künstlers können dort bis 9. Oktober im Kapitelsaal besichtigt werden.
Die Abtei Tholey ist ein besonderer Ort zwischen Andacht und Kunst. International bekannt wurde das älteste Kloster auf deutschem Boden in jüngster Vergangenheit vor allem durch die Chorfenster der frisch renovierten frühgotischen Abteikirche, die der weltweit bekannte Gegenwartskünstler Gerhard Richter gestiftet hat. Zu sehen sind zudem beeindruckende Glasfenster der afghanischen Künstlerin Mahbuba Elham Maqsoodi. Eine Ausstellung im ehemaligen Kapitelsaal der Abtei Tholey richtet seit dieser Woche bis 9. Oktober nun den Blick auf das religiöse Bild im Werk des bedeutenden saarländischen Malers Albert Weisgerber. Die gezeigten Werke stammen aus der Albert-Weisgerber-Sammlung in St. Ingbert.
„Die Stadt St. Ingbert kann sich glücklich schätzen, mit dem Kapitelsaal in der Abtei Tholey einen geschichtsträchtigen und würdevollen Ort für die Werke Weisgerbers gefunden zu haben. Diese Sonderausstellung seiner religiösen Kunstwerke hätte keinen besseren Platz finden können und ist ein Muss für jeden Kunstliebhaber“, freut sich Oberbürgermeister Ulli Meyer, der den St. Ingberter Bürgerinnen und Bürgern einen Besuch unbedingt empfiehlt.
Albert Weisgerber (1878 - 1915) gehörte wie August Macke und Franz Marc zu jener aufstrebenden Künstlergeneration des frühen 20. Jahrhunderts, die den Weg in die Moderne vorausgegangen ist. Zur Verwirklichung seines künstlerischen Oeuvres blieb Weisgerber jedoch nur wenig Zeit vergönnt. 1915 fiel er mit nur 37 Jahren als Leutnant und Kompanieführer bei Fromelles in Französisch-Flandern.
Weisgerber hinterließ ein eigenwilliges künstlerisches Gesamtwerk zwischen Impressionismus und gestischer Expressivität. Bekannt wurde der Mitstreiter der Avantgarde vor allem als Gründungsmitglied und erster Präsident der Neuen Münchener Secession. Biblisch-religiöse und mythologische Stoffe nehmen in den letzten Jahren von Weisgerbers Schaffens einen herausragenden Rang ein. Seine Hinwendung zu religiösen und mythologischen Stoffen steht hierbei zweifellos in Zusammenhang mit seiner Entdeckung der italienischen Renaissancekunst, mit der er sich auf mehreren Reisen nach Italien eingehend beschäftigte. Wie seine expressionistischen Kollegen ließ sich Weisgerber zudem durch die Lektüre der Bibel inspirieren, die Anstoß für viele seiner Werke gab.
Themen von Leid und Tod, von Kampf und Überwindung rückten in den Blickpunkt seiner Aufmerksamkeit und bestimmten die malerischen Gehalte seiner späten Schaffenszeit. Wenn es ein Motiv gab, das ihn faszinierte, dann war dies der Heilige Sebastian. Man hat mit Recht vermutet, dass sich Weisgerber in Sebastian selbst dargestellt hat. Seit Alters her galt der Heilige als Symbolgestalt des Künstlers in seiner Rolle als Außenseiter und Märtyrer. Mit David und Goliath sowie dem alttestamentarischen Propheten Jeremia griff Weisgerber auf weitere Bildinhalte der europäischen Geistesgeschichte zurück.
„Märtyrer, Propheten und Kämpfende beschäftigen auch die Abtei Tholey seit mehr als 1388 Jahren intensiv“, meint Abt Mauritius Choriol. „So ist diese Sonderausstellung mit den wunderbaren Werken Weisgerbers, der, wäre er nicht so früh im Ersten Weltkrieg verstorben, wohl einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts geworden wäre, ein würdiger Anlass, unseren Kapitelsaal nun als musealen Raum der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
Die Ausstellung im Kapitelsaal ist über den Eingang zur Abteikirche zugänglich. Eintrittskarten sind in der Tourist Information/Besucherzentrum der Abtei oder direkt in der Kirche erhältlich. Öffnungszeiten: Montag – Samstag von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr sowie am Sonntag von 13.30 bis 17 Uhr. Eintrittspreise: normal 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren frei. Kontakt: Tourist-Information/Besucherzentrum, Römerallee 5, 66636 Tholey, Tel. (06853) 5 08 66, www.tholey.de.