Bewohner schwärmen von der „Königin“

St Ingbert · Baubeginn des St. Ingberter Hochhauses Regina war 1963. Zwei Jahre später konnte es bezogen werden. Laut Stadtarchiv war es das erste Hochhaus im Saarland. Leute kamen von überall her, um ein so hohes Haus zu sehen. Die Bewohner leben gerne in ihrem Hochhaus.

 Die Bewohner Günther Bohnen (rechts) und Josef Preßmann vor dem Hochhaus „Regina“ in der Südstraße. Foto: Patricia Müller

Die Bewohner Günther Bohnen (rechts) und Josef Preßmann vor dem Hochhaus „Regina“ in der Südstraße. Foto: Patricia Müller

Foto: Patricia Müller

Hier oben im siebten Stock schaut einem niemand von außen durchs Fenster. Helga und Günther Bohnen genießen jeden Tag den Ausblick vom Wohn- oder Esszimmer aus. Besonders am Abend ist die Ehefrau immer wieder fasziniert vom Blick in Richtung Stiefel: "Der Sonnenuntergang ist ein Traum!" Hier im Hochhaus Regina in der Südstraße fühlen sie sich wohl. Und sie sind nicht die Einzigen. Auch Helga Untersteller-Linz und Renée Eifler, beide aus dem fünften Stock, und Josef Preßmann aus dem neunten Stock, mögen das Leben in der Höhe. Würde man ihnen einen Tausch mit einem Einfamilienhaus am Boden anbieten - sie schütteln den Kopf - nein, da lehnen alle ab. 61 Menschen leben im Hochhaus Regina in 46 Wohnungen, die 70 bis 105 Quadratmeter Fläche besitzen. Vier Wohnungen gibt es pro Etage bis zum zehnten Stockwerk. Im elften sind es drei Wohnungen und im zwölften und obersten Stockwerk thronen zwei Penthäuser über St. Ingbert, deren Bewohner den wohl besten Blick über die Stadt haben.

Baubeginn von Regina, der "Königin", war 1963. Zwei Jahre später konnte das Hochhaus bezogen werden. Es sei das erste im ganzen Saarland gewesen, erinnert sich Bernd Hönemann, Mitarbeiter im Stadtarchiv. Leute seien von überall her angereist, um ein so hohes Haus zu sehen, es war eine Sensation. Der Bau der ebenso zwölfstöckigen Hochhäuser "Pulvermühle" und "Fliederstraße" folgte 1964 und 1970.

Ob es damals Trend war, ein so modernes Leben im Hochhaus Regina? "Die Wohnung war einfach die schönste, die ich gefunden habe", sagt Renée Eifler, die seit 1994 hier lebt. "Es ist auch ein bequemes Wohnen", ergänzt Helga Untersteller-Linz, Regina-Bewohnerin seit 14 Jahren. Da stimmen alle zu und Günther Bohnen erläutert: "Man braucht keinen Schnee zu schippen, muss sich nicht um die Müllentsorgung kümmern oder den Rasen mähen." Die "wunderbare Außenanlage", so Helga Bohnen, um die kümmert sich der Hausmeister, "er hält sie immer gut in Schuss". Die Verkehrsgunst, die Nähe zur A 6, die viele schätzen, hat für die Hochhausbewohner der Südostseite jedoch auch negative Auswirkungen. Sobald die Fenster offen sind, ist es laut, erklärt Untersteller-Linz. Das Tempolimit 100 und die Schallmauer, die den Lärm vor ein- bis zweistöckigen Häusern abschirmt, nutze für die Hochhausbewohner nichts. Aber an die Geräuschkulisse gewöhne man sich, beteuern die anderen.

Auch die "sogenannte zweite Miete" nahmen viele in Kauf, die rund um die 90er Jahre eingezogen sind. "Am Anfang war das Leben hier teuer", sagt Renée Eifler. Viel Geld musste sie monatlich für Nebenkosten hinblättern. Davon wurden Balkone saniert, Isolierung angebracht, die Heizung und der Aufzug erneuert.

Das Bild, das viele vom Leben im Hochhaus haben, die Anonymität und Enge, all das trifft auf Regina nicht zu. Zwar habe sich "das Publikum verjüngert", sagt Helga Untersteller-Linz, doch gebe es keine ständig wechselnden Mieter. Klar ist zwar, "wenn man in einem Reihenhaus wohnt, sieht man die Nachbarn öfter", sagt Josef Preßmann. Doch da im Hochhaus Regina die meisten Bewohner Besitzer der eigenen Wohnung sind, ist das nachbarschaftliche Verhältnis vertraut und alle darum bemüht, die Wertschätzung von "ordentlichen" Nachbarn aufrecht zu erhalten.

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