Betrachter bringt seine eigene Geschichte mit

Ormesheim. Ein großer Stapel Bücher und ein Plakat mit der Aufschrift "Buchkunst/Kunstbuch" künden im Fenster des Ormesheimer Kunstraums LandArt von der neuen Ausstellung: Es geht um Bücher - ganz klar. Aber wer hier im herkömmlichen Sinne geschriebene Bücher erwartet, der staunt nicht schlecht über die Werke von Christel Hartz und Christiane Kühr

 "Buchkunst" ist in einer Ausstellung im Kunstraum LandArt in Ormesheim zu sehen. Foto: Christel Hartz

"Buchkunst" ist in einer Ausstellung im Kunstraum LandArt in Ormesheim zu sehen. Foto: Christel Hartz

Ormesheim. Ein großer Stapel Bücher und ein Plakat mit der Aufschrift "Buchkunst/Kunstbuch" künden im Fenster des Ormesheimer Kunstraums LandArt von der neuen Ausstellung: Es geht um Bücher - ganz klar. Aber wer hier im herkömmlichen Sinne geschriebene Bücher erwartet, der staunt nicht schlecht über die Werke von Christel Hartz und Christiane Kühr. Denn die in der Papierkunst beheimatete Christel Hartz zeigt mit Farben, Modelliermasse und vielen anderen Kleimaterialien zu farbigen Kunstobjekten umgestaltete Bücher, aus Form und Farbe geborene Leporellos, sowie Objekte, die ihre kleinen Geschichten ohne große Worte erzählen.

Etwa die der Hochs und Tiefs des Lebens, die anschaulich umgesetzt wurde in einer Installation aus einzelnen Buchstaben, die wie ein Mobile über einem aufgeschlagenen Buch baumeln. In die bündelweise miteinander verbundenen Buchseiten wurde eine Mulde geschnitten, in der sie ein kleines, tiefgründiges Papierarrangement mit Händen, Haus, Baum und Treppenstufen eingestellt hat. "Der Mensch muss etwas tun, damit er nach einem Tief wieder zum Höhenflug ansetzen kann", erzählt sie schmunzelnd. Doch generell gibt sie nicht gerne preis, wovon ihre papiernen Erzählungen handeln. "Das überlasse ich lieber dem Betrachter", weil der "seine eigene Geschichte mitbringt und manches vielleicht anders sieht".

So vermitteln ihre zerschnitten, geschnitzten, verklebten, mit Farbe und vielfach mit kleinen Figuren bestückten Bücher in erster Linie auch Gefühle und Stimmungen, die sich über die Anschauung vermitteln. Es geht um Reiseerzählungen, um Romangeschichten und um menschliche Beziehungskisten, aber auch um die Freude am Experimentieren. Und die zeigt sich nicht zuletzt an den Bildern aus Schnitzabfällen und unterschiedlichen Materialien, die in ihren warmen Erdfarben archaisch anmuten.

Christiane Kühr, die Tochter des saarländischen Malers Fritz Berberich, ist seit langem schon in der Textilkunst zuhause. In verschiedenen deutschen Städten, in Österreich und der Türkei hat sie Kurse in Patchwork und textilem Gestalten gegeben und zeigt hier nun einige ihrer textilen Bilder und Bücher. Kleine Notizbücher mit edlem Papier und schönen textilen Einbänden hat sie entworfen. Aber auch in Farbe strahlende Wandbehänge und Bücher, in denen sie ihre "beiden großen Leidenschaften, das Sammeln und Gestalten und die Liebe zu Büchern" zusammenbringt. Geschickt hat sie die vielfach selbstgefärbten Stoffe mit Farben, aber auch mit Nadel und Faden bemalt, bisweilen mit Spitzen, mit Perlen oder Knöpfen bestückt. Sie erzählt kleine farbenfrohe Garten- und Blumen-Geschichten, bindet die Taube oder die gotische Lilie in ein aussagekräftiges textiles Umfeld ein.

Ihr Themenspektrum ist ebenso breit gefächert wie ihr technisches Repertoire, denn neben den üblichen Textilutensilien bindet sie auch Fotos und Texte ein, die zum Thema passen. So zeigt sich auch in ihren Werken neben der Begeisterung für das textile Gestalten eine große Freude am Experimentieren.

Die Ausstellung im Kunstraum LandArt, Adenauerstraße 35, ist zu sehen an den drei ersten Wochenenden im Februar jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort