Museum Staunen, so weit das Auge reicht

Ottweiler · Im Handwerkerhof in Ottweiler gibt es Kunst und Handwerk satt. Horst Philippi weiß dazu den Besuchern jede Menge zu erzählen.

 Man könnte Seiten füllen, mit dem, was es im Handwerkerhof alles zu entdecken gibt. Das Beschränken auf eine kleine Anzahl Fotos fällt da schwer. Ein Kleinod folgt auf das andere, eine Rarität löst die nächste ab. Ein ganz besonderer Höhepunkt beim Besuch ist auch die „Schatzkammer“, wie es Philippi nennt, ein Zimmer voller Intarsien-Bilder, alle von Horst Philippi geschaffen, alle unverkäuflich.

Man könnte Seiten füllen, mit dem, was es im Handwerkerhof alles zu entdecken gibt. Das Beschränken auf eine kleine Anzahl Fotos fällt da schwer. Ein Kleinod folgt auf das andere, eine Rarität löst die nächste ab. Ein ganz besonderer Höhepunkt beim Besuch ist auch die „Schatzkammer“, wie es Philippi nennt, ein Zimmer voller Intarsien-Bilder, alle von Horst Philippi geschaffen, alle unverkäuflich.

Foto: Jörg Jacobi

Von einer Fensterbank im zweiten Stock grüßt eine ehemalige Schaufensterpuppe herunter, zwischen der Hauswand und dem benachbarten Garagensims balanciert ein Hochseilartist auf dem Fahrrad und an der Giebelwand des Blendsteinhauses in der Ottweiler Bahnhofstraße deutet das Gemälde einer Schreinerei anno 1816 darauf hin, dass hier offenbar jemand zu Hause ist mit besonderen Fähigkeiten und Vorlieben, mit Idealismus und der Begeisterung, Vergangenes zu bewahren. „Vor sechs oder sieben Jahren“, so erzählt Horst Philippi, hat er hier den Ottweiler Handwerkerhof gegründet, der inzwischen bei Besuchern aus nah und fern große Beachtung findet. Angefangen hatte alles mit Möbelstücken, die der Schreinermeister selbst restauriert und hier abgestellt hat, „und daraus ist das Museum entstanden“, berichtet er im SZ-Gespräch.

Das Museum besteht, wenn man so will, aus zwei Teilen. Der reine Handwerkerhof ist in unmittelbarer Nachbarschaft zum Wohnhaus auf dem Gelände einer früheren Kohle- und Baustoffhandlung untergebracht und dort stößt der Besucher zunächst auf verschiedene Handwerksmaschinen der saarländischen Gruben- und Hüttenindustrie, die Philippi vor dem Verschrotten bewahrt hat. Gleich daneben haben mehrere Inventargegenstände aus dem Bestand des inzwischen aufgelösten Obst- und Gartenbauvereins Ottweiler-Stadt eine Bleibe gefunden. Geschützt unter einer Glasplatte ist als Dokument des Steinmetzhandwerks das originale Portal einer Weinprobierstube aus dem saarländischen Landtag aufgebaut, das nach dem Umbau des Parlamentsgebäudes nicht mehr benötigt wurde.

Der fast 82-jährige Betreiber des Handwerkerhofs schließt die Tür zu einem Schuppen auf und die Beschriftung am Eingang deutet schon darauf hin, dass sich dahinter viel Handwerksnostalgie verbirgen wird. Als erstes gelangt der Besucher in das Original einer Schuhmacherwerkstatt aus dem pfälzischen Konken, die der Ottweiler Museumsleiter durch Zufall bekommen hat, „denn das sollte alles auf dem Sperrmüll landen“, erzählt Philippi. Ein paar Meter weiter steht man inmitten der Malerwerkstatt des früheren Ottweiler Unternehmens Hopf und Wohlgemuth mit allem, was zu diesem Handwerk dazugehört. Dazwischen hat Philippi die Verkaufstheke des früheren Zigarettenhauses Hess in der Ottweiler Enggass platziert und darin finden sich auch Zigarillos, „die man heute noch rauchen kann“, versichert der Archivar. Zu den besonderen Stücken einer komplett eingerichteten Schreinerwerkstatt gehört die „vierfach kombinierte Bandsäge“ aus dem 19. Jahrhundert, deren Funktionsweise Philippi ganz genau erklärt. Exakt erläutert der freundliche Gastgeber auch den Unterschied zwischen einer deutschen und einer französischen Hobelbank und auch zu einem nostalgischen Filmvorführgerät aus einem ehemaligen Kino in Kusel hat Horst Philippi etwas zu erzählen.

Immer wieder wird im Gespräch erkennbar, dass der Museumsinhaber nicht nur Gegenstände für seine Einrichtung sammelt und archiviert, sondern dass er sich auch mit den Techniken der meisten alten Relikte sehr gut auskennt. Wir gehen weiter und gelangen in die komplette Einrichtung einer Schlosserei, in der unter anderem die Drehbank eines Viktor Hans aus Münchwies einen Platz gefunden hat. Etwas weiter zeigt Philippi dem Besucher eine Hobelbank aus dem Jahr 1926 und gleich daneben bewahrt er eine „Deutsche Gärungssäge aus Augsburg von 1888“ auf, „und das ist eines der seltenen Stücke, die es heute noch gibt“, weiß der Museumsleiter. In einem anderen Raum steht die alte Turmuhr aus dem Mia-Münster-Haus in St. Wendel, die Philippi für sein Museum ersteigert hat. Und dann stößt man immer wieder auf Restbestände längst nicht mehr bestehender Firmen und Unternehmen, die im Ottweiler Handwerkerhof aufbewahrt werden. In Schubladen und Regalen liegen Hunderte von Werkzeugen aller Handwerksrichtungen und es ist kaum ein Utensil dabei, mit dem sich der Museumsleiter nicht auskennt und die Funktionsweise dann auch erläutert. „Aber normalerweise erzähle ich viel mehr“, sagt der rüstige Pensionär fast schon mit etwas Bedauern.

Aber Philippi bewahrt im Handwerkerhof nicht nur handwerkliche Relikte aus längst vergangenen Zeiten auf, es gibt auch Raum für Exponate, die er selbst geschaffen hat. Denn der einstige Justizangehörige hat nach seiner Pensionierung vier Semester Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken studiert und auch die Ergebnisse seiner künstlerischen Arbeiten zeigt er in seinem Museum. Der Laie kann nur staunen, was der Kunststudent im Rentenalter alles gefertigt und hier ausgestellt hat. Das ist im Handwerkerhof aber nur ein kleiner Teil seines künstlerischen Schaffens.

Wir verlassen das Gelände der früheren Kohlehandlung und begeben uns in den hinteren Bereich seines Wohnhauses. „Wir gehen jetzt in die Schatzkammer“, kündigt der Senior an und macht den Besucher damit schon etwas neugierig. Zunächst geht es aber in die „Vorkammer“ und dort bewahrt Philippi ein ganzes Sortiment historischer Ofen-, Kamin- und Takenplatten auf und auch zu diesen Relikten hat der Museumsleiter stets eine passende Erläuterung. Aber der alt eingesessene Ottweiler ist nicht nur Schreinermeister, Justizmitarbeiter und Kunststudent, er ist auch Intarsienschneider und von diesen seinen Fähigkeiten bekommt der Besucher in der sogenannten Vorkammer schon einmal einen kleinen Vorgeschmack. Dann aber öffnet Philippi die Tür zu seiner Schatzkammer und beim Betreten weiß man, dass der Raum diese Bezeichnung zu Recht trägt. Hier stehen und hängen wahre Kunstwerke, die allesamt aus der Hand des bald 82-jährigen Museumsleiters stammen und genauso unter den Begriff Handwerk fallen wie alle anderen Exponate. Würde er all diese Stücke veräußern, er wäre wohl ein gemachter Mann. „Nein, ich verkaufe nichts“, macht Horst Philipp deutlich klar.

Stattdessen steht er noch immer jeden Tag in der Werkstatt, um seine künstlerischen Fähigkeiten als Intarsienschneider oder Kunstschreiner auszuleben. Die Zukunft des Ottweiler Handwerkerhofs hat der Betreiber längst geregelt. „Wenn ich irgendwann nicht mehr kann, geht das Ganze in eine Stiftung über“, erklärt Horst Philippi. Hierzu haben die Handwerkskammer des Saarlandes und der Saarländische Museumsverband vor einiger Zeit eine Absichtserklärung zur Gründung einer Stiftung unterzeichnet, die dem Erhalt des Museums dient. Der Landkreis Neunkirchen und die Stadt Ottweiler unterstützen das Vorhaben.

Führungen im Handwerkerhof Ottweiler in der Bahnhofstraße 27 sind möglich ab drei Personen nach Absprache unter der Tel. (0 68 24) 38 79.

Alle Serienteile finden sich im Internet:

 Horst Pillippi am Ein-mal-ein-Meter-Tisch, unter dem acht Stühle Platz finden.

Horst Pillippi am Ein-mal-ein-Meter-Tisch, unter dem acht Stühle Platz finden.

Foto: Jörg Jacobi
 Altes und Modernes mischen sich (Foto unten) und der Eingangs- und Außenbereich des Handwerkerhofs (oben).

Altes und Modernes mischen sich (Foto unten) und der Eingangs- und Außenbereich des Handwerkerhofs (oben).

Foto: Jörg Jacobi
 01 Aus dem Saarländischen Landtag, die Probierstube 02,03 Die Schuhmacherei 04 Bügeleisenofen 05 Kinderstiefel aus Sibirien 06 Zigarrenpresse 07 Malerwerkstatt 08 Pinsel zum Plattgold auftragen 09 Malerschabracken 10 Alte Nähmaschine 11 Lederwalzmaschine aus der Schuhmacherei 12 Hobel und Brustleier 12, 14 Alte Wohn- und Küchenstube 15,16 Kinofilm Projektor 17,18 Designer Möbel von Horst Phillippi 19,20 Horst Pillippi am 1x1 Metertisch unter dem acht Stühle platzt finden 21 Alte und Moderne Kunst 22,23 Der Moderne Bereich 24 Der rolling stone 25, 26 Meter Design 27 Stuhl mit Schraubzwingen 28,29 Holzstühle gefertigt mit Kettensägen 30 Barhocker aus Holz, Fahrradsattel und Christbaumständer 31 Ziehharmonikaboard 32 Kreis- und Handsägen 33 Sägeblätter 34 Drehbank und Schweißgeräte 35, 36 Transmission für Maschinenantrieb 37 Der Hobelbaum 38, 39 Materiallager 40,41 Büro aus den fünfziger Jahren 42 Bodenlegewerkstatt 43,44 Eingangsbereich Handwerkerhof 45 Original OTW Straßenlampe ca 100 Jahre alt 46,47 Verschiedene Objekte im Außenbereich 48 Radseilfahrer 49, 50 Ägyptische Ausstellung 51 Stuhlgalerie 52 Intarsien aus Saar, Lor, Lux 53,54 Intarsien mit dem Kreis OTW 55,56 Raum der Intarsien 57 Stumm Carl in Etarsien

01 Aus dem Saarländischen Landtag, die Probierstube 02,03 Die Schuhmacherei 04 Bügeleisenofen 05 Kinderstiefel aus Sibirien 06 Zigarrenpresse 07 Malerwerkstatt 08 Pinsel zum Plattgold auftragen 09 Malerschabracken 10 Alte Nähmaschine 11 Lederwalzmaschine aus der Schuhmacherei 12 Hobel und Brustleier 12, 14 Alte Wohn- und Küchenstube 15,16 Kinofilm Projektor 17,18 Designer Möbel von Horst Phillippi 19,20 Horst Pillippi am 1x1 Metertisch unter dem acht Stühle platzt finden 21 Alte und Moderne Kunst 22,23 Der Moderne Bereich 24 Der rolling stone 25, 26 Meter Design 27 Stuhl mit Schraubzwingen 28,29 Holzstühle gefertigt mit Kettensägen 30 Barhocker aus Holz, Fahrradsattel und Christbaumständer 31 Ziehharmonikaboard 32 Kreis- und Handsägen 33 Sägeblätter 34 Drehbank und Schweißgeräte 35, 36 Transmission für Maschinenantrieb 37 Der Hobelbaum 38, 39 Materiallager 40,41 Büro aus den fünfziger Jahren 42 Bodenlegewerkstatt 43,44 Eingangsbereich Handwerkerhof 45 Original OTW Straßenlampe ca 100 Jahre alt 46,47 Verschiedene Objekte im Außenbereich 48 Radseilfahrer 49, 50 Ägyptische Ausstellung 51 Stuhlgalerie 52 Intarsien aus Saar, Lor, Lux 53,54 Intarsien mit dem Kreis OTW 55,56 Raum der Intarsien 57 Stumm Carl in Etarsien

Foto: Jörg Jacobi
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01 Aus dem Saarländischen Landtag, die Probierstube 02,03 Die Schuhmacherei 04 Bügeleisenofen 05 Kinderstiefel aus Sibirien 06 Zigarrenpresse 07 Malerwerkstatt 08 Pinsel zum Plattgold auftragen 09 Malerschabracken 10 Alte Nähmaschine 11 Lederwalzmaschine aus der Schuhmacherei 12 Hobel und Brustleier 12, 14 Alte Wohn- und Küchenstube 15,16 Kinofilm Projektor 17,18 Designer Möbel von Horst Phillippi 19,20 Horst Pillippi am 1x1 Metertisch unter dem acht Stühle platzt finden 21 Alte und Moderne Kunst 22,23 Der Moderne Bereich 24 Der rolling stone 25, 26 Meter Design 27 Stuhl mit Schraubzwingen 28,29 Holzstühle gefertigt mit Kettensägen 30 Barhocker aus Holz, Fahrradsattel und Christbaumständer 31 Ziehharmonikaboard 32 Kreis- und Handsägen 33 Sägeblätter 34 Drehbank und Schweißgeräte 35, 36 Transmission für Maschinenantrieb 37 Der Hobelbaum 38, 39 Materiallager 40,41 Büro aus den fünfziger Jahren 42 Bodenlegewerkstatt 43,44 Eingangsbereich Handwerkerhof 45 Original OTW Straßenlampe ca 100 Jahre alt 46,47 Verschiedene Objekte im Außenbereich 48 Radseilfahrer 49, 50 Ägyptische Ausstellung 51 Stuhlgalerie 52 Intarsien aus Saar, Lor, Lux 53,54 Intarsien mit dem Kreis OTW 55,56 Raum der Intarsien 57 Stumm Carl in Etarsien

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01 Aus dem Saarländischen Landtag, die Probierstube 02,03 Die Schuhmacherei 04 Bügeleisenofen 05 Kinderstiefel aus Sibirien 06 Zigarrenpresse 07 Malerwerkstatt 08 Pinsel zum Plattgold auftragen 09 Malerschabracken 10 Alte Nähmaschine 11 Lederwalzmaschine aus der Schuhmacherei 12 Hobel und Brustleier 12, 14 Alte Wohn- und Küchenstube 15,16 Kinofilm Projektor 17,18 Designer Möbel von Horst Phillippi 19,20 Horst Pillippi am 1x1 Metertisch unter dem acht Stühle platzt finden 21 Alte und Moderne Kunst 22,23 Der Moderne Bereich 24 Der rolling stone 25, 26 Meter Design 27 Stuhl mit Schraubzwingen 28,29 Holzstühle gefertigt mit Kettensägen 30 Barhocker aus Holz, Fahrradsattel und Christbaumständer 31 Ziehharmonikaboard 32 Kreis- und Handsägen 33 Sägeblätter 34 Drehbank und Schweißgeräte 35, 36 Transmission für Maschinenantrieb 37 Der Hobelbaum 38, 39 Materiallager 40,41 Büro aus den fünfziger Jahren 42 Bodenlegewerkstatt 43,44 Eingangsbereich Handwerkerhof 45 Original OTW Straßenlampe ca 100 Jahre alt 46,47 Verschiedene Objekte im Außenbereich 48 Radseilfahrer 49, 50 Ägyptische Ausstellung 51 Stuhlgalerie 52 Intarsien aus Saar, Lor, Lux 53,54 Intarsien mit dem Kreis OTW 55,56 Raum der Intarsien 57 Stumm Carl in Etarsien

Foto: Jörg Jacobi
 Man entdeckt immer wieder etwas Neues. Von oben: KinofilmProjektor, der balancierende Hochseilartist, Materiallager, die Probierstube aus dem saarländischen Landtag.

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