Bernhhard Preiß: "Es gibt noch so viele gute Menschen"

Saarbrücken. Bernhard Preiß ist so etwas wie der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Saarland. Jedenfalls nach der neuen Satzung, deren Entwicklung nach den bundesweiten internen Vorgaben "Strategie 2010 plus" in die 14-jährige Amtszeit Preiß' fiel. "Das DRK hat jetzt Aufsicht und operatives Geschäft strikt getrennt

 Bernhard Preiß (links, mit Geschäftsführer Günther Batschak), zieht eine Bilanz seiner 14-jährigen Amtszeit als Präsident des DRK Saarland. Foto: Oliver Bergmann

Bernhard Preiß (links, mit Geschäftsführer Günther Batschak), zieht eine Bilanz seiner 14-jährigen Amtszeit als Präsident des DRK Saarland. Foto: Oliver Bergmann

Saarbrücken. Bernhard Preiß ist so etwas wie der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Saarland. Jedenfalls nach der neuen Satzung, deren Entwicklung nach den bundesweiten internen Vorgaben "Strategie 2010 plus" in die 14-jährige Amtszeit Preiß' fiel. "Das DRK hat jetzt Aufsicht und operatives Geschäft strikt getrennt." Vorher funktionierte der Landesverband nach Vereinsrecht, der Vorstand war Akteur und Kontrolleur zugleich.Aber Aufsichtsratschef, das würde Preiß, 76, der aus Homburg kommt, schlecht charakterisieren. Er hat das Amt mit Leib und Seele ausgefüllt. Fünf Mal war er einstimmig zum DRK-Präsidenten gewählt worden. Es hätte sich für den Präsidenten gehört, und das hätte wohl auch genügt, wenn er bei Terminen der sieben Kreisverbände erschienen wäre, denn die sind die Mitglieder des Landesverbandes.

251 DRK-Ortsvereine

Aber: "Ich bin zu Ehrungen in jedem Ortsverein gefahren, sei er noch so klein." 251 Ortsvereine hat das DRK im Saarland, mit 38 494 Mitgliedern und 6000 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Der Job "war wegen dieser vielen Abendtermine sehr zeitaufwendig. Aber dass der Präsident auch im kleinsten Ortsverein die Arbeit der Mitglieder würdigt, das ist eine große Stärke des saarländischen DRK."

Bei diesen Terminen hat ihn beeindruckt, "dass es immer noch so viele gute Menschen gibt, die helfen wollen. Diese vielen Besuche haben mir selbst immer neue Motivation gegeben."

Mit Ehrenamtlichen arbeitet das DRK vornehmlich, erläutert Günther Batschak, der Landesgeschäftsführer. Hauptberufliche Kräfte würden erst eingesetzt, wenn es unumgänglich sei. "Das ist aber immer öfter der Fall." 2500 Hauptamtliche sind beim DRK Saar beschäftigt, Personal in den Kliniken inklusive.

Beispiel Rettungsdienst: Das DRK Saar fährt rund 175 000 Einsätze im Jahre, 60 Prozent Krankentransporte, 40 Prozent Rettungseinsätze. Das sind 80 Prozent aller Fahrten im Saarland. Die eine Hälfte der Besatzungen der Rettungs- und Krankentransportwagen arbeitet hauptberuflich, meist als Rettungsassistent. 60 Azubis bildet das DRK jährlich im Beruf des Rettungsassistenten aus.

Die andere Hälfte sind Ehrenamtliche. Unter ihnen spielen die jungen Leute, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder einen Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) absolvieren, eine besonders wichtige Rolle, wie Martin Erbelding, Stabsstelle in der Landesgeschäftsstelle, betont. Das DRK sei größter Anstellungsträger für FSJler im Saarland. 300 Stellen seien derzeit besetzt, knapp die Hälfte davon im Rettungsdienst. "Wir qualifizieren sie über das gesetzliche Soll hinaus und geben allen eine Ausbildung als Rettungssanitäter. Sie werden deswegen nicht bloß als Fahrer eingesetzt, sondern als verantwortliche Kraft auf Krankentransporten und als mitarbeitende Kraft auf dem Rettungswagen." Insgesamt 720 Rettungssanitäter hat das Saar-DRK allein 2009 bis 2011 ausgebildet. Dazu kaufte es als einer von zwei DRK-Landesverbänden eine Rettungsarena. Sie steht in der Rettungsdienstschule in St. Ingbert und kostete 1,5 Millionen Euro. Die Arena besteht aus Räumen, in denen Notfallsituationen naturgetreu simuliert werden, einschließlich Geräuschkulisse.

Mit Zufriedenheit sieht Preiß auch darauf zurück, dass während seiner Präsidentschaft die Zahl der Blutspenden im Saarland von 29 000 (2001) auf 41 785 im Jahr 2011) stieg. "Mehr Termine, mehr Werbung." 80 Spenden im Schnitt pro Termin. Im Stadtverband Saarbrücken weniger, dafür "im Hochwald, in Wadern, manchmal 400". Zur Deckung des saarländischen Bedarfs, etwa 60 000 Konserven im Jahr, reiche es aber noch nicht.

In Preiß' Amtszeit fiel die nationale DRK-Vorgabe, das Profil des DRK zu schärfen. Batschak: "Das DRK hat in der ,Strategie 2010 plus' Hauptaufgabenfelder definiert, die es gut und flächendeckend oder gar nicht anbietet." In diesem Zuge werde der DRK-Landesverband spätestens ab Januar erstmals in Saarlouis in die ambulante Pflege einsteigen. "Nicht um Konkurrenz zu machen, sondern aufgrund der wachsenden Nachfrage."

Neue Aufgabenfelder habe sich das DRK Saarland auch in der Therapie adipöser Kinder aufgebaut. Seit 2009 haben 125 Kinder das Programm durchlaufen. "Wir hoffen darauf, mit dem Sozialministerium einen Masterplan zu erarbeiten und das Angebot in allen Kreisen vorzuhalten."

Neue Aufgaben

Und in Dudweiler hat das DRK vor drei Jahren eine Anlaufstelle für die geschätzt 4500 Parkinson-Kranken aufgebaut. "Es gab bis dahin kein Angebot im Saarland." Das Sozialministerium habe die Stelle soeben als Kompetenzzentrum Parkinson im Saarland anerkannt.

Die Delegiertenversammlung des DRK wählt am 24. November in St. Ingbert einen neuen Präsidenten als Nachfolger von Preiß. Das Präsidium wird einer der beiden Vize-Präsidenten vorschlagen, Michael Burkert, 60, derzeit Saartoto-Geschäftsführer. "Er ist", sagt Preiß, "einer aus unseren Reihen, das ist gut."

Auf einen Blick

Die Notrufnummer 19 222 wird auch im Saarland verschwinden. Wie in ganz Europa wird man die Nummer 112 für alle nicht polizeilichen Notrufe wählen. Das werde in ein bis zwei Jahren umgesetzt sein, sagt DRK-Landesgeschäftsführer Günther Batschak. we

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