Bergkapelle St. Ingbert Für Sportplatz-Besucher und „Zaungäste“

St. Ingbert · Die Bergkapelle hatte zu einem Open-Air-Konzert auf das Gelände der DJK geladen. Für die Musiker wie ihre Zuhörer war es wie eine Erlösung.

 Ungewöhnliche Konzertatmosphäre beim Open Air-Konzert der Bergkapelle St. Ingbert auf dem Sportplatz der DJK St. Ingbert.

Ungewöhnliche Konzertatmosphäre beim Open Air-Konzert der Bergkapelle St. Ingbert auf dem Sportplatz der DJK St. Ingbert.

Foto: Petra Pabst

Anstelle einer Eintrittskarte erhielten die Gäste einen schicken Bleistift, den sie nach Ausfüllen des Kontaktformulars behalten durften. Es war sicherlich eines der denkwürdigsten Konzerte in der über 180-jährigen Geschichte der Bergkapelle St. Ingbert. Ein Open-Air-Konzert unter strengen Pandemie-Auflagen mit Abstandsregeln und Hygienekonzept. Aber die älteste Grubenkapelle an der Saar bewältigte diese Herausforderung vorbildlich und mit Bravour, verwandelte auf dem DJK-Sportplatz die Tribüne zur Bühne und begeisterte das Publikum mit einem Potpourri aus vergangenen und künftigen Konzerten.

Noch eine Woche zuvor war nicht klar, ob dieses Konzert hätte stattfinden können, denn laut Verordnung waren zu diesem Zeitpunkt nur Veranstaltungen mit maximal 100 Personen erlaubt. Das heißt, bei der Zahl der Musiker und Helfer wären gerade einmal 30 Zuschauer zugelassen gewesen. Doch Dank der raschen Erweiterung der Lockerungsmaßnahmen durften nun deutlich mehr Musikfreunde nach fast viermonatiger Abstinenz wieder Live-Musik genießen. So wurde das Konzert in kürzester Zeit auf die Beine gestellt, denn alle freuten sich darauf, endlich wieder zusammen spielen zu dürfen.

„Endlich dürfen wir wieder. Endlich ist die konzertfreie Zeit vorbei. Das ist heute ein fast schon geschichtsträchtiger Moment!“ begrüßte Dirigent Matthias Weißenauer voller Freude das Publikum und eröffnete mit einem etwas anderen Steigermarsch, der flott in südamerikanische Mambo-Rhythmen überleitete. Erst seit Ende Mai konnten die Musikerinnen und Musiker ihre Probenarbeit wieder aufnehmen, nachdem sie diese - zum ersten Mal in ihrer Geschichte - Mitte März vorerst hatten einstellen müssen. Da steckten sie mitten in den Vorbereitungen ihrer bereits ausverkauften, aber pandemie-bedingt abgesagten Konzerte, die für den 13. Juni am Saarländischen Staatstheater und am 22. August auf der Alten Schmelz angesetzt waren. Nun präsentierten sie am Samstagabend Ausschnitte aus diesen facettenreichen Programmen von der heimlichen „saarländischen Nationalhymne“ über Highlights aus „Riverdance“, Filmmusik von John Williams (Thema aus dem Film „Indiana Jones“) und Alan Silvestri („Forrest Gump“) bis hin zu Sting und und der beinahe sinfonischen Musik von „Queen“, die wie gemacht ist für große Orchester.

Mit diesem Vorgeschmack machten sie große Lust auf ihre Konzerte, die - so versprechen sie - im kommenden Jahr nachgeholt werden. Auch im benachbarten Garten hinter der Tribü(h)ne genossen im wahrsten Sinne des Wortes echte „Zaungäste“ das Event. Sie hatten es sich im heimischen Grün gemütlich gemacht und lauschten den Klängen des Konzertes. Die gefühlvolle „Hymne an die Gefallenen“ aus dem Film „Der Soldat James Ryan“ widmete das Orchester den vielen am Coronavirus verstorbenen Menschen in der Welt - ein melancholischer Moment im Laufe des Programms.

Trotz der akustisch schwierigen Umstände - das präzise Zusammenspiel bei 25 Metern Diagonale ist eine echte Herausforderung - schafften es die Musiker, einen ausgeglichenen, schönen Klangteppich zu erschaffen und die Solisten strahlen zu lassen. Besonders virtuos gelang Carolin Stauner das Solo auf dem Sopransaxophon bei Stings „Englishman in New York“, das in der Originalversion von Brandford Marsalis gespielt wird. Hierfür gab es verdient Sonderapplaus und „Bravo“-Rufe.

„Auch wenn es schwer fällt, bitte tanzen und singen sie nicht mit, sonst müssen wir die Stühle noch weiter auseinander stellen“ scherzte Weißenauer schließlich bei einer Ansage zu einem nächsten Stück voller Lebensfreude. Das fiel schwer, aber dafür gab es vom Publikum am Ende umso mehr Applaus und stehende Ovationen. Mit dem Steigermarsch als Zugabe schloss sich der Musikalische Kreis des Abends, nicht ohne Hinweis auf das bevorstehende Open-Air-Konzert am 21. August, bei dem auch die bekannte Sängerin Sue Lehmann und Stargeiger Wolfgang Mertes zu Gast sein werden.

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