Bebauungsplan Kléber-Gelände Beim Kléber-Gelände stellen sich viele Fragen

St. Ingbert · Bewohner der Hasseler Chaussee akzeptieren Gewerbe in ihrer Nachbarschaft, fordern aber mehr Fingerspitzengefühl bei Planungen.

 Diese 66 große und kleinen Anwohner der Hasseler Chaussee (hier auf dem künftigen Bebauungsgelände des Kléber Nord-Geländes) möchten mit ihren Bedenken zur Ansiedlung eines Logistikers ernst genommen werden. Es geht auch um eine Grünfläche als Pufferzone (im Hintergrund) zum Gewerbegebiet.

Diese 66 große und kleinen Anwohner der Hasseler Chaussee (hier auf dem künftigen Bebauungsgelände des Kléber Nord-Geländes) möchten mit ihren Bedenken zur Ansiedlung eines Logistikers ernst genommen werden. Es geht auch um eine Grünfläche als Pufferzone (im Hintergrund) zum Gewerbegebiet.

Foto: Cornelia Jung

Die Anwohner der Hasseler Chaussee in St. Ingbert wohnen gern in ihrem Viertel. Bereits als sie in der Nähe des Kléber-Geländes ihre Häuser bauten, wussten sie, dass das benachbarte Gelände als Gewerbegebiet ausgewiesen ist. Dass aber künftig auf dem „Kléber Gelände Nord“, wie es im Bebauungsplan bezeichnet wird, Logistiker mit Lkw-Transporten angesiedelt werden sollen, unter anderem für Lidl, können sie nicht verstehen. Auf die Auslegung der Bebauungspläne hin meldeten sie ihre Bedenken an, die in die Unterlagen für die Sitzung des Stadtrates Ende Juni eingearbeitet wurden.

Aus Sicht der Anwohner sollen die Hallen höher werden als zulässig, näher an die Grundstücksgrenze heranrücken und trotz Ablehnung einer Ansiedlung der Spedition Schenker durch den Rat, über die „Hintertür“ doch Speditionen „eingeschleust“ werden. „Wir sind nicht gegen ein Gewerbegebiet, nur dagegen wie es passiert“, sagt beispielsweise Wolfgang Becker. Die Bewohner der Hasseler Chaussee hätten sich gewünscht zu erfahren, ob ihre Bedenken ernst genommen werden und in die neuen Planungen eingeflossen sind.

„Wir haben die Abwägungsunterlagen das erste Mal in der Stadtratssitzung gesehen“, so Becker. Schon lange hatten sich die Anwohner mit einem künftigen Gewerbegebiet als Nachbar auseinandergesetzt. Vor einigen Jahren kauften sie deshalb einen Grünstreifen und gründeten die „Wäldchen GbR“, um die Bäume und Sträucher hinter ihren Anwesen als ökologischen Puffer und Abgrenzung zum Kléber-Gelände zu erhalten.

Bis Anfang 2002 habe es für dieses keinen Bebauungsplan gegeben, berichten die Nachbarn des Kléber-Geländes. Damals habe das Amt für Umweltschutz (LfU), heute Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA), dem Wald aufgrund dessen Schutz- und Erholungsfunktion eine hohe Wertigkeit bescheinigt. Es schlug vor, den im westlichen Teil der Planungsfläche liegenden Baumbestand, auch wegen seiner hohen Bedeutung als Biotop, zu erhalten und gegebenenfalls sogar auszuweiten. Zwischenzeitlich sei der Wald schon zweimal (2007 und 2018) gerodet worden. Damit seien die Grenzen zum Gewerbegebiet unzulässigerweise nach Westen verschoben und neue Baufelder geschaffen worden, finden die Anwohner.

Ihr Vorwurf: Mit dem „Lippenbekenntnis“ des Projektplaners, diese Grünfläche zu sichern, aufzuwerten oder gar auszuweiten, sei der Stadtrat „überrumpelt“ worden und habe auf Basis dieser Vorgaben seine Zustimmung zum Bebauungsplan gegeben. Noch viel weitreichender stellen sich für die Bewohner die künftigen Folgen durch das Verkehrsaufkommen dar, wenn die Planungen so blieben, wie sie derzeit sind. Es müsse mit 750 Lkw mehr am Tag gerechnet werden. Eine Zahl, die der dortige kleine Kreisel nicht bewältigen könne.

Deshalb habe auch der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) seine Bedenken angemeldet und eine Ampelanlage angedacht. „Das staut sich dann bis in die Stadt. Das betrifft alle St. Ingberter“, so die Anwohner. Die Betroffenen fürchten außerdem Lärmbelastungen rund um die Uhr. Die Stadt habe auf die Einwendungen sowohl des LUA als auch des LfS nicht reagiert und auch die Bedenkenträger aus der Hasseler Chaussee fühlen sich unverstanden und zum Teil hintergangen. „Wir wollen ernst genommen werden“, sagt Andreas Müller, „uns ist an einem Kompromiss gelegen. Vor allem wollen wir andere St. Ingberter darauf aufmerksam machen, was hier zwischen Tür und Angel entschieden werden soll.“

Rund 25 Hektar stünden zur Nutzung zur Verfügung. Ihm stelle sich die Frage, warum rund die Hälfte davon an einen Logistiker gehen soll, während an einer Ansiedlung interessierte Mittelständler keinen Zuschlag bekamen. Um eine entsprechende Infrastruktur zu gewährleisten, müssten rund 250 000 Euro in die Hand genommen werden. Woher das Geld kommen soll, fragt man sich im Osten der Stadt.

Der Wunsch der Anlieger ist klar: keine Logistiker, keine Spedition und somit auch keine Nachtarbeit. Die viel gerühmte Einbeziehung der Anwohnerinteressen habe bisher nur aus einem Monolog bestanden, so Wolfgang Becker. Termine bei der Stadt hätten nicht gefruchtet. Damit dies anders wird, ist am morgigen Dienstag Ortsvorsteher Ulli Meyer vor Ort und am Dienstag, 7. August, um 18 Uhr gibt es im großen Sitzungssaal des Rathauses eine Bürgerinformationsveranstaltung zu den Plänen auf dem Kléber-Gelände.

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