Bach – jugendlich und erfrischend

St Ingbert · In Doppelfunktion hat Helmut Haag am vorigen Sonntag bei einen Benefizkonzert in St. Ingbert anlässlich seines 70. Geburtstages agiert, als Dirigent und als Sologeiger. Auf dem Programm standen ausschließlich Werke von Johann Sebastian Bach.

 Helmut Haag trug mit der Violine selbst zum Gelingen des Benefiz-Konzertes in der Martin-Luther-Kirche bei. Foto: Jörg Jacobi

Helmut Haag trug mit der Violine selbst zum Gelingen des Benefiz-Konzertes in der Martin-Luther-Kirche bei. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Nur wenigen Musikern gelingt es, auch nach ihrem aktiven Berufsleben in ihrem früheren Tätigkeitsbereich auch weiterhin segensreich als Künstler und Kulturschaffende zu wirken. Zu diesen raren und löblichen Ausnahmeerscheinungen zählt fraglos auch Helmut Haag, der "seiner" Martin-Luther-Kirchengemeinde in St. Ingbert - wo sein Vater bereits langjährige Chorleiterdienste versah und er selbst über vier Jahrzehnte hinweg als Dirigent die künstlerischen Geschicke der Evangelischen Kantorei überaus fruchtbar steuerte - anlässlich seines Siebzigsten ein Benefizkonzert schenkte. Der Reinerlös des gut besuchten Bachabends am vergangenen Sonntag soll demgemäß der kirchenmusikalischen Arbeit vor Ort sowie dringend anstehenden Sanierungsmaßnahmen an der evangelischen Stadtkirche zugute kommen. Möglich war dies vorab, weil Haag als professioneller Orchestermusiker und langjähriger Primgeiger des Saarbrücker Rundfunkorchesters - noch immer! - über vielfältige erstklassige Kontakte zu professionellen Musikerkollegen verfügt, die an diesem Abend zugunsten "der guten Sache" allesamt auf ihre finanzielle Honorierung verzichtet hatten. Auf dem dramaturgisch klug zusammengestellten, reinen Bach-Programm standen an diesem Abend gleich zwei der erst nach Bachs Tod von dessen Biographen Philipp Spitta als solche betitelten "Brandenburgischen Konzerte" (Nr. 4 und Nr. 6). Haag selbst übernahm, quasi in Personalunion, an diesem Abend gewohnt souverän die Doppelfunktion des Sologeigers und Dirigenten und sorgte für ein jugendlich-erfrischtes, im allerbesten Sinne "klassisches" Bachbild.

Dieses zeichnete er mit dem vorzüglich aufeinander abgestimmten Streichorchester - mit klangzauberischer Solo-Oboe (Veit Stolzenberger) und Solo-Violine - sowie Basso Continuo mit feinem Pinselstrich bereits im zu Beginn musizierten d-Moll-Konzert (BWV 1060). Perfekt aufeinander abgestimmt hatten auch die beiden Flötistinnen Britta Jakobs und Susanne Winkler im espritgeladenen Doppelpart der Traversflöten in den Ecksätzen des vierten Brandenburgischen Konzertes in G-Dur. Der solistische Geigenpart Haags Solovioline hatte es da (1. Satz: Allegro) im hypervirtuosen Laufwerk nicht ganz einfach, mit diesen Schritt zu halten. Sabine von Blohn (Sopran) gestaltete ihrerseits die koloraturenreiche, festlich-brillante Solokantate Jauchzet Gott in allen Landen, deren jubelnder Affekt (in strahlendem C-Dur!) perfekt zur frühlingsbetonten Maienpracht der Jahreszeit stimmte (im Dialog mit der glanzvollen Barocktrompete Robert Hofmanns in den Ecksätzen) mit sprühender, ja überschäumender Agilität.

Zum echten finalen Höhepunkt geriet indes das fünfte Brandenburgische Konzert (BWV1050), dessen ausgedehnter erster Satz sich dem Hörer als ein veritables Cembalokonzert - mit virtuoser Solokadenz - imponiert. Der Solopart wurde hier von Helmut Haags langjährigem katholischen Kirchenmusikerkollegen in St. Ingbert , Christian von Blohn, meisterlich und mit großer spielerischer Souveränität ausgekostet. Die an diesem Abend sehr zahlreich erschienenen Gratulanten im Publikum bedankten sich ihrerseits beim Jubilar und seinen Musikern mit sehr herzlichem und lang anhaltendem Applaus.

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