Albertus-Magnus-Gymnasium Bach gab sich als Musical-Star die Ehre

St. Ingbert · „Bach forever“ ist ein Musical, das auf ganz besondere Weise an den Komponisten erinnert. Am AMG wurde es als Gemeinschaftsprojekt aufgeführt.

 Noch steht „Johann Sebastian Bach“ (rechts: Michael Marz) als „Statue“ auf seinem Sockel. Kaum von ihm herabgestiegen, erzählte er musikalisch aus seinem Leben.

Noch steht „Johann Sebastian Bach“ (rechts: Michael Marz) als „Statue“ auf seinem Sockel. Kaum von ihm herabgestiegen, erzählte er musikalisch aus seinem Leben.

Foto: Cornelia Jung

Ein typisches Bach-Werk war das, was die Akteure am vergangenen Samstag unter der Bezeichnung „Bach forever“ aufführten, beileibe nicht. Denn die Chorklasse 6b des Albertus-Magnus-Gymnasiums unter der Leitung von Andreas Ganster, die Singschule der Pfarrei St. Hildegard unter der Leitung von Johanna Kuhn und das Instrumentalensemble unter der Leitung von Christian von Blohn gab ein Musical zum Besten, dem der Spagat zwischen der Klassik und der Moderne gelang.

Dessen Komponist Thomas Gabriel, Jahrgang 1957, ist nicht nur ein deutscher Kirchenmusiker und Arrangeur, der neben anderen Werken bereits mehrere Musicals geschrieben hat, sondern er ist vor allem ein ehemaliger Kollege von Blohns. Von 1992 bis 1997 war der aus Essen stammende Gabriel Regionalkantor in Saarbrücken, wo sich die beiden Musiker kennenlernten. Und so gab es für die Sänger und Instrumentalisten, die Gabriels Werk aus dem Jahr 2015 in der Aula des AMG aufführten, sogar einen persönlichen Gruß des Komponisten, den von Blohn ausrichtete. Gabriel selbst gibt Konzerte als Organist, Cembalist und vor allem als Pianist des Thomas Gabriel Trios, dessen künstlerischer Schwerpunkt in Jazz-Bearbeitungen der Musik Johann Sebastian Bachs liegt. In „Bach forever“ wird Johann Sebastian Bachs Leben in groben Zügen musikalisch und erzählerisch nachgezeichnet. Dabei steigt der alte Johann Sebastian Bach, dem Michael Marz seine Stimme lieh, von seinem Denkmalsockel und landet mitten in einer Gruppe Jugendlicher, denen er „Schwänke“ aus seiner Jugend zum Besten gibt. Im musikalischen Dialog mit dem Chor werden Unterschiede zum 17. Jahrhundert deutlich, aber auch Gemeinsamkeiten. „He Bach, die Musik war gar nicht schlecht“, forderte der Chor „Bach“ zum Erzählen auf. In Liedform erfuhren die Zuhörer etwas über eine Prügelei, Bachs 400 Kilometer-Fußmarsch von Arnstadt nach Lüneburg, nur um den Organisten Buxtehude zu besuchen, aber auch über die Haarmode vergangener Zeiten: „So sah man aus, wenn man verließ das Haus.“ Perücke und Puder war einmal, aber dass man heute Musik hören kann ohne Instrumente zu sehen, wunderte den alten Bach, der sich flugs Kopfhörer aufsetzte, dann doch. Zu Bachs Zeiten war Musik etwas Besonderes. Dafür ging man in die Kirche. „Ohne Musik wollen wir nicht leben. Ohne Musik werden wir nicht wach“, sang der Chor über den heute permanenten Musikkonsum.

Während des Stückes wechselten die Stilrichtungen, von Rezitativen und Arien bis hin zu Blues und Rap. Bachs Instrument, der Orgel, wurde im Stück ein besonderer Platz eingeräumt. „Die Orgel ist mein Instrument, auch wenn ihr‘s nicht verstehen könnt“, sang der junge Bach (Benedict Jung). Und nachdem zum Kinderlied über die fleißigen Handwerker in Grundzügen der Aufbau der „Königin der Instrumente“ Eingang ins Stück fand, erklang eine kurze Sequenz aus der bekannten Bachschen Toccata in G-Moll.

Wer von den jüngeren Zuhörern die Musik oder die Person Bachs nicht kannte, wird nach dieser Aufführung neugierig auf ihn und sein Leben geworden sein. Wer in der Vergangenheit bereits die Bekanntschaft mit den Werken des Komponisten der Barockzeit gemacht hatte, erlebte ihn so noch einmal anders und machte Lust, den „alten Bach“ neu- oder wiederzuentdecken. Für diese besondere Möglichkeit der Begegnung mit einem der größten deutschen Komponisten gebührt den Initiatoren und den Ausführenden dieses modernen Werks mit klassischem Vorbild ein extra Applaus.

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