Autofrei klappt nur mit Disziplin

St. Ingbert. Obwohl ich während meiner Studentenzeit mit Bus, Zug und Straßenbahn lange Zeit gut, billig und sicher gefahren bin, möchte ich doch die Annehmlichkeiten eines eigenen Autos nicht mehr missen

 Dank einer Gratis-Umwelt-Netzkarte kostenlos einen Tag im Saarland mit Bus und Bahn unterwegs. SZ-Mitarbeiterin Cornelia Jung im Selbsttest. Foto: Jung

Dank einer Gratis-Umwelt-Netzkarte kostenlos einen Tag im Saarland mit Bus und Bahn unterwegs. SZ-Mitarbeiterin Cornelia Jung im Selbsttest. Foto: Jung

St. Ingbert. Obwohl ich während meiner Studentenzeit mit Bus, Zug und Straßenbahn lange Zeit gut, billig und sicher gefahren bin, möchte ich doch die Annehmlichkeiten eines eigenen Autos nicht mehr missen. Das fängt beim Getränkekisten-Transport und dem Besorgen von 60-Liter-Erdsäcken für den Garten an und hört bei den "Taxi"-Fahrten im heimischen "Familienunternehmen" noch lange nicht auf. Die Tochter hat den Bus in ihre Schule im Bliesgau verpasst? Kein Problem, die Mama fährt schon mal hinterher. "Ooch Mama", heißt es, wenn der Sohnemann zum Training will. Auto fahren ist ja soooo bequem - und teuer.Also war es nur konsequent, am 5. Juni, der im Kalender als Weltumwelttag ausgewiesen ist, auf den eigenen rollenden Untersatz zu verzichten und die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Praktischerweise gab es in der Zeitung und im Internet einen Gutschein für eine Gratis-Umwelt-Netzkarte des saarländischen Verkehrsverbunds (SaarVV), mit der man den ganzen Dienstag das Saarland kostenlos "unsicher" machen konnte. Was hatte ich vor und….wie komme ich dahin? Und vor allem wann?

Von Rentrisch zum Fitness-Studio nach Rohrbach wäre es mit der Kreisbuslinie 506 Saarbrücken - Blieskastel kein Problem. Bis zur Öffnung um neun Uhr hätte ich nach Ankunft noch 20 Minuten Zeit und der Fußweg hin müsste auch noch abgezogen werden. Perfekt! Doch würde ich es in einer dreiviertel Stunde mit Umziehen, Duschen und zwei Durchläufen an den Geräten schaffen, bis zehn Uhr in der Redaktion zu sein? Kaum. Mit dem Bus eine Stunde später könnte ich leben, doch eine Stunde zu spät zur Arbeit zu kommen, war nicht drin. Also kein Sport.

Unnd so fuhr ich wie tausende Pendler auch, ganz normal am Dienstagmorgen vom Wohn- zum Arbeitsort, wobei drei Kilometer nicht das wirkliche Abenteuer darstellten. Wenn alle Stricke reißen, kann man die kurze Entfernung auch mal laufen. Im Bus 9.11 Uhr von Rentrisch nach St. Ingbert empfängt mich ein freundlicher Busfahrer, der das Ticket akzeptiert und meine erste Skepsis verscheucht. Durch den Rentrischer Weg bin ich ja schon ewig nicht mehr gefahren. "Gelbes Schild. Ortseingang St. Ingbert. Höchstgeschwindigkeit 50 Kilometer pro Stunde", reagiert mein Kopf unwillkürlich. Egal, heute gibt es für mich keine Geschwindigkeitskontrolle.

Zwischen der pünktlichen Ankunft am Rendezvous-Platz und dem Arbeitsbeginn werden noch einige Einkäufe erledigt. Passt. Entspannt geht der Tag weiter, so wie er begonnen hat. Gegen 14 Uhr besteige ich mit meinem Sohn einen Zug nach Saarbrücken, von wo aus es weiter nach Ottweiler geht.

Dort gibt es ein Bekleidungshaus, das eine große Anzugauswahl für den Abiball bereithalten soll. Mit einem Mal Umsteigen sind wir in knapp 50 Minuten da. Langsamer als mit dem Auto, aber wir haben Zeit, uns zu unterhalten. Fünf Minuten Fußweg zum Geschäft und anderthalb Stunden später ist der Abiturient perfekt ausgestattet. Zurück am Bahnhof müssen wir noch zehn Minuten warten, bis es über Saarbrücken zurück nach St. Ingbert geht. Mein Fazit des Tages ist danach durchaus positiv, nicht nur wegen des erfolgreichen Einkaufs. Busse und Bahn waren pünktlich und sauber.

Umgewöhnen müsste ich mich trotzdem, denn anders als bei Benutzung des Autos gibt es im Nahverkehr Fahrpläne und "wer zu spät kommt….", kommt auch später an. Würde ich auf Bus und Bahn dauerhaft umsteigen, wären eine bessere Planung und mehr Disziplin meinerseits vonnöten, Wartezeiten müssten eingeplant werden. Eigentlich nicht mein Ding. Trotzdem bin ich auch ein bisschen stolz, dem Benzinpreisen wenigstens einmal ein Schnippchen geschlagen und das Auto stehen gelassen zu haben.

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