Vernissage Hailife mit Sigrid Caspar in der Bosener Mühle

Bosen/St. Ingbert · Die Ausstellung ist noch bis kommenden Sonntag im Kunstzentrum zu sehen. 37 Objekte der St. Ingberter Künstlerin sind dort ausgestellt.

 Die Plastik in Ton und Bronze mit dem Titel „Hand mit Hai“ symbolisiert das Thema der Ausstellung – der Hai als Metapher für die Vermüllung der Erde.

Die Plastik in Ton und Bronze mit dem Titel „Hand mit Hai“ symbolisiert das Thema der Ausstellung – der Hai als Metapher für die Vermüllung der Erde.

Foto: Marion Schmidt

„Hailife“ lautet der Titel einer Ausstellung im Kunstzentrum Bosener Mühle, die noch bis Sonntag, 25. August, zu sehen ist. Zum zweiten Mal präsentiert sich die in St. Ingbert in einem Atelier arbeitende Künstlerin Sigrid Caspar in einer „One-Woman-Werkschau“. Und wieder überrascht sie mit facettenreichen Objekten in dem für sie typischen Materialmix. 37 Werke gibt es zu sehen.

Sigrid Caspar ist eine Künstlerin, die gerne verschiedene Materialien kombiniert. Plastisch aus Ton geformte Darstellungen werden dabei mit Holz, Metall oder Plastik kombiniert. „Die übliche Kategorisierung in Malerei, Skulptur und Plastik zu durchbrechen, steht bei meiner Arbeit im Vordergrund“, sagte die Künstlerin 2017 bei ihrer ersten Ausstellung. Seit 1996 künstlerisch tätig, entdeckte Sigrid Caspar erst auf Umwegen bei der Herstellung von Puppen und Marionetten ihre kreativen Fähigkeiten. Nach verschiedenen Studien an Fachhochschulen ist sie seit 2001 als freischaffende Künstlerin tätig. „Ich bin quasi ins kalte Wasser gesprungen und habe alles Mögliche ausprobiert. Dann bin ich bei dem Medium Ton hängengeblieben, da es so viele Möglichkeiten bietet“, erinnerte sich Caspar im Künstlergespräch mit Christoph M. Frisch bei der Vernissage zu ihrer aktuellen Ausstellung.

In einem Studium zur Gestaltung und Keramik vertiefte sie ab 2006 an der Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen ihre Kenntnisse. Ein Problem von Tonarbeiten sei das hohe Gewicht. Daher verbindet die Künstlerin ihre Tonarbeiten gerne mit leichteren Holz-Materialien. So wird in ihrer Plastik „Erstes Date“ ein naturbelassenes, schmales Holzstück für ein aus Ton geformtes, auf einem Holzvorsprung sitzenden Paar zur Bühne. Gerne kombiniert Sigrid Caspar ihre Tonobjekte mit Elementen aus Epoxidharz. „Die Transparenz und Leichtigkeit, die mir beim Medium Ton fehlt, finde ich in diesem flüssigen Kunstharz.“ Zwei mit diesem Materialmix gestaltete, hoch aufgewachsene, skurrile Figuren fallen in der Ausstellung sofort auf. Die aus Ton modellierten, kritisch ins Leere schauenden Köpfe ruhen auf einem aus Müll gestalteten Korpus, den eine durchsichtige Harz-Schicht in Körperform zusammenhält und leicht glänzen lässt.

Sigrid Caspar, die es liebt, ihrer Kunst immer wieder auch eine Prise Humor einzuhauchen, hat dieser Skulpturengruppe ein nachdenkliches Thema verpasst. „Das hier ist der Müll von zwei Wochen. Wenn man gezielt Müll sammelt, wird einem erst klar, wie viel davon schon in so kurzer Zeit anfällt. Ich finde es lächerlich, dass wir uns als die Krone der Schöpfung sehen, dann aber so verschwenderisch mit allem umgehen“, sagte Caspar. Sie wolle mit ihren Kunstwerken den Betrachter emotional bewegen, Fragen offen lassen und zum Denken anregen.

Die Idee zum Titel ihrer neuesten Ausstellung fiel der Künstlerin bei einem Workshop mit Kindern im vergangenen Jahr ein. „Die Kinder sollten sich mit dem Thema Meer auseinandersetzen. Die erste Assoziation der Kinder war der Hai“, erinnerte sich die Künstlerin. In den Objekten der Ausstellung ist der Hai eine Metapher für das Zumüllen der Erde. Sigrid Caspar: „Der Hai als großes und kraftvolles Tier kämpft um sein nacktes Überleben, so wie es auch wir Menschen tun.“

Neben dem Ernsten spielen aber auch fröhliche Emotionen in den figürlichen Gestaltungen der Künstlerin eine große Rolle. „Ihre Stärke ist es, spielerisch die Humorschiene mit einer gewissen Leichtigkeit zu bedienen“, so Christoph M. Frisch über die Künstlerin. Sie selbst empfindet es als großes Glück, das Talent zu haben, Emotionen in ihre Tiere formen zu können. Wenn Caspar ein Stück Holz im Wald findet, sieht sie sofort, welche figürliche Gestalt in ihm steckt. Aber auch ihre eigenen Emotionen können schon mal in ihre Arbeiten einfließen. „Es begab sich, dass mein Mann vergessen hatte, mich im Atelier abzuholen. Ich modellierte weiter und beobachtete, dass meine Figuren immer ärgerlicher ausschauten“, verriet die Künstlerin mit einem Augenzwinkern. Inspiration für den Ausdruck ihrer Figuren findet sie im Alltag zum Beispiel beim Einkaufen: „Ich beobachte gerne die Leute um mich herum. Herrlich diese Gesichter, die ich dann sehe. Es ist mir dann ein Grundbedürfnis, diese Emotionen, vor allem die humorvollen, zu modellieren.“

Elfi Pazen aus Theley ist ein großer Fan der Arbeiten von Sigrid Caspar: „Ich töpfere selbst seit 30 Jahren und habe bei Sigrid schon einige Kurse besucht. Am besten gefallen mir die Arbeiten, bei denen sie Keramikfiguren mit Holz verbindet. Es ist faszinierend, wie die Plastik sich dem natürlichen Material anschmiegt.“ Willi Kaufmann aus Saarlouis bewundert besonders das filigrane Gestaltungsgeschick der Künstlerin: „Diese Detailtreue in ihren Figuren, das ist, als ob hier ein Chirurg gearbeitet hätte.“ Für die Künstlerin ist es nach eigenen Angaben immer wieder spannend zu erleben, was im Schaffensprozess mit dem Ton passiert.

Stets in Balance an ihren Instrumenten war Tanja Endres-Klemm. Die Klangkünstlerin begleitete die Vernissage mit verschiedenen Instrumenten und ließ sich von Objekten der Künstlerin inspirieren.

Sigrid Caspars Ausstellung „Hailife“ im Kunstzentrum Bosener Mühle ist bis 25. August zu sehen. Geöffnet ist mittwochs bis sonntags, jeweils von 13 bis 18 Uhr.

 Während der Vernissage (von rechts): Künstlerin Sigrid Caspar im Gespräch mit Christoph M. Frisch, musikalisch begleitet von Tanja Endres-Klemm.

Während der Vernissage (von rechts): Künstlerin Sigrid Caspar im Gespräch mit Christoph M. Frisch, musikalisch begleitet von Tanja Endres-Klemm.

Foto: Marion Schmidt
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