Ausbildungskonzept auf Augenhöhe

St Ingbert · Die jährlichen Projekt- und Workshoptage an der Albertus-Magnus- Realschule bekehrten manchen Schüler von seinen Vorurteilen.

 Bei Voit verbrachten 14 Schüler der Albertus-Magnus-Realschule ihre Workshoptage. Dort waren sie altersmäßig nicht von Azubis zu unterscheiden. Das Miteinander „auf Augenhöhe“ war auch Ziel der Werkstatt. Foto: Cornelia Jung

Bei Voit verbrachten 14 Schüler der Albertus-Magnus-Realschule ihre Workshoptage. Dort waren sie altersmäßig nicht von Azubis zu unterscheiden. Das Miteinander „auf Augenhöhe“ war auch Ziel der Werkstatt. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

In den vergangenen Wochen fanden an der Albertus-Magnus-Realschule die jährlichen Projekt- und Workshoptage statt. Während die 9. und 10. Klassen in die Berufswelt eintauchten, gab es bei den Jüngsten der fünften und sechsten Klassen Aktionen zum Stärken der Klassengemeinschaft. Die anderen Schüler brachten sich bei Schulprojekten ein. An zwei Tagen hatten die Schüler die Möglichkeit, ihre Klassenkameraden, Angebote des AMR oder das Arbeiten in Unternehmen kennen zu lernen, um die Ergebnisse am dritten Tag in der Schule zu präsentieren. Viele freuten sich auf den Ausstieg aus dem normalen Alltag, der im Vorfeld für einige zu kurz und für andere wiederum zu lang erschien. "Wir hatten Schülerinnen, die eigentlich nicht zum Schreiner wollten. Und das haben sie ihm auch so gesagt", erzählt der Realschulrektor. Doch nachdem sie ihre eigenen Tische kreiert und hergestellt hatten, waren sie Feuer und Flamme fürs Handwerk, das ihnen wider Erwarten so gut gefiel, dass sie im nächsten Jahr nochmal in die Werkstatt wollen, wie Thomas Bonerz sagt. Es hätten einige "keinen Bock" aufs praktische Arbeiten gehabt, doch als sie zurück ans AMR kamen, hatte sich das meist ins Gegenteil verkehrt und einige der Neunt- und Zehntklässler hatten sich im jeweiligen Unternehmen, sei es ein Handwerksbetrieb, bei Festo, Voit, Banken, Polizei, Versicherungen oder auch Kitas, bereits nach den Einstellungskriterien erkundigt. "Da wurden in der Praxis Grundlagen gelegt, wie ich die Schüler auch im Unterricht ,kriege'. Sie haben nun ein Ziel und arbeiten mit ganz anderer Motivation. Bei den Workshoptagen sehen sie den Alltag mal aus einem anderen Blickwinkel und lernen das Arbeiten kennen, wie wir es in der Schule gar nicht vermitteln können." Einer Schülerin der zehnten Klasse gefiel es im vergangenen Jahr beim Autozulieferer Voit beispielsweise so gut, dass sie in diesem Jahr ihre Workshoptage wieder dort verbrachte, inmitten jüngerer Schüler. Unter den 14 Schülern waren nur vier Jungs, wie Ausbilder Jörg Walzer herausstellte. Ihn und seinen Kollegen Udo Cloß würde es freuen, wenn sich mehr Mädchen um einen Ausbildungsberuf in ihrer Firma bewerben. Lehrer Ebert Knauer begleitete die Schüler in die Lehrwerkstatt. Dort führten sie mit Hilfe einiger Azubis Biege- und Messschieberübungen durch, lernten, wie man technische Zeichnungen liest, erfuhren die Wirkungsweise der Pneumatik und sahen, wo sie im Haushalt zum Einsatz kommt. Es gab aber auch Tipps für Bewerbung und Vorstellungsgespräch. "Die meisten der Schüler haben einen Industriebetrieb noch nie von innen gesehen", so Knauer über ein Ziel der Workshoptage. Es muss nicht immer ein Abitur oder Studium sein, wenn eine interessante Arbeit oder Herausforderungen gesucht werden. Auch das lernen die Teenies bei solch einer Gelegenheit. Jede Arbeit verträgt, oder verlangt, ein gewisses Maß an Kreativität, weshalb die Projekttage an der Schule diesmal stark künstlerisch geprägt waren. Es gab ein Foto-, Mal- und ein Kalligrafie-Projekt, eins gegen Mobbing und eins, das sich mit der Orientierung am Sternenhimmel befasste. Bonerz selbst hatte ein Skulpturenprojekt aus der Taufe gehoben, das mehr Straßenschäden forderte. Aber nur deshalb, um Schlaglöcher mit Wasser zu füllen und sie mit einem Angler oder einer Haifischflosse verschönern zu können. Den Schülern machte es Spaß und auch die Firmen, in denen die "Großen" wirkten, berichteten Positives. "Sie waren alle sehr angetan, sowohl von betrieblicher als auch von Schülerseite", zog der Rektor Bilanz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort