Welcome-Shop Aus Helfern wurden gute Freunde

St. Ingbert · Nach zwei Jahren schloss der Welcome-Shop in der ehemaligen Kita St. Pirmin seine Pforten.

 Viele Ehrenamtliche kamen zur „Abschiedsfeier“ des Welcome-Shops am vergangenen Montag .

Viele Ehrenamtliche kamen zur „Abschiedsfeier“ des Welcome-Shops am vergangenen Montag .

Foto: Cornelia Jung

Im Juni 2015 öffnete der Welcome-Shop im ehemaligen Kindergarten St. Pirmin, in dem sich Flüchtlinge mit Kleidung und Hausrat versorgten. Viele St. Ingberter brachten die Hilfsgüter in die Räumlichkeiten, in denen rund 20 Ehrenamtliche, darunter einige Syrer, die Sachen sichteten, sortierten und an die St. Ingberter Neubürger ausgaben. „Wir sind wie eine Familie“, sagten die Helfer. Doch das „Familiendomizil“ hat jetzt geschlossen. „Wir haben es einfach logistisch nicht mehr gepackt und auch der Bedarf ist nicht mehr so groß“, sagte Christina Wieth am vergangenen Montag, dem letzten Tag des Shops, an dem man noch mal zusammensaß und gemeinsam grillte. Die Entscheidung stehe schon länger fest, doch man habe es hinausgezögert, weil es für viele so etwas wie ein Treffpunkt geworden war. „Das war nicht so einfach. Viele Leute konnten sich nicht vorstellen, dass wir nun zu machen“, so Wieth. Aber das Aufrechterhalten des Welcome-Shops kostete Kraft, Arbeit und vor allem Zeit. Nicht nur einmal mussten Möbel geschleppt und Umzüge organisiert werden. Annahme und Ausgabe von Geschirr, Decken, Spielzeug oder Kleidung wäre ohne die vielen Freiwilligen nicht zu stemmen gewesen. Man entschied sich für ein sanftes Ende, der Arbeitsaufwand wurde zurückgefahren. Zuerst wurden die zwei Öffnungstage auf einen reduziert, dann wurde keine Kleidung mehr angenommen oder ausgegeben, die Regale sukzessive leer geräumt sowie zwei Container mit Müll gefüllt. Mit den Möbeln werde es aber weitergehen. „Wir fahren besser, wenn wir die Möbel selbst von A nach B bringen“, sagt die St. Ingberterin vom Netzwerk für Flüchtlinge in St. Ingbert.

Ihr Resumee über die 27 Monate, die der Welcome-Shop bestand, fällt sehr positiv aus: „Wir haben einen Großteil dazu beigetragen, dass viele Menschen komplett ausgestattet werden konnten. Wir haben hier unglaublich schöne Zeiten gehabt, haben miteinander viel gelacht und auch geweint.“ Ihre Mitstreiterin Nathalie Eisenhut erinnert sich an den Beginn der Flüchtlingswelle als einige Geflüchtete, die Hilfe suchten, im Winter in Flip-Flops vorm „Laden“ standen. Ihr gefiel vor allem der menschliche Aspekt rings um den Welcome-Shop, in dem sich „verschiedene Persönlichkeiten begegnet sind, die sich sonst nie getroffen hätten“.

Respekt zollen die rund zehn Personen, die bis zuletzt in St.Pirmin wirkten, vor allem einer Frau. Ohne „Frau Anne“, wie Anne Kopp zuerst von den syrischen Helfern, später von allen, genannt wurde, wäre wohl einiges nicht so gut gelaufen. Immer sei sie da gewesen. „Sie war der Regler hier, und immer hatte sie im Blick, was fehlte“, so Nathalie Eisenhut. Oft war auch Christina Wieths Sohn Anton mit im Shop. Er hat dort Freunde gewonnen, freut sich aber, dass „die Mama nun mehr Zeit für uns“ hat. Diese sieht die Aufgabe des Welcome-Stores mit gemischten Gefühlen. Der Montag im Shop sei fast wie ein Job gewesen, denn die Arbeit wurde nicht nur in den zwei Stunden der Präsenz während der Öffnungszeiten geleistet. Im Hintergrund wurden zu jeder Zeit viele organisatorische Strippen gezogen. „Ich werde die Jungs hier vermissen“, sagt Wieth. Jeder von ihnen bekommt vom Netzwerk eine Urkunde über die geleistete Arbeit, der Wochenstundenzahl, die sie ehrenamtlich halfen und eine Tätigkeitsbeschreibung. Dies seien wichtige Kriterien für den Aufenthaltsstatus.

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