Augen auf beim Christbaumkauf

St Ingbert · Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum. Mit allen Sinnen müssen Kunden dabei sein, wenn sie testen, ob der Baum frisch gefällt ist. Denn nicht jede Fichte oder Tanne kommt vom Ort nebenan. Die SZ fand heraus, bei welchem Verkauf Vorsicht geboten ist.

 Herta und Paul Grotzfeld aus Spiesen suchen sich bei Christbaumverkäufer Patrik Sartorius eine Nordmanntanne aus. Foto: Jörg Jacobi

Herta und Paul Grotzfeld aus Spiesen suchen sich bei Christbaumverkäufer Patrik Sartorius eine Nordmanntanne aus. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Schön grün soll er sein, gut riechen, nicht so sehr pieksen. Lichte Stellen? Lieber nicht. Starke Äste, die den Schmuck tragen, braucht er, am besten dicht beieinander. Und besonders wichtig: Er muss seine Nadeln lange behalten. Die Suche nach dem perfekten Weihnachtsbaum beschäftigt in diesen Tagen viele Menschen. Neben dem Äußerlichen achten manche beim Christbaum-Casting auch auf die inneren Werte. Nicht irgendeinen will man sich ins Wohnzimmer stellen. "Wo kommt der denn her?", fragt mancher dann vor dem entscheidenden Kauf. "Aus dem Saarland und aus der Pfalz", sagt Markus Barkonir, der in der Dudweilerstraße in St. Ingbert, gegenüber vom Wertstoffzentrum, Bäume verkauft. "Mein Chef und ich fällen die Bäume selbst Anfang Dezember", erzählt er, "hauptsächlich Tannen, aber auch Fichten". Genauer orten kann Emil Sartorio die Heimat seiner Tannen, die er zwischen Gartenstraße und Neunkircher Weg anbietet. "Kell am See und in der Nähe von Braunshausen", sagt er. Seine Helfer schlagen jeden Morgen neue Bäume, um sie möglichst frisch zu verkaufen. In der Detzelstraße 40 in Rohrbach gibt es von Erwin Fischer, Georg Steißlinger und Mathilde Hein seit 30 Jahren Bäume. Die stammen aus Kappel im Hunsrück, erzählt Fischer. Zwischenzeitlich habe das Trio dort selbst angepflanzt. Mittlerweile kaufen sie die "Nordmänner" wieder, wie auch zu Beginn, von dem dort anbauenden Anbieter.

Frisch geschlagen oder weit gereist? Diese Frage stellt sich beim Verkauf am Umspannwerk in Rohrbach. Woher die Bäume sind, weiß der Verkäufer, der anonym bleiben will, nicht. Von den Kunden frage danach auch nie jemand, sagt er.

Schwarze Schafe gibt es, bestätigt Marco Heiderich, der Verkäufer der Bäume am DNA-Gelände, welche im Westerwald gefällt wurden. Vorsicht gelte bei Aktionen von Kaufhäusern, die die Bäume für 12,99 Euro anbieten, warnt er. "Da kann man davon ausgehen, dass die Bäume aus der Tschechei kommen", so Heiderich.

Eine weite Reise des Baums gilt bei den Verbrauchern oftmals als verpönt. Auch aus umwelttechnischen Gründen, berichtet der St. Ingberter Förster Michael Weber, ist ein Nadelbaum aus der Region ratsam. "Ein Baum aus dem Sauerland ist ja auch bestimmt schon 300 bis 400 Kilometer gefahren", sagt er. Kurze Wege seien besser für die CO{-2}-Bilanz.

Welcher Baum schon eine lange Reise hinter sich hat oder bereits vor mehreren Wochen gefällt wurde, das sehen Verbraucher oft nicht. Förster Weber gibt Tipps, wie die Wahl eines besonders frischen Christbaums gelingt: Finger weg, sollte die eigentlich weißliche Schnittfläche des Baumstamms nicht mehr frisch aussehen. Anzeichen für einen Baum, der schon länger liegt, seien die Verfärbung - "die Schnittfläche wird bräunlicher" -, starker Austritt von Harz, der möglicherweise schon verhärtet ist, sowie Nadelverlust. Kunden sollten testen wie fest die Nadeln noch am Baum sitzen. Und auch die Nase darf benutzt werden. Ein erst kürzlich geschnittener Baumstamm riecht laut Weber auch frischer.

In vier bis fünf Jahren können Interessierte ihre eigene Nordmanntanne in einem St. Ingberter Waldstück selbst fällen. Dort haben Mitarbeiter des Saarforsts Bäume gepflanzt. Dann wird die Auswahl des Christbaums zu einem Erlebnis. Und jeder weiß zu hundert Prozent, wo der Festbaum herkommt.

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