Aug' in Aug' mit dem Weißen Hai

Der Illinger Unternehmer und Extremsportler Ingolf Winter und sein Sohn Michael haben neue spektakuläre Unterwasser-Fotos geschossen. Ihre Bilder der Haie von Guadalupe sind ab 22. November im Gondwana-Park in Landsweiler-Reden zu sehen. Nachfolgend lesen Sie den authentischen Bericht der ambitionierten Tier-Fotografen.

 Ein Kraftpaket: Der Weiße Hai wird bis zu drei Tonnen schwer und bis zu sieben Meter lang. Auf seinem Speiseplan stehen Seelöwen, Robben, See-Elefanten, kleinere Haie, kranke langsame Fische, Kalmare. Menschenfleisch mag er nicht. Auch frei auf dem Käfig stehende Taucher bleiben unbehelligt. Fotos: Winter

Ein Kraftpaket: Der Weiße Hai wird bis zu drei Tonnen schwer und bis zu sieben Meter lang. Auf seinem Speiseplan stehen Seelöwen, Robben, See-Elefanten, kleinere Haie, kranke langsame Fische, Kalmare. Menschenfleisch mag er nicht. Auch frei auf dem Käfig stehende Taucher bleiben unbehelligt. Fotos: Winter

Über der schroffen Felsenlandschaft der Insel Guadalupe geht langsam die Sonne auf. Die Stahlkäfige werden ins blaue Wasser des pazifischen Ozeans getaucht. Mein Sohn Michael und ich machen uns bereit und steigen in den Käfig. Wir fragen uns schon einige Zeit, wie es wohl sein wird, wenn wir den großen Weißen auf Augenhöhe begegnen. Sind sie wirklich aggressiv oder eher sanfte, scheue, vorsichtige Riesen, wie unser Expeditionsleiter, der berühmte Haiforscher Dr. Erich Ritter, uns während der täglichen SharkSchool berichtete. Sind sie überhaupt da?

Zum Greifen nah

Langsam senkt sich der kleine Käfig in die Tiefe. Der Pazifik ist hier immer noch 600 Meter tief. Das Wasser ist kalt, glasklar und tiefblau. Wir sind bereit. Voller Adrenalin halten wir unsere Kameras bereit. Ich fotografiere und filme mit einem 16mm Fischauge. Erich Ritter meinte, das sei perfekt, weil die Weißen ganz dicht kommen würden. Der Käfig stoppt seine Abwärtsbewegung ungefähr bei zwölf Meter. Wir warten. Und dann passiert es. Schemenhaft erkennen wir die Umrisse des ersten Weißen Haies. Langsam, majestätisch und anscheinend mit Vorsicht nähert sich der Hai unserem Käfig. Unglaubliche Spannung! Tatsächlich kommt der etwa fünf Meter große Hai ziemlich dicht an unseren Käfig heran. Wir bekommen Blickkontakt mit ihm. Unglaublich seine Augen, die so blau sind wie die Unendlichkeit des Ozeans. Jetzt ist er so dicht am Käfig, dass wir ihn berühren könnten. Noch tun wir dies nicht. Der Weiße schwimmt einmal um uns herum und verschwindet wieder im Blau. Nun kommen immer wieder vier bis fünf Weiße an unseren Käfig, angelockt vom Fischfutter und dem Brocken Thunfisch, der an unserem Käfig hängt. Aber keiner ist aggressiv oder an uns interessiert. Es ist ein unglaubliches Schauspiel, Kontakt mit diesen sanftmütigen Riesen zu bekommen. Wir sind total begeistert! Fünf Stunden sind wir mit Unterbrechungen bei unseren neuen Lieblingstieren.

Am zweiten Tag dürfen wir abwechselnd auf dem Käfig stehen und somit ungeschützten Kontakt mit den Haien haben. Tatsächlich können wir sie berühren. Manchmal, wenn wir uns auf einen Hai konzentrieren, kommt ein zweiter so dicht an uns heran, dass er uns mit seiner riesigen Brustflosse berührt. Die Weißen Haie von Guadalupe berühren unsere Seele, erobern unsere Herzen.

Wir Menschen müssen erkennen, dass diese Geschöpfe aus der Urzeit - es gibt sie seit über 300 Millionen Jahren auf unserem Planeten - auch eine Lebensberechtigung haben und keine gefräßigen Monster sind. Täglich baden und schwimmen Millionen Menschen in ihrem Lebensraum, jedoch ereignen sich jährlich nur etwa zehn schlimme Haiunfälle. Man muss sich die Frage stellen, warum Haie den Menschen nicht häufiger beißen.

Wichtig fürs Klima

Jährlich tötet der Mensch 100 Millionen Haie, vor allem seiner Flossen wegen, auf grausame Art. Dabei spielen die 500 Haiarten, die alle Meere bevölkern, eine besonders wichtige Rolle im Naturhaushalt. Sie regulieren den Bestand an Fischarten, die sich von Phytoplankton ernährt. Diese Fischarten werden von Menschen nicht befischt. Weniger Haie bedeutet also weniger Phytoplankton, da sich die Phytoplankton-Fresser stärker vermehren. Wenn dies so weiter geht, wird es immer weniger von dem CO2-fressendem und Sauerstoff produzierendem Phytoplankton geben, und alle Lebewesen auf unserem Planeten bekommen zwei Probleme: Es wird wärmer und der Sauerstoff wird knapper, da etwa 80 Prozent des benötigten Sauerstoffes von Phytoplankton im Meer erzeugt wird. Daher unser Appell: Auch im Urlaub nichts kaufen oder essen, was aus Haien gemacht wird.

Zum Thema:

Auf einen BlickIngolf und Michael Winter stellen ihre Fotos von den Weißen Haien und von anderen spannenden Unterwasser-Begegnungen ab dem 22. November 2013 im Gondwana-Park aus. Die Adresse: Gondwana - Das Praehistorium, Alexander-von-Humboldt-Straße 8-10, 66578 Schiffweiler, Ortsteil Landsweiler-Reden. red

 Gründliche Einsatzplanung: Ingolf und Michael Winter (von links) zwischen zwei Tauchgängen im Pazifik.

Gründliche Einsatzplanung: Ingolf und Michael Winter (von links) zwischen zwei Tauchgängen im Pazifik.

 Vor der mexikanischen Insel Guadalupe versammeln sich jedes Jahr zahlreiche Weiße Haie. Was sie dazu antreibt, ist noch nicht zuverlässig erforscht.

Vor der mexikanischen Insel Guadalupe versammeln sich jedes Jahr zahlreiche Weiße Haie. Was sie dazu antreibt, ist noch nicht zuverlässig erforscht.

Zum Thema:

HintergrundHaie gehören zu den Knorpelfischen. Weltweit sind rund 500 verschiedene Arten bekannt. Die meisten Haie fressen Fische und andere größere Meerestiere. Drei besonders große Arten, der Walhai, der Riesenhai und der Riesenmaulhai ernähren sich jedoch vor allem von Plankton. Unter den Fleisch fressenden Arten ragt der Weiße Hai mit einer Länge von bis zu sieben Metern heraus. Haie gelten als gefährliche Jäger. Menschen kommen jedoch ziemlich selten zu Schaden. Pro Jahr sterben nur etwa fünf bis zehn Menschen infolge von Haiangriffen. Jährlich treffen sich etwa 150 Weiße Haie vor der Küste von Guadalupe. Warum, das weiß man noch nicht genau. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort