Auf Spuren lothringischen Glases

St. Ingbert. Die Katholische Erwachsenenbildung Saarpfalz (KEB) lädt für Samstag, 20. April, zu einer Tagesfahrt mit dem Titel "Kristall in Lothringen" unter der Leitung von Baudirektor und Architekt Hans-Günter Marschall ein.Seit dem 14. Jahrhundert sind Glasmacher in Lothringen, in den Vogesen und im Argonner Wald zu Hause

St. Ingbert. Die Katholische Erwachsenenbildung Saarpfalz (KEB) lädt für Samstag, 20. April, zu einer Tagesfahrt mit dem Titel "Kristall in Lothringen" unter der Leitung von Baudirektor und Architekt Hans-Günter Marschall ein.Seit dem 14. Jahrhundert sind Glasmacher in Lothringen, in den Vogesen und im Argonner Wald zu Hause. Sie kamen aus Böhmen, angelockt von Privilegien, die ihnen die Herzöge von Lothringen gewährten. Diese sind in der "Charte des Verriers" festgehalten, die 1369 durch Herzog Jean bewilligt und durch seinen Nachfolger bestätigt wurden. In dieser Urkunde ist unter anderem die Befreiung von der Leibeigenschaft garantiert. Damit hatten die Glasmacher als "Gentils-hommes verriers" den Status von Adligen. Die Kunst des Glasmachens wurde nur vom Vater auf den Sohn weitergegeben, so dass sie in den Familien blieb, wodurch Glasmacherdynastien entstanden. Die Kunst, Glas und Kristall zu machen breitete sich in ganz Lothringen aus. Der Dreißigjährige Krieg verwüstete die gesamte Region; erst Ende des 17. Jahrhunderts entstand eine neue Glashütte, die Verrerie de Portieux, zahlreiche weitere entstanden dann im 18. und 19. Jahrhundert. Eine Besonderheit sind die ersten Kristallerien in Saint-Louis im Bitscher Land, in Vallerysthal, Baccarat und Portieux. Sie gehörten zu den größten Manufakturen Europas mit bis zu 2000 Beschäftigten im 19. Jahrhundert. Diese Manufakturen stellen auch heute noch Glas und Kristall her, allerdings in geringerem Umfang. Die Produktion von Flach- und Pressglas ist fast vollständig durch Billigimporte aus Asien erloschen. Hergestellt werden heute für einen weltweiten Markt Luxusprodukte von höchster Qualität.

Weniger Produktion

Die Glashütte von Meisenthal, in der die Gläser der Ecole de Nancy hergestellt wurden, ist heute ein Forschungsprojekt. In Vallerysthal ist die Produktion auf ein Minimum zurückgegangen; das Werk wird durch Förderung des Generalrates in Betrieb gehalten. Die Glashütte von Daum in Nancy stellt Dekorationsgläser auf höchstem Niveau her, Baccarat und Saint-Louis Kristallgläser, Kronleuchter und Dekorationsgläser, die einen weltweiten Markt gefunden haben. Die Glasmanufaktur Lalique in Wingen-sur-Moder stellt Luxusglas her, das im neu eröffneten Museum zu bewundern ist. Die Manufakturen von Saint-Louis und Baccarat haben neben ihren prächtig ausgestatteten Verkaufsräumen Museen eingerichtet, in denen ein Querschnitt der Produkte ausgestellt ist. Diesen in Europa in dieser Konzentration einmaligen Industriezweig lernen die Teilnehmenden im Zusammenhang kennen. Wie immer gibt es bei einem gemeinsamen Mittagessen die Gelegenheit, das Gesehene zu verinnerlichen. red

Anmeldung bei der KEB, Tel. (0 68 94) 9 63 05 16 oder E-Mail: kebsaarpfalz@aol.com.

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