Auf dem Weg zurück

Saarbrücken · Vor fast drei Jahren begann die Verletzungs-Odyssee von Schwimmerin Sarah Bosslet aus St. Ingbert. Jetzt ist die 19-Jährige wieder zurück im Training – und auf einem guten Weg zu ihrer alten Form.

Die schwarze Kugelschreiber-Tinte ist schon ein wenig braun geworden. Hat gelitten in der feuchten Schwimmbadluft, vor allem aber unter der Zeit. Beinahe drei Jahre alt wird das Bild wohl sein, das da im Trainer-Raum der Albert-Wagner-Schwimmhalle an der Saarbrücker Sportschule unter der Überschrift "Hall of fame des Saarländischen Schwimmbundes" hängt. Ein kleiner Zettel klebt daran. "Sarah Bosslet" steht dort mit dünnem Strich, verblichen, wie aus einer anderen Zeit.

Beinahe drei Jahre war die St. Ingberterin Bosslet weg, drei Jahre, in denen sich die Schwimmwelt ohne sie weiter gedreht hat. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich solange durchhalte", sagt sie heute.

Im Sommer 2010, die heute 19-Jährige war gerade deutsche Vizemeisterin in der Juniorenklasse über 400 Meter geworden, hatte sie erstmals Schmerzen in der Schulter: "Am Anfang dachten alle, es sei nur eine Überlastung." Doch die Schmerzen verschwanden nicht. Arzt um Arzt suchten sie auf, drei Mal war sie im Kernspintomographen, doch keiner wusste, woher die Probleme rührten. "Das war das größte Problem: Dass ich nicht wusste, was überhauptlos ist", sagt Bosslet. Zwischenzeitlich hatte sie sogar wieder begonnen zu schwimmen, trotz Schmerzen.

Doch dann im November 2011 endlich die treffende Diagnose. Die Sehne, die den Bizeps in Position hält, war aus der Verankerung gerissen. Im Januar 2012 folgte die Operation, und Bosslet hatte endlich wieder eine Perspektive. Auch wenn der Weg zurück lang werden sollte.

Drei Monate durfte sie gar nicht ins Wasser. Und als es endlich so weit war, fühlte sie sich wie eine andere: "Ich bin schief geschwommen und kam mir vor wie eine Nichtschwimmerin. Es war eine Katastrophe." Dass sie im Vergleich zu ihrem vorherigen Leistungsvermögen beinahe bei Null anfangen musste, war schwer, aber gleichzeitig auch ihr Antrieb in dieser Zeit: "Hätte ich vorher nicht dieses Niveau gehabt, hätte ich mir all das nicht angetan."

Im Oktober stand dann der erste Wettkampf an, es lief alles glatt. Jetzt fand Ende Mai der Europacup in Bat Yam (Israel) statt. Trotz organisatorischer Hemmnisse wurde Bosslet über die auf fünf Kilometer verkürzte Strecke Neunte. "Es war nicht ganz optimal, aber immerhin ein Anfang", sagt sie. Am kommenden Wochenende folgt der wirkliche Härtetest bei den deutschen Freiwasser-Meisterschaften in Duisburg (28. bis 30. Juni). "Eine Einschätzung ist schwer. Aber der Europacup in Israel war gut für die Vorbereitung. Ich denke, dass es schon einer der vorderen Plätze werden dürfte." In Bat Yam waren schließlich nur drei deutsche Schwimmerinnen schneller als Bosslet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort