Auf dem Weg zum Abi begleiten

St Ingbert · Die Hilfe erfolgt finanziell und durch Seminare und Workshops: Nach vier Jahren als Start-Stipendiatin empfiehlt Kristina Schleiger diese Institution anderen jungen Menschen mit Migrationshintergrund.

 Die St. Ingberterin Kristina Schleiger an ihrem Schreibtisch. Sie war vier Jahre Stipendiatin der Start-Stiftung. Stolz präsentiert sie hier ihr Abi-Zeugnis und ein Zertifikat, das sie bei einem Seminar der Stiftung erhalten hat. Foto: Cornelia Jung

Die St. Ingberterin Kristina Schleiger an ihrem Schreibtisch. Sie war vier Jahre Stipendiatin der Start-Stiftung. Stolz präsentiert sie hier ihr Abi-Zeugnis und ein Zertifikat, das sie bei einem Seminar der Stiftung erhalten hat. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. "Bildung muss sich lohnen" oder "Bildung für Jedermann" könnte ein Stipendiaten-Programm überschrieben sein, dass Jugendlichen mit Migrationshintergrund zugute kommt. Seit 2005 gibt es das Start-Stipendium, von dem derzeit 30 saarländische Schüler profitieren, bundesweit sind es 635. Saarländische Partner der Start-Stiftung sind beispielsweise das Kultusministerium, die Europäische Akademie Otzenhausen, die Ingenieurkammer und einige Kreditinstitute. Ziel des Stipendiums ist es, die Schüler im Laufe der drei- bis vierjährigen Förderung bei ihrem Wechsel auf ein Gymnasium zu unterstützen und sie bei ihrem Weg zum Abitur oder Fachabitur zu begleiten. Dies erfolgt sowohl finanziell als auch mit Hilfe von Seminaren und Workshops .

Eine junge Frau, die Start-Stipendiatin ist und an der Gesamtschule Rastbachtal in Saarbrücken ihr Abitur gemacht hat, ist Kristina Schleiger aus St. Ingbert . Seit acht Jahren ist die gebürtige Russin in Deutschland und konnte kaum ein Wort Deutsch, als sie mit ihren Großeltern und ihrer Mutter hierher kam. Als sie mit ihrem sechsmonatigen Sprachkurs begann, konnte sie gerade mal das Alphabet. "Es war nicht einfach in der Schule", sagt die heute 20-Jährige über ihre Zeit an der Realschule in Rohrbach, "dadurch, dass ich wenig verstanden habe, schüchtern bin und Probleme mit der Kommunikation hatte, haben mich manche Mitschüler wohl als arrogant empfunden."

Eine Lehrerin nahm sich ihrer an und gab Nachhilfe in der für die Russin neuen Sprache. Diese Lehrerin war es auch, die Kristina zum Beantragen des Stipendiums riet. Alles musste dann ganz schnell gehen, denn erst am letzten Tag vor Ende der Bewerbungsfrist hatte sie die Fördermöglichkeit durch die Stiftung im Internet entdeckt. Nach vier Monaten und mehreren Bewerbungsdurchgängen bekam Kristina die begehrte Förderung. Es sind nicht nur die 100 Euro Bildungsgeld, über die sie monatlich verfügen kann, und die Zusatzförderung von 500 Euro im Jahr, von denen sie beispielsweise Bücher, Mathe-Nachhilfe, einen Tisch, einen Schreibtischstuhl oder auch ihre Brille bezahlt hat, die das Stipendium so interessant machen. Neben vielen anderen Treffen gibt es einmal im Halbjahr ein Pflichtseminar in Frankfurt oder Darmstadt, wo sich die Stipendiaten treffen. "Das ist wie in einer großen Familie. Das Programm ist wirklich toll und meine mittlerweile beste Freundin habe ich auch dort getroffen", so Kristina.

In diesem Kreis unter Gleichgesinnten habe sie gelernt, offener zu sein und sie lernte mit einem Coach, Referate zu halten, was ihr auch in der Schule half. Auch als es in der Schule schwierig wurde, sie von einem Durchschnitt von 1,6 auf 3,4 rutschte und sie daraufhin die Schule wechselte, stand die Stiftung hinter ihr. Im persönlichen Gespräch wurde ihr vom Landeskoordinator der Start-Stiftung Mut gemacht. "Die waren total nett und der Schulwechsel hat dann auch viel gebracht", ist die Stipendiatin heute noch froh, über das ihr entgegen gebrachte Vertrauen.

Nun hat sie ihr Abi mit einem Schnitt von 1,7 in der Tasche, will Buchwissenschaften mit Nebenfach Wirtschaftswissenschaften studieren oder auch Übersetzerin für Russisch und Englisch werden, wofür sie sich in Heidelberg und Mainz beworben hat. Als Alumni und Coach wird sie die Stiftung weiterhin unterstützen. Anderen Jugendlichen mit Migrationshintergrund kann sie nur raten, sich ebenfalls zu bewerben: "Es lohnt sich, nicht nur wegen des Geldes. Uns wurde gezeigt, dass es viele Chancen gibt und man hat uns motiviert und das Gefühl gegeben, dass in uns was Besonderes steckt", ist sie dankbar für die Förderung in einem Land, das, auch durch die Hilfe des Stipendiums, nun zu ihrer Heimat geworden ist. Und auch das Sprachproblem hat sie schon lange nicht mehr.

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