Auch auf unbequeme Fragen gab es freundliche Antworten

Homburg/St Ingbert · Biosphäre, Bevölkerungsentwicklung, Strukturreform – die Fragen aus dem Publikum bildeten aktuelle und für den Kreis relevante Themen ab bei der Landrats-Podiumsdiskussion. Die Kandidaten stimmten meist überein.

Damit hatte längst nicht jeder gerechnet: Trotz schönstem Frühlingswetter war die St. Ingberter Stadthalle am Montagabend schon kurz vor 19 Uhr richtig gut gefüllt. Die Podiumsdiskussion von SZ und SR mit den beiden Landrats-Kandidaten Peter Nagel (CDU) und Theophil Gallo (SPD) zog die Menschen in den Saal. Viele saarpfälzische Kommunalpolitiker, aber auch normale Bürger wollten wissen, wofür beide Kontrahenten stehen. Sofern man von Kontrahenten sprechen möchte. Unterschiedliche Positionen auszumachen, war nicht einfach. Der größte Unterschied zwischen beiden war ihr Sprachstil: Nagel im Polit-Stakkato, Gallo präsentierte sich als der eher stille, zurückgenommene Typ. In ihren Einschätzungen stimmten beide meist überein. Was einen St. Ingberter Bürger kurz vor Ende der Diskussion zu der unwirschen Äußerung veranlasste: "Alles weichgespült." Als sich die interessierte Zuhörerschaft auflöste, gab es aber auch ganz andere Kommentare. "Gelungene Veranstaltung" hieß es da unter anderem. Während Nagel und Gallo auf dem Podium betont freundlich miteinander umgingen, kamen aus dem Publikum differenzierte und auch harsche Nachfragen und Einwürfe. Adam Schmitt, Chef der Grünen auf Kreisebene, griff die zuletzt viel diskutierte Gebietsreform und damit letztlich die Existenzberechtigung der Kreisverwaltung auf. Kein Wunder: am Saarpfalz-Kreis wollen weder der CDU- noch der SPD-Mann rütteln.

Charlotte Mast (Grüne St. Ingbert) und Peter Hack, FWG Mandelbachtal, ging es um die Biosphäre. Mast warf die Frage auf, ob das Thema nicht besser vorankäme, wenn der Landrat die Zügel beim Zweckverband in Händen hielte. Ein Gedankengang, den beide nicht von der Hand wiesen. Hack gab den Landratskandidaten mit auf den Weg, mehr Bürgerbeteiligung bei Entscheidungsprozessen zu ermöglichen. Lutz Hecker, der für seine Erläuterung, Kreisvorsitzender der AfD zu sein, vereinzelte Buh-Rufe erntete, wollte wissen, was die Kandidaten für junge Familien zu tun gedenken. Passende Rahmenbedingungen (Nagel) und professionelle Unterstützung (Gallo) ist beiden Kandidaten wichtig. Um Demographie ging es auch Norbert Benz. Er monierte, dass die Zahl der Geschäfte vor Ort weniger werde und warb dafür, die Behördenstrukturen vor Ort nicht auszudünnen. Pascal Conigliaro (SPD-Mitglied) ging es um Investitionen in weiterführende Schulen. Eine ungemütliche Frage warf Petra Schweitzer ein, die für die SPD in den St. Ingberter Stadtrat will: Sie erinnerte unter anderem an Nagels Dienstwagen-Affäre, die 2006 für Schlagzeilen gesorgt hatte. Sie wünsche sich einen integren Landrat, betonte sie. Nagel antwortete, die Geschichte sei moralisch betrachtet ein Fehler gewesen, für den er sich entschuldigt habe. Strafrechtlich sei das Ganze aber nicht relevant gewesen.

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