Asiatischer Pilz lässt fast alle Eschen sterben

St. Ingbert · Putziger Name, brutale Wirkung: Ein Pilz namens „Falsches Weißes Stengelbecherchen“ tötet Eschen innerhalb kurzer Zeit. Der gesamte Bestand im Saarland ist gefährdet. Allein an den Straßen müssen tausende Bäume gefällt werden.

 Rund 700 Hektar ist der Waldbestand an Eschen im Saarland. Von denen seien bereits rund 70 Prozent durch den eingeschleppten Pilz befallen und werden wohl absterben. SZ-Archivfoto: dpa

Rund 700 Hektar ist der Waldbestand an Eschen im Saarland. Von denen seien bereits rund 70 Prozent durch den eingeschleppten Pilz befallen und werden wohl absterben. SZ-Archivfoto: dpa

Eschenholz ist sehr hart. Winfried Lappel, Baumfachmann beim saarländischen Umweltministerium, berichtet, dass zum Beispiel Axt- und Spatenstiele oft aus diesem Holz geschnitten werden - es dürfte auch dem stärksten Mann nicht gelingen, solch ein starkes Stück zu brechen. Das "Falsche Weiße Stengelbecherchen", ein aus Asien stammender, nur zwei Millimeter großer Pilz, und seine noch viel kleineren Sporen können das aber. Sie befallen die Blätter und Triebe der heimischen Eschen und zersetzen die Bäume regelrecht, und zwar von außen nach innen, vom Dünnen ins Dicke.

Das Schlimme daran: Alles geschieht innerhalb weniger Jahre oder gar nur in Monaten. Es ist eine Art Blitz-Baumsterben. Als die Straßenbauverwaltung kürzlich eine stattliche Esche fällte, weil sie vom Pilz infiziert war, "flog sie in tausend Fetzen, das Holz war total brüchig", staunte Klaus Kosok, der Sprecher des Landesbetriebes für Straßenbau im Saarland . Das befallene Holz taugt allenfalls fürs Verbrennen, es ist nicht mehr vermarktbar. Allein an den Autobahnen, Bundes- und Landstraßen an der Saar stehen 6500 Eschen , und es ist zu befürchten, dass sie alle weichen müssen, weil sie dem Pilz nichts entgegenzusetzen haben und eine große Gefahr für die Verkehrssicherheit darstellen. Es gibt derzeit keine chemischen oder natürlichen Waffen gegen den Eindringling, der seit gut zwanzig Jahren in Mitteleuropa beobachtet wird, sich in Richtung Westen ausbreitet und mittlerweile in 26 europäischen Ländern wütet. Lappel vergleicht das Ausmaß des Geschehens mit dem großen Ulmensterben der 1910er Jahre ("Ulmenwelke-Pilz"), mit dem Unterschied, dass die Eschen rasanter weggerafft werden. Anders als bei anderen kranken Straßenbäumen, die man mit Rückschnitten und anderen Pflegemaßnahmen zu erhalten versucht, verlangt das Eschensterben nach Worten von Kosok ein schnelles und rigoroses Eingreifen, sprich: Säge. So sind Forstleute in diesen Tagen überall im Einsatz, um die kranken Straßen-Eschen wegzunehmen. Im Regionalverband sind auch die Autobahnen A 1, A 620 und A 623 betroffen, außerdem die Landstraßen 270 zwischen Altenkessel und Riegelsberg und L 272 zwischen Rockershausen und Riegelsberg.

Auch die Eschen in den Wäldern sterben. Nach Auskunft von Lappel sind zwei bis drei Prozent des saarländischen Waldbestandes Eschen , das entspricht einer Fläche von 700 Hektar. 70 Prozent des Bestandes sei befallen. Lappel rät, sich nicht im Bereich von Eschen aufzuhalten. Nach seinen Worten versucht man derzeit auf Hochtouren, das Sterben aufzuhalten, etwa durch Klonen von einzelnen robusten Bäumen.

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