Archäologie Sensationsfund aus dem Grumbachtal

Homburg/Sengscheid · Im Europäischen Welterbejahr 2018 gelang saarländischen Archäologen ein einmaliger Fund. Bei Sengscheid stießen sie auf einen unversehrten Grabhügel aus der Eisenzeit. Die Funde sind jetzt auch im Museum zu sehen.

 Constanze Höpken (links) und Johannes Schönwald (rechts) vom Landesdenkmalamt sowie Grabungsleiterin Dagmar Wilhelm im Sommer vergangenen Jahres an der Fundstelle des eisenzeitlichen Grabhügels im Grumbachtal.

Constanze Höpken (links) und Johannes Schönwald (rechts) vom Landesdenkmalamt sowie Grabungsleiterin Dagmar Wilhelm im Sommer vergangenen Jahres an der Fundstelle des eisenzeitlichen Grabhügels im Grumbachtal.

Foto: Cornelia Jung

Im Zuge der Vorbereitungen für den Neubau der Grumbachtalbrücke auf der A6, der im kommenden Monat starten wird, wurden auf einem Feld bei Sengscheid auch archäologische Funde gemacht. Bei den Grabungen des Landesdenkmalamtes, die von Ende 2017 bis in den Sommer 2018 hinein stattfanden, kamen in der Nähe der Brücke bauliche Reste aus der Römerzeit zum Vorschein. Schon diese, datiert ins zweite bis dritte Jahrhundert, waren etwas Besonderes, obwohl die Funddichte rings um den Großen Stiefel bisher im Allgemeinen schon sehr ergiebig war. Doch noch viel spektakulärer war eine zweite Fundstelle menschlicher Besiedlung, die gegenüber der Römergrabung auf der anderen Seite des Feldweges entdeckt wurde.

Denn bei den Steinsetzungen, die laut Grabungsleiterin Dagmar Wilhelm auf das erste Jahrtausend vor Christus geschätzt wurden, handelte es sich um Reste eines eisenzeitlichen Grabhügels, der einen Durchmesser von knapp zehn Metern hatte. Er beinhaltete fünf Körpergräber, von denen drei leer waren. Doch in zwei Gräbern wurden insgesamt zwei Armringe aus Ölschiefer und zwei Halsreife, vermutlich Reste eines Ohrrings und eine Fibel, eine Gewandspange für das Zusammenhalten der Kleidung, aus einer Kupferlegierung gefunden.

Aufgrund der Grabbeigaben wurde darauf geschlossen, dass es sich um Frauengräber handelt. Die Grabgruben waren mit dicken Steinpackungen bedeckt, die sich nur rund 40 bis 50 Zentimeter unter der Grasnarbe befanden. Wahrscheinlich war das Gelände oberhalb dieses Fundes immer Weideland, denn wäre es Ackerland gewesen, hätten Pflüge im Laufe der Zeit den Grabhügel zerstört.

Die Armringe zeugen nach Angaben des Landesdenkmalamtes von hohem Handwerkskönnen. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammen die beiden Armreife aus dem Gebiet des Zentralmassivs,  womit der Fund zudem weitreichende Handelsbeziehungen in der Zeit des 6. Jahrhunderts vor Christus belegt. Der Fund wurde feucht ins Labor transportiert und dort geröntgt, um sich ein Bild von dessen Erhaltungszustand zu machen. Bei den metallischen Gegenständen erschien ein Halsreif noch recht stabil – er wies noch einen Metallkern auf – während die anderen zu diesem Zeitpunkt einen starken Zerstörungsgrad erahnen ließen.

Die beiden Armringe aus Ölschiefer, einem brennbaren organischen Material, das vor rund 290 Millionen Jahren natürlich entstand, waren früher mit Ziereinlegearbeiten aus Zinn versehen. An ihnen wurde nach der Bergung verbliebenes Erdreich schonend mit Wasser aus einer Airbrush-Pistole „freigestrahlt“. Um ein schnelles Austrocknen und damit ein Reißen des Materials zu verhindern, wurden die beiden gut erhaltenen Stücke in eine Konservierungslösung verbracht. In dieser verbleiben sie, bis sie sich restlos damit vollgesogen haben. Später wird aus ihnen ein Trockenpräparat hergestellt.

So konserviert sind sie derzeit auch im Museum für Vor- und Frühgeschichte am Saarbrücker Schlossplatz zu bewundern. Funde wie diese Ölschieferinge sind selten – in Kombination mit den feinen Zinneinlagen sind die beiden sogenannten „Grumbachtalringe“ sogar Unikate, für die bisher Vergleichsbeispiele fehlen.

 Derzeit sind die Grumbachtalfunde in Saarbrücken im Museum für Vor- und Frühgeschichte zu sehen.

Derzeit sind die Grumbachtalfunde in Saarbrücken im Museum für Vor- und Frühgeschichte zu sehen.

Foto: Cornelia Jung

Im Europäischen Kulturerbejahr 2018 waren diese Funde also für die saarländische Archäologie eine kleine Sensation. Auch für Grabungsleiterin Dagmar Wilhelm war der Fund, an den sie noch lange denken wird, eine Premiere: „So etwas habe ich mir als Archäologin schon immer gewünscht.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort