Anwohner fühlen sich alleingelassen

St Ingbert/Rohrbach · Lärmgeplagte Anwohner aus den Wohngebieten beim Diedesbühl wollen keine Ruhe geben. Gegenüber der SZ machten sie deutlich, dass der Runde Tisch zum Lärmschutz in Rohrbach einzuschlafen drohe. Zudem gibt es Vorwürfe in Richtung Rathausspitze, die die Suche nach einvernehmlichen Lösungen durch bewusste Untätigkeit verhindere.

 Das Diedesbühl-Gelände, wo die Firma Festo nach Rodungen ihren Erweiterungsbau errichten will, im Hintergrund die Autobahn (Foto oben). Anwohner aus den Wohngebieten am Diedesbühl (von links): Norbert Funk, Marie-Luise Schlapp, Heiko Schlapp und Hans Georg Schlapp. Fotos: Oliver Bergmann/Manfred Schetting

Das Diedesbühl-Gelände, wo die Firma Festo nach Rodungen ihren Erweiterungsbau errichten will, im Hintergrund die Autobahn (Foto oben). Anwohner aus den Wohngebieten am Diedesbühl (von links): Norbert Funk, Marie-Luise Schlapp, Heiko Schlapp und Hans Georg Schlapp. Fotos: Oliver Bergmann/Manfred Schetting

. Anwohner der Rohrbacher Wohngebiete nahe dem Diedesbühl treibt zunehmend die Sorge um, mit den Lärmproblemen nach dem Kahlschlag des Gewerbegebietes alleingelassen zu werden. In einem Redaktionsgespräch schilderten Marie-Luise, Hans Georg und Heiko Schlapp sowie Norbert Funk, Bewohner der Straßen Auf der Platte und Am Pfeifferwald, ihre intensive Bemühungen zum Thema Lärmschutz im Austausch mit der Stadt, dem Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) und der Festo. "Das geht inzwischen seit einem halben Jahr. Die verträgliche Lösung, die wir anstreben, ist aber bis heute nicht in Sicht", meint Norbert Funk.

Obwohl die Wohngebiete nach der Komplettrodung des 14 Hektar großen Waldgebietes um die Jahreswende durch den Autobahnlärm einen um ein Mehrfaches gestiegenen Lärmpegel ausgesetzt seien, schreiben die Rohrbacher mittlerweile auch "der Gleichgültigkeit und Untätigkeit der Verwaltung und Teilen der Kommunalpolitik" zu, die für sie zu erkennen sei. Dabei sieht Funk die Stadt geradezu in einer moralischen Pflicht, für einen ausreichenden Lärmschutz ihrer Bürger zu sorgen.

Umso ärgerlicher ist es für die betroffenen Anwohner, dass der Runde Tisch zum Lärmschutz in Rohrbach nur noch auf dem Papier existiere. Der Runde Tisch habe sich Anfang April getroffen - mit Vertretern aus der Verwaltung, dem Ortsrat und betroffener Bürger. Damals seien auf der Suche nach einer einvernehmlichen Lösung ein Dreigespräch zwischen Verwaltung, LfS und Festo vereinbart worden. Der ersten Sitzung sei bis heute keine zweite gefolgt. "Der Runde Tisch war für die Rathausspitze wohl nur ein Feigenblatt für Stadtrat und Öffentlichkeit", kritisiert Funk - vor allem in Richtung Oberbürgermeister.

Zur Kritik an dessen Haltung zählen ganz konkrete Vorwürfe: Alle Gespräche und Kontakte der Anwohner am Diedesbühl liefen ausschließlich über Oberbürgermeister Hans Wagner und den Stadtpressesprecher Peter Gaschott. Der Pressesprecher habe dabei offenbar die Aufgabe, alle Vorschläge abzuwehren. Ein Eindruck, der sich aus Sicht von Norbert Funk und Hans Georg Schlapp, verstärkt habe, "weil die Fachabteilungen bis heute keinen rathausinternen Auftrag haben und daher in Sachen Lärmschutz am Diedesbühl gar nichts unternehmen".

Eine Möglichkeit für die Verwaltung, in ihrer Sache nach monatelanger Untätigkeit etwas zu unternehmen, sehen die Anwohner im städtischen Haushalt, der Anfang Juli beschlossen wurde. Danach könne die Stadt 300 000 Euro, inklusive der Festo-Gelder für ökologische Ausgleich-Maßnahmen, für den Lärmschutz an der Autobahn bei Hassel und Rohrbach nutzen. Funk: "Dieses Geld könnte der Grundstock für den Lärmschutz im Bereich Diedesbühl sein." Und auch die Idee einer Lärmschutzwand mit Photovoltaik-Elementen an dem Gewerbegebiet werde ein Vorschlag bleiben, wenn er nicht mit gezielten Gesprächen und Planungen vorangebracht werde. Funk: "Die Stadt muss endlich deutlich machen, eine Lärmschutz-Lösung wirklich zu wollen."

Das machten nicht zuletzt die Änderungen nötig, die sich auf der Gewerbefläche inzwischen offenkundig abzeichneten und verdeutlichen, dass die bestehenden Lärmschutzwälle unwirksam, da lückenhaft und viel zu niedrig seien. "Das Absenken des Geländes auf acht Meter unterhalb des Autobahnniveaus begünstigt die Lärmausbreitung", erläuterte Funk. Auch die Festo-Werkshallen würden keine Dämpfungswirkung bringen. "Im Gegenteil", meinte der Anwohner. "Durch die zehn Meter hohen und 130 Meter langen Hallen entlang der Bahnlinie wird der Bahnlärm in das Wohngebiet sogar erheblich verstärkt:"

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